Ein gepflegter Ski sollte Kanten scharf wie Rasiermesser und einen Belag glatt und geschmeidig wie ein Kinderpopo haben und so gut laufen wie Usain Bolt! Die Grundpflege lässt sich gut und ohne großen Material- und Kostenaufwand selbst bewerkstelligen.
Tipps:
Häufig Skibelag wachsen, vor allem vor der Sommerpause
Ski säubern, Wachs auftragen, Einwirken, Abziehen, Bürsten & Polieren
Kaltwachs als kurzlebige Alternative für unterwegs
Skikanten schärfen nur für Ambitionierte
Kleine Belagsschäden mit Repairstift beheben
Profi-Service als jährliches Geschenk für deinen Ski
Wachsen
Skiwachs ist für den Belag, was das Öl fürs Getriebe oder was Schmiergelder bei manchen Politikern: Ohne läuft nichts!
Wann und wie oft? Je häufiger, desto besser! Das Aussehen des Belags dient als Indiz: Sieht der Belag stumpf aus, glänzt er nicht oder zeigt er bereits weißliche Flecken, ist es definitiv Zeit!
Welches Wachs: Gleitwachse, die heiß oder kalt aufzutragen sind, mit breitem Temperaturspektrum (Universalwachse). Kein Fluor: Fluorhaltige Wachse sind umweltbelastend und verringern zudem das Haften der Steigfelle
Was braucht man noch? Zum Auftragen des Wachses ist ein spezielles Wachs-Bügeleisen (ab 40 €) mit einstellbarer Temperatur am besten. Auch ein ausgedientes Bügeleisen ohne Dampf erfüllt notfalls den Zweck. Weiterhin ist ein Mikrofasertuch (oder feines Baumwolltuch), Nylonbürste (kein Metall) und eine spezielle Wachs-Abziehklinge nötig. Zum erleichterten Arbeiten sind spezielle Einspannsysteme für Ski (ab 100 €) von Vorteil – mit etwas Geschick kann man sich auch eigene Alternativen basteln. Um die Skistopper zu fixieren – sonst stören sie beim Arbeiten – benötigt man einen kurzen und festen Gummi.
Wie geht es? Arbeitsplatz und nötige Materialien vorbereiten, den Ski plan einspannen und Skistopper fixieren.
Nun wird erst der Belag gereinigt: mit der Wurzelbürste ausbürsten und mit Tuch feinere Rückstände entfernen. Dabei streift man von der Spitze zum Ende Schmutz, Wachs- oder Kleberreste ab.
Im nächsten Schritt wird das Wachs aufgetragen. Bügeleisen auf die nötige Temperatur (z.B. 130°) erhitzen, diese ist auf der Packung des Skiwachses angegeben. Arbeitet man mit einem ausgedienten Haushaltsbügeleisen, sollte man die Einstellung für Seide oder Wolle wählen. Das Wachs wird nun direkt auf der Fläche des Eisens erhitzt bis es schmilzt. Dabei hält man das Bügeleisen etwa 20 cm über den Ski, so dass das schmelzende Wachs auf den Belag tropft, und geht dabei langsam über die gesamte Länge des Skis, bis sich etwa alle 5-8 cm ein Tropfen Wachs auf dem Belag befindet. Diese Wachstropfen werden anschließend flächig auf den Belag gebügelt, bis der komplette Belag von einer feinen Wachsschicht bedeckt ist. Wichtig: Von der Spitze zum Skiende arbeiten und nie zu lange mit dem heißen Bügeleisen auf einer Stelle verweilen – das Wachs darf auf keinen Fall rauchen!
Die nun aufgetragene Wachschicht muss bei Raumtemperatur mindestens 30 Minuten erkalten und einwirken – derweil kann man den anderen Ski behandeln.
Nach dem Einwirken wird das Wachs mit der Abziehklinge von der Spitze zum Ende hin abgezogen, bis sich kein überständiges Wachs mehr auf dem Belag befindet. An einer Ecke haben Abziehklingen eine kleine rechtwinklige Aussparung, mit dieser wird das Wachs von den Kanten entfernt. Mit der Wurzelbürste bürstet man nun den Belag aus und poliert ihn mit dem Mikrofasertuch – wie immer von der Spitze zum Ende arbeiten. Der Belag sollte nun eine glänzende Struktur haben und die Rillenstruktur des Belags ist erkenntlich.
Alternative Kaltwachs – Als Alternative für unterwegs oder auf Skidurchquerungen bietet sich Kaltwachs an. Es wird direkt aus der Tube ohne Erhitzen auf den sauberen Belag aufgetragen. Gute Kaltwachse haben auf der Packungs-Rückseite eine kleine Bürste, mit der nach dem 30-minütigen Einwirken abgebürstet wird. Kaltwachse sind zwar wenig zeitaufwendig, wirken aber in der Regel nur für eine Tour. Zur richtigen Belagspflege ist regelmäßiges Heißwachsen unerlässlich.
Kanten schleifen!
Scharfe griffige Kanten sind auf der Piste das A und O, aber auch auf Tour bei harten Steilabfahrten sind sie wichtig. Um seinem Ski selbst scharfe Kanten zu verpassen, braucht man einen speziellen Skikantenschärfer (ab 40 €) und eine Diamantfeile und auch hier ist ein für Ski konzipiertes Einspannsystem eine riesige Erleichterung. Wie geht´s? Prinzipiell ist das eigenhändige Kantenschärfen nicht ohne Tücken, wer nicht sauber arbeitet, kann seinen Ski dabei auch ruinieren oder sich an den scharfen Kanten ernsthaft verletzen. Der Ski wird in einem 60° Winkel fixiert. Die Feile des Skikantenschärfers wird richtig (in Laufrichtung) eingelegt, auf den gewünschten Kantenwinkel (üblich sind 88-90°) eingestellt und auf die Skikante gesetzt. Nun zieht man mit langen (ca. 20 cm), gleichmäßigen Zügen und ohne Druck von der Spitze zum Ende hin die Kante ab. Eisenspäne mit Tuch entfernen. Mit der Diamantfeile werden zu guter Letzt Verkraterungen in der Kante manuell planiert. Achtung: Verletzungsgefahr!
Belag ausbessern
Größere Schäden im Belag auszubessern, ist nichts für Laien. Kleinere Kerben und Kratzer jedoch können mit einem sogenannten Repairstift – idealerweise in Farbe des Belags – ausgebessert werden. Der Repairstift wird mit einer Kerze entflammt und das schmelzende Material in die geschädigte Stelle getropft; dabei akkurat und vorsichtig arbeiten. Bei tieferen Kerben muss das eingetropfte Material zwischendrin gut erkalten, bevor die nächste Schicht aufgetragen wird. Überstände oder Reste werden mit einem Teppichmesser entfernt. Bei größeren Schäden oder Kratern in Kantennähe sollte man besser Profis dranlassen.
Professioneller Skiservice
Ein professioneller Skiservice mit Wachsen, Belag ausbessern und Kantenschleifen sollte für jeden Tourenski einmal im Jahr drin sein. In der Regel wird das zum Saisonstart erfolgen. Es ist aber auch eine gute Variante, den Ski zum Saisonende in Topzustand einzumotten, das schont den Belag ungemein und fördert die Langlebigkeit. Eine Wachskur von Belag und Kante (auch seitlich) vor der Sommerpause sollte man auf jeden Fall tätigen!