Kapelle in schneebedeckter Landschaft mit beleuchtetem Weihnachtsbaum davor
Weiße Weihnachten? Statistisch gesehen nur noch alle zehn Jahre. Foto: AdobeStock
Kindheitstraum oder Realität?

Weiße Weihnachten

Erinnerungen an Rodelausflüge, Schneeballschlachten und Schneemannbauen. Und jedes Jahr die gleichen Fragen: War Weihnachten früher nicht weißer? Und wie gut stehen die Chancen in diesem Jahr für Skitouren oder Winterwanderungen über die Feiertage? Gerhard Hohenwarter, Meteorologe bei der GeoSphere Austria, und der Deutsche Wetterdienst haben Antworten.

Chancen auf Weiße Weihnachten sinken

Und tatsächlich werden Weiße Weihnachten in den meisten Regionen Deutschlands immer seltener. Mit einem Vergleich der Referenzperioden 1961-1990 und 1991-2020 zeigt der Deutsche Wetterdienst (DWD), dass die Chance auf Weiße Weihnachten mit einer Schneedecke an allen drei Tagen im Mittel von Deutschland um 13 Prozentpunkte und regional sogar um bis zu 44 Prozentpunkte zurückgegangen ist. Dies bedeutet eine prozentuale Abnahme von 52 Prozent für drei Tage mit Schnee an Weihnachten. Zu spüren bekommt das insbesondere der Süden – war er doch bisher bevorzugt, was die weiße Pracht um den 24. Dezember angeht. In München zum Beispiel lag die Wahrscheinlichkeit für Schnee an Weihnachten in der ersten Referenzperiode bis 1990 bei 33,3 Prozent, in der zweiten bis 2020 ist sie um 19,5 auf 13,8 Prozent gesunken. In Berlin ging sie um 10 Prozentpunkte runter auf 6,7 Prozent, die gleichen Werte wurden für Hamburg ermittelt. Mit 3,3 Prozent hat Köln wohl die geringsten Chancen, in der ersten Referenzperiode lagen sie immerhin noch bei 10 Prozent.

Statistisch gesehen kommt es nur noch alle zehn Jahre vor, dass an Heiligabend und den Weihnachtsfeiertagen Schnee liegt. Verantwortlich ist mal wieder der Klimawandel. Auswertungen zeigen, dass die Winter in allen Höhenlagen in den letzten Jahren wärmer wurden – dieser Trend wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit fortsetzen.

Die Karte zeigt die Wahrscheinlichkeit Weißer Weihnachten vom 24. bis 26. Dezember in der Referenzperiode 1961-1990 (links) und 1991-2020 (rechts). Quelle: DWD

Schnee in den Alpen?

Selbst der bergbegeisterte Meteorologe Gerhard Hohenwarter erinnert sich an ein Weihnachten besonders, an dem es bei ihm zuhause in Villach einen halben Meter Neuschnee innerhalb weniger Stunden gegeben hat. Doch selbst in den Alpen ist das nicht die Norm, zumindest im Tal ist Schneefall am 24. Dezember eher selten. In höheren Lagen hingegen ist es eher selten, dass gar kein Schnee liegt. Aber wie stehen nun die Chancen für Weihnachten 2024?

Es gibt heuer tatsächlich bevorzugte Regionen, wo es am Heiligen Abend richtig cool sein könnte. Zum Beispiel vom Arlberg her, also Lechtaler Alpen, entlang des Alpenrandes nach Kitzbühel bis hin in die Steirische Ramsau, wo es ab 23. Dezember mit hoher Wahrscheinlichkeit schneien wird. Und das laut aktueller Wettermodelle auch ziemlich weit runter. Fraglich ist nur, ob schon am 24. Dezember die Warmfront von Westen her kommt, die die Schneefallgrenze in die Höhe treibt. Im Süden, also Südtirol, Ostirol und Kärnten, hingegen wird es wohl keine weiße Weihnacht geben.
- Gerhard Hohenwarter

Für alle, die an den Feiertagen auf jeden Fall in die Berge möchten, hat der Meteorologe auch ein paar Tipps, wie man anhand regelmäßiger Wetterbeobachtungen ableiten kann, wo die Bedingungen gerade besonders gut sind: „Als begeisterter Skitourengeher setze ich mich eh vor jeder Tour mit dem Wetter auseinander, und das sollten eigentlich alle, die gerne draußen unterwegs sind, versuchen, auch selbst zu machen. Dazu muss man eben das Wetter regelmäßig beobachten – einfach aufgrund eines schönen Fotos auf Instagram an ein bestimmtes Ziel zu fahren, ist nicht sinnvoll. Schließlich können die Verhältnisse dort inzwischen ganz anders sein. Gerade im Winter ist es also essenziell, sich täglich mit dem Wetter in der Region zu beschäftigen, wo man hin möchte. Wer in den Alpen lebt, schaut einfach aus dem Fenster und hat es dementsprechend leicht. Wer in München oder Wien zuhause ist, muss wirklich regelmäßig die Temperaturen der Wetterstationen checken, Webcams anschauen etc. Ein bisschen komplizierter ist da das Zusammenspiel aus Temperatur, Niederschlag und Feuchtigkeit, das einen großen Einfluss auf die Schneeverhältnisse hat. Generell gilt im Winter: Je trockener die Luft ist, desto länger konserviert sich der Pulverschnee.“

Gerhard Hohenwarter ist Meteorologe und begeisterter Skitourengeher. Foto: privat

Das DAV Bergwetter zum Beispiel gibt detaillierte Auskunft zu den verschiedenen Bergregionen, der Lawinenlagebericht ist eine weitere Informationsquelle, die es regelmäßig und besonders vor der Tour zu studieren gilt.  

Planung für Touren im Gelände

Online findet man vor allem Schneehöheninfos aus Skigebieten, dabei kann die Situation im Gelände direkt daneben schon eine andere sein. Woher bekomme ich dazu Infos? „Auch hier helfen die Lawinenwarndienste weiter, in Österreich ist das gut zusammengefasst unter lawis.at. Dort sieht man auch gut das Zusammenspiel aus frischem Schnee und Wind, also wie es die Schneehöhe dann richtig zusammenhaut. Sehr zu empfehlen sind auch einfach Webcams, die wirklich ein sehr gutes Bild der Situation vor Ort geben, das nutzen selbst wir in der Meteorologie oft“, rät Gerhard Hohenwarter.

Generell gilt im Winter natürlich, dass Touren im Gelände – egal ob zu Fuß, mit Tourenski oder auf Schneeschuhen – sorgfältig geplant werden müssen. Die DAV-Sicherheitsforschung hat sich zum Beispiel ausführlich mit Notlagen beim Winterwandern beschäftigt. Und erklärt, wie man diese vermeiden kann.

Das komplette Interview mit Gerhard Hohenwarter gibt's übrigens in der neuesten Folge der Bergnews.