Geografie
Von den Ligurischen Alpen bis zur Stiefelspitze durchzieht der Apennin „Bella Italia“. Die Grenze zwischen Alpen und Apennin bildet der Colle di Cadibona (459 m), westlich von Genua. Die mit fast 3000 Meter höchsten Erhebungen hat der Apennin in den Abruzzen im Gran Sasso-Massiv.
Eingeteilt ist das Gebirge in den nördlichen Teil mit Ligurischem und Toskanisch-Emilianischem Apennin, den zentralen mit Umbrisch-Markesischem und Abruzzischem Apennin und den südlichen mit Samnitischem, Kampanischem, Lukanischem und Kalabrischem Apennin. Der südliche Apennin wird auch als Land der wandernden Madonnen bezeichnet: viele Gipfel sind mit Marienkapellen geschmückt, die Madonna-Statuen werden im Frühjahr und Herbst in feierlichen Prozessionen auf den Berg und wieder heruntergebracht.
Hohe & besondere Gipfel
Die höchsten Gipfel befinden sich im zentralen, genauer im Abruzzischen Apennin.
Der höchste ist der Corno Grande im Gran Sasso-Massiv mit 2912 Metern – wegen der einzigartig schönen und wilden Landschaft Sehnsuchtsziel vieler Italiener*innen. Erstbestiegen wurde der Gipfel bereits im Jahr 1573. Der unterhalb des Gipfels liegende Calderone-Gletscher ist einer der südlichsten Europas, aufgrund der Klimaveränderungen ist er inzwischen allerdings fast verschwunden. Hintergrundwissen um Thema Gletscher und Klimawandel gibt's in unserem Klimalehrpfad. Auf Platz 2 der höchsten Gipfel steht der Monte Amaro mit 2793 Metern im Maiella-Massiv.
Der Campo Imperatore ist zwar kein Berg, sondern eine riesige und beeindruckende Hochgebirgsebene im Gran Sasso-Massiv. Um genau zu sein: sie ist die größte Hochebene Europas – und schafft es deswegen auch in unsere Liste. Sie war bereits Drehort für knapp zwanzig internationale Kinofilme, darunter „Vier Fäuste für ein Halleluja“ oder „Der Name der Rose“.
Wege und Routen
Grand Italian Trail oder Sentiero Italia: rund 7000 Kilometer und 350.000 Höhenmeter. Ein guter Teil des Weitwanderwegs verläuft durch den Apennin. Er beginnt in Triest, durchläuft gegen den Uhrzeigersinn den gesamten Alpenbogen, folgt dem Apennin nach Süden und durchquert Sizilien und Sardinien.
Grande Escursone Appenninica (GEA): rund 425 Kilometer. Die Route führt vom Passo dei Due Santi an der Grenze von Ligurien zur Toskana über den Kamm des Apennins zum Passo di Bocca Trabaria an der Grenze zu Umbrien.
Bergsteigerisch besonders reizvoll ist die Route über den Westgrat auf den höchsten Gipfel des Apennins – den Corno Grande.
Hütten
Im Apennin betreiben einige Sektionen des Club Alpino Italiano (CAI) Schutzhütten. Die Sektion Rom zum Beispiel das Rifugio Franchetti auf 2433 Metern mit 22 Schlafplätzen oder das Rifugio Duca degli Abruzzi auf 2388 Metern mit 24 Schlafplätzen und einem Winterraum – beide im Gran Sasso-Massiv im Abruzzischen Apennin. Die Sektion L’Aquila betreibt dort das Rifugio Giuseppe Garibaldi (kurz Rifugio Garibaldi) – eine kleine Hütte auf 2231 Metern mit 12 Schlafplätzen und einem Winterlager.
Ansonsten gibt es viele kleine private Hütten und Biwakschachteln.
