Bagger in einer großen Mulde am Ausbaggern eines Speicherteichs für künstliche Beschneidung.
Bau des Speichersees für die Beschneiung am Sudelfeld. Foto: DAV/Steffen Reich
Raumverbrauch durch Skitourismus

Erschließungsspirale stoppen

Klimawandel, Abnahme der Schneesicherheit, stagnierende Skifahrerzahlen: Skigebiete befinden sich alpenweit in einem Verdrängungswettbewerb. Immer höher und größer darf nicht die Lösung sein!

Umfangreiche Infrastruktur

Der Massentourismus in den Alpen ist an umfangreiche Infrastruktureinrichtungen gebunden. Vor allem mit dem Skitourismus gehen starke Veränderungen der alpinen Landschaften ein­her.

Der Skitourismus - Ausbaugrenzen erreicht?

Das Skifahren und der Skitourismus ist aus den Alpen nicht wegzudenken und war bzw. ist ein elementarer Teil der wirtschaftlichen Entwicklung des Alpenraumes.

1954 gab es im Alpenraum ca. 105 Skigebiete, die im Durchschnitt 5 Pistenkilometer aufwiesen. In der Zwischenzeit hat sich natürlich sehr viel getan: heute sind es rund 600 Skigebiete mit im Schnitt 55 Pistenkilometer.

Entwicklung der Anzahl und Größe der Skigebiete zwischen 1954 (schwarz) und 2012 (rot). Quelle: Tobias Hipp

Vom Familienskigebiet zum Großskigebiet

Heute haben sich viele der ehemalig kleinen Skigebiete zu tälerübergreifenden Skischaukeln zusammengeschlossen, die größten haben mehr als 600 Pistenkilometer (z.B. Les Trois Vallées). Und auch aktuell hält der Trend zum Verbund von mehreren Skigebieten an, obwohl die Alpen heute deutlich stärker erschlossen sind als früher.

Klimawandel verschärft Verdrängungswettbewerb

Der Klimawandel verschärft den Verdrängungswettbewerb und forciert weitere Erschließungen bzw. Zusammenschlüsse.

Die Beschneiungsstudie des DAV (Prof. Dr. Steiger) prognostiziert, dass in den Bayerischen Alpen bei einer Erwärmung von +2°C trotz künstlicher Beschneiung nur noch 40 Prozent der Skigebiete schneesicher sein werden (grüne Dreiecke, Graphik rechts). 60 Prozent können aufgrund der Erwärmung keinen ausreichend langen Skibetrieb mehr gewährleisten (rote Dreiecke, Graphik rechts).

Skigebiete versuchen daher, durch Neuerschließung in höhere Bereiche zu gelangen oder die Schneesicherheit durch noch schlagkräftigere Beschneiungsanlagen zu gewährleisten. Den kleineren und finanzschwächeren Skigebieten bleibt oft nur der Anschluss zu einem benachbarten Skigebiet als "lebensrettender" Weg übrig.

Bei dieser flächenhaften Ausbreitung der Skigebietsflächen kommen selbstverständlich noch technisch unerschlossene und naturbelassene Täler/Regionen unter die Räder.

Abhnahme der Schneesicherheit trotz Beschneiung bei einer Erwärmung der Jahresdurchschnittstemperatur um 2 Grad Celsius. Quelle: DAV - Beschneiungsstudie, Dr. Steiger
Der Alpenplan in den bayerischen Alpen. Quelle: DAV

Festlegung und Einhaltung von Erschließungsgrenzen

Der DAV lehnt den weiteren Ausbau der Tourismusinfrastruktur im Alpenraum außerhalb bereits erschlossener Gebiete ab.

Durch die verbindliche Festlegung klarer Ausbaugrenzen für technische Anlagen muss eine Erschließung neuer Geländekammern alpenweit verhindert werden.

In Bayern stellt der Alpenplan diesbezüglich ein bewährtes Instrument der Raum­ordnung dar, das langfristig erhalten werden muss.

Unberührte Natur als Kapital für nachhaltigen Tourismus

Übergeordnetes Ziel ist es den besonderen Wert der Alpenregion und die noch unerschlossenen Räume zu erhalten:

  • Neuerschließungen aus den bestehenden Erschließungsgrenzen sind abzulehnen.

  • Schutzgebiete sind Tabuzonen für technische Erschließungen.

  • Neue touristische Baumaßnahmen in bereits erschlossenen Gebieten sollen vorrangig der Qualitätssteigerung dienen. Damit soll eine Reduzierung der Belastungen von Boden, Wasser und Luft erreicht werden.

  • Gletschergebiete mit ihren Vorfeldern sind einzigartige ökologische Räume, die für wei­tere Erschließungen generell tabu bleiben müssen.

  • Erarbeitung neuer Konzepte für die Anpassung des Wintertourismus an den Klimawandel, insbesondere in den zukünftig weniger schneesicheren Gebieten.

Sanfte Tourismusformen brauchen unberührte Natur, hier im Blaueiskar im Bergsteigerdorf Ramsau. Foto: Wolfgang Ehn

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DAV-Beschneiungsstudie_21661.pdf 1.48 MB

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