Direkt angesprochen und thematisiert haben wir den Krieg nicht. Nur ab und zu und unterschwellig war er da: Bei unseren ersten Aktionen draußen war ich überrascht, dass unsere Gäste immer wieder staunend nach oben sahen. Erst nach einer Weile habe ich verstanden, dass sie die Flugzeuge beobachten, die es seit zweieinhalb Jahren nicht mehr am ukrainischen Himmel gibt. Einmal ist ein relativ großer Militärhubschrauber über uns geflogen, da wurde die Gruppe kurz etwas ruhiger.
Auch eine andere Szene ist mir im Kopf geblieben: ich war gerade im Gespräch mit einer Betreuerin aus Tscherkassy, als plötzlich ihr Handy-Alarm losging. Das war die ukrainische Warn-App, die anzeigt, wenn russische Drohnen und Raketen im ukrainischen Luftraum unterwegs sind und es eine Gefahr für den Wohnort gibt. Im Grunde ist Tscherkassy weit von der Front entfernt. Bis auf die Dohnen und Raketen besteht keine große Gefahr. Nach Aussage der Betreuer geht das Leben und der Alltag weiter – nur unterbrochen von Todesmeldungen an der Front kämpfenden Freunden und Verwandten.
In unserer Integrationsgruppe werde ich hin und wieder mit dem Thema intensiver konfrontiert. Was ich nicht mache ist, das Thema direkt anzusprechen aber ich höre zu, wenn sich jemand öffnet. Ich glaube, damit fahren wir in der Gruppe ganz gut.