Schutzgebiete
Nationalpark Toskanisch-Emilianischer Apennin (236 Quadratkilometer, gegründet 2001, 70 Prozent der Parkfläche liegen in der Emilia-Romagna, der Rest in der Region Toskana)
Nationalpark Foreste Casentinesi (380 Quadratkilometer, Oase der Natur und der Stille zwischen der Toskana und der Emilia-Romagna)
Nationalpark Monti Sibillini (rund 700 Quadratkilometer, gegründet 1993, liegt in den Provinzen Ascoli Piceno, Fermo, Macerata und Perugia)
Nationalpark Abruzzen, Latium und Molise (rund 506 Quadratkilometer, gegründet 1923 und damit ältester Nationalpark des Apennins, liegt zu etwa drei Vierteln in der Provinz L’Aquila in den Abruzzen, das verbleibende Viertel verteilt sich auf die Provinzen Frosinone in Latium und Isernia in Molise)
Nationalpark Pollino (mit über 1925 Quadratkilometern größter Nationalpark Italiens, gegründet 1993)
Flora
Einige Gebiete sind reich an endemischen Arten, die nur im Apennin vorkommen. Im Süden gedeihen zum Beispiel seltene Bäume wie die Schlangenhautkiefer, auch Panzerkiefer genannt. Generell überrascht die Vegetation im Kalabrischen Apennin mit tiefgrünen Wäldern und Mammutbäumen statt der erwarteten Hitze und Staub. Ansonsten findet man an den Küsten bis auf circa 600 Meter die typische mediterrane Hartlaubvegetation mit Olivenbäumen, verschiedenen Kieferarten und Kräutern wie Rosmarin und Thymian. Höher geht es über Hopfenbuchen, Blumeneschen und Flaumeichen hin zu Wäldern aus Zerreichen und Edelkastanien. In der montanen Stufe wachsen in der Regel Rotbuchen und Tannen. Im Übergang zur alpinen Zone bei etwa 2000 Metern geht die Vegetation dann in Heiden aus Wacholder-Kreuzdorn-Gebüschen und Bergkiefern oder Heidelbeer-Rauschbeerheiden über.
Fauna
Der Apennin wartet mit einer reichen Fauna auf. Wölfe, Adler, Gänsegeier, Füchse, Wildschweine, Rehe und Hirsche sind noch die Tierarten, die man auch in anderen Gebieten antrifft. Der Brillensalamander dagegen ist im Apennin endemisch, er kommt also nur dort vor. Auch der seltene Bienenfresser lässt sich beobachten. Im nördlichen Apennin ist der Bardigiano heimisch, eine besonders ausdauernde und unerschrockene Pferderasse. Besonders eindrucksvoll ist der Marsische Braunbär, der heute nur noch in und um den Nationalpark Abruzzen, Latium und Molise vorkommt.
Menschen
Der Apennin zieht sich durch fast ganz Italien und den Zwergstaat San Marino. Die Amtssprache im gesamten Gebirge ist Italienisch.
Mit dem Apennin verbunden
Die Großeltern der Pop-Ikone Madonna wanderten 1925 just von dem kleinen Bergdorf Pacentro im Abruzzischen Apennin nach Detroit aus.
Ernstere Kunst brachte das von den höchsten Apennin-Gipfeln umgebene Städtchen Sulmona in der Provinz L’Aquila hervor: Ovid, einen der berühmtesten Dichter der Weltliteratur.
Den Dudelsack bringt man zuerst mit Schottland in Verbindung, besonders im südlichen Apennin ist aber auch die Zampogna, die italienische Sackpfeife, wichtiger Teil der Kultur.
Im Panorama Magazin geblättert
Pilgern mit italienischem Flair: Der Franziskusweg von Florenz nach Rom (DAV Panorama 6/2021 - zum Artikel)
Terra incognita: Wandern in den Abruzzen (DAV Panorama 3/2011 - zum Archiv oder direkt zum Artikel-PDF [1,3 MB])
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