Gleich sieben Biosphärenreservate sind in Asturien beheimatet. Zweifelsohne ist die Region im Norden Spaniens ein Naturparadies – und darüber hinaus ein wunderbarer Ort zum Wandern. Das Wegenetz zieht sich vom Gebirge durch den Wald bis an die Steilküste. Neben der ursprünglichen Landschaft hat Asturien auch seine naturverbundene Lebensweise bewahrt, die man in seinen Traditionen, der Gastronomie und der Kultur entdecken kann. Was viele nicht wissen: Auch der bekannte Jakobsweg hat hier seinen Ursprung. In der Region gibt es drei verschiedene Routen, die nicht überlaufen sind und so die essenziellen Erfahrungen des Pilgerns ermöglichen: die Natur zu entdecken und zu genießen, der Anstrengung einen Sinn zu geben, Ruhe zu erleben und offen zu sein für all die überraschenden Momente, die der Weg bereithält.
Camino Primitivo: eintauchen in die Geschichte
Laut Geschichtsschreibung unternahm der asturische König Alfonso II. im neunten Jahrhundert die erste Reise nach Compostela, um die Überreste des Apostels Jakobus zu sehen. Zu dessen Ehren ließ er den ersten Tempel im heutigen Wallfahrtsort Santiago de Compostela errichten. Die Route, die Alfonso durch die Ländereien seines Königreichs nahm, wurde als Jakobsweg bekannt. Auch heute noch spürt man auf den sieben Etappen des “Camino Primitivo” immer wieder den Geist dieser ersten Pilgerfahrt. In abgelegenen Dörfern, in denen die Zeit stillzustehen scheint.
Auch heute noch spürt man immer wieder den Geist dieser ersten Pilgerfahrt.
Auf anspruchsvollen Steigen, die oben auf dem Gipfel mit Stille und Panoramablicken belohnen. In Städten wie Grau/Grado mit ihren traditionellen Märkten, oder Tinéu, wo man das Kloster von Obona, eine der großen Attraktionen des Weges, besichtigen kann. Oder im Völkerkundemuseum von Grandas de Salime auf der letzten Etappe in Asturien, bevor es nach Galizien geht.
Auf dem Camino Primitivo unterwegs zu sein, ist eine Art der Rückkehr zur Einfachheit, die unser schnelllebiges Leben im Alltag verloren hat. Ganz automatisch drosselt man das Tempo, um alles wahrzunehmen – die Windungen des Weges, die Steinmauern der alten Häuser, die Düfte der Vegetation. Die gesamte Strecke des Camino Primitivo in Asturien von Oviedo nach Grandas ist 145 Kilometer lang und kann gut in neun Tagen absolviert werden. Wie auch die anderen drei asturischen Pilgerwege kann diese Route natürlich nach eigenen Vorlieben und Kräften geplant und angepasst werden. Die zahlreichen Herbergen und Serviceleistungen wie Gepäcktransport und Taxis machen dies problemlos möglich.
Küstenweg: tosende Brandung, einsame Buchten
Der Camino Primitivo gehört zu den nördlichen Jakobswegen, die vor zehn Jahren von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurden. Zum Weltkulturerbe zählt auch der Küstenweg, der sich in Asturien über 280 der insgesamt 400 Kilometer langen Küstenlinie zieht und eine ebenso reizvolle Variante für Wanderungen darstellt.
Die Küste Asturiens mit ihren steilen Klippen und malerischen Buchten zählt zu den am besten erhaltenen Spaniens, und über die gut ausgeschilderten Wanderwege lässt sie sich bestens entdecken. Der weite Himmel über dem Ozean und die wilde Brandung des Kantabrischen Meeres, aber auch die Abgeschiedenheit im Landesinneren begeistern. Vielen gilt die Strecke als die schönste der drei Routen. Man kommt vorbei an leeren Stränden und Fischerdörfern, insgesamt 21, und findet immer wieder Orte zum Verweilen. Gelegentliche mögliche Abstecher machen die Route noch abwechslungsreicher.
Mit dem Bike auf dem Jakobsweg
Der Camino de la Costa ist mit seinen dreizehn Etappen auch der einfachste für Wander*innen. Er kann außerdem sogar mit dem Fahrrad befahren werden. Hierfür sollte man neun Tage einplanen – das hängt natürlich vom eigenen Tempo ab. Welches zuweilen auch das Meer bestimmen wird: Vielleicht döst man unterwegs einfach mal an einem Strand, zu dem ein verborgener Pfad durch die Klippen führt – und schaut eine Zeitlang den Möwen zu, die am Himmel ihre Kreise ziehen. Immer wieder geht es vorbei an interessanten Leuchttürmen. Oder man lässt sich in einem kleinen Hafen nieder und schaut dabei zu, wie Fischer den Fang des Tages ausladen.
Ein Glas Apfelwein gefällig? Geht man müde an einer “Chigre” vorbei, wie die traditionellen Bars genannt werden, kann es durchaus passieren, dass man dazu eingeladen wird. Denn Asturien ist bekannt für seine Gastfreundschaft. Egal ob in Llanes, Villaviciosa, Gijón/Xixón, Avilