Wir gehen in die Berge – und wie!?
Abenteuer beginnen jenseits der Komfortzone. Viele von uns zieht es gerade deshalb raus aus dem Alltag in die Natur und hinein ins Gebirge. Zum Bergsteigen, Klettern oder sogar auf Expedition. Zu großen oder auch kleinen Abenteuern.
„Oh ja, das Steinerne Meer … Mein Gott, das Steinerne Meer! … Das war ein steinernes Meer!“ (Gelächter) „Ja, der Abstieg war ganz schön gefährlich.“ „Und wie wir die Dolomitentour gemacht haben: Das war teilweise schon auch nicht ungefährlich. Also ich könnte wirklich nicht sagen, dass ich nie Angst gehabt hätte.“ „Aber wir waren halt so begeistert. Und Schwierigkeiten …, die haben wir einfach schnell vergessen. Weil es ist ja gutgegangen – und es war schee!“ („Mädlgruppe“, DAV Gruppe Grafing)
„Was Abenteuer ausmacht für uns, ist ein bisschen diese Ungemütlichkeit, das Unerwartete. Man weiß nicht, was kommt: Wo übernachtet man heute? Wird es heute Nacht kalt? Regnet es, und man hat keine Hütte, wo man sich unterstellen kann? Das Unbequemere, dafür aber Echtere!“ („Jugend Ä“, DAV München)
Zwischen den Erlebnissen und Erfahrungen der beiden Gruppen liegen mehr als 60 Jahre: In der künftigen Dauerausstellung des Alpinen Museums erzählen die noch sehr rüstigen Frauen der in den 1950er Jahren gegründeten Mädlgruppe und eine 2014 gegründete Jugendgruppe in Videos von ihren Bergabenteuern.
Was macht ein Abenteuer aus und begründet seine Faszination?
Abenteuer sind ja immer ein Wagnis, und so ist auch ein umfangreiches Kapitel dieses Ausstellungsbereichs siehe Kasten) mit „Unbekanntes entdecken“ betitelt. Ein besonders wildes Beispiel sind die „Bergvagabunden“: Eine ganze Generation arbeitsloser junger Bergsteiger machte sich in den 1920er- und 30er-Jahren auf, bisher noch nicht durchstiegene Routen in den Alpen zu klettern. Sie fuhren mit Fahrrad und Zelt in die Berge und hatten Freude am Abenteuer und am Ausprobieren des eigenen Mutes. Ein anderes großes Abenteuer, von dem in der Ausstellung mit originalen Fotos und aufgezeichneten Erinnerungen erzählt wird, war eine illegale DDR-Expedition ins Pamir-Gebirge in Tadschikistan. Die Dresdener Bergsteiger schlugen sich 1975 geheim, teilweise verkleidet, mit Tricks und der Hilfe Einheimischer bis an die Grenze zu Afghanistan durch, wo ihnen schließlich zwei Erstbesteigungen gelangen. Klaus Petzold, damals jüngster Teilnehmer, resümiert heute: „Andere Bergfahrten in den Kaukasus und nach 1990 in die Alpen waren teilweise schwieriger, aber die Erlebnisse in einem damals kaum erschlossenen und bekannten Gebirgsteil des Pamir mit seiner asiatischen Kultur waren sehr eindrucksvoll.“
Noch mehr Abenteuer ...
Neben den hier beschriebenen Kapiteln hat der Ausstellungsbereich „Abenteuer“ noch einiges mehr zum Schauen, Erfahren, Erleben und Ertasten zu bieten: Unter dem Titel „Raus aus dem Alltag“ wird ein „Berg an Ausrüstung“ aus allen Epochen des Bergsteigens präsentiert. (Nicht nur) für Kinder gibt’s ein Hütten-Matratzenlager. Ausführlich dargestellt wird die Himalaya-Forschungsexpedition der Brüder Schlagintweit Mitte des 19. Jahrhunderts. Original erhalten ist die Ausrüstung eines „Bergvagabunden“ der 1930er Jahre – Zelt und Schlafsack waren selbst genäht.
Weitere Themen: „Die Erforschung der Zugspitze“, „Gefahr und Scheitern“ und „Heldenerzählungen“.
Unbekanntes kann man freilich auch an und für sich ganz persönlich bei einem kleinen, einem „Mikroabenteuer“ entdecken: Eine bunt gemischte Gruppe von 6 bis 60 hat ein Video von einem Klettertag im Mittelgebirge gedreht, das in der Ausstellung zu sehen sein wird. In kurzen Audio-Schnipseln schildern die Frauen, Männer, Jugendlichen und Kinder, worin für sie Abenteuer beim Klettern speziell an Mittelgebirgsfelsen bestehen. Anka (43): „Eine Herausforderung ist für mich auch immer, meine Höhenangst zu überwinden.“ Angst als Teil des Abenteuers war und ist auch bei der Grafinger Mädlgruppe und der Münchner Jugendgruppe immer wieder Thema: „Natürlich gibt es Situationen, wo man Angst hat oder wo ein höheres Risiko ist“, berichtet eine der Jugendlichen. „Da lernt man einzuschätzen, wann Situationen noch akzeptabel sind und wann nicht.“ Und eine Gruppenfreundin bemerkt philosophisch: „Also ich würde schon sagen, dass eigentlich jede Tour eine persönliche Grenzerfahrung sein kann.“ Die Grafinger Bergsteigerinnen betrachten das im Nachhinein als robuste Berg- und Lebenserfahrungen: „Da war mal Gewitter, mal Schnee. Oder dann hat’s uns wieder hingehauen beim Hochgehen mit den Fellen … Und am Schluss hat’s immer geheißen: ‚Es war eine super Tour!‘“ Die Mädlgruppe war, wie es scheint, eh eine ganz schön harte Truppe: „Das hat’s ja nicht gegeben, mit diesen Trinkflaschen. Zu trinken hat’s unten und dann erst wieder auf der Hütte gegeben. Und zwischendrin hat man einen Kieselstein gehabt, der ist unter die Zunge gekommen – und das war’s.“
Schwerpunkte der Ausstellung
Die Dauerausstellung besteht aus insgesamt fünf Schwerpunkten. Neben dem Aspekt Abenteuer erwarten euch die Themen Körperempfinden, Leistung, Natur erleben und Gemeinschaft.
In Panorama wurden die Schwerpunkte der neuen Dauerausstellung genauer vorgestellt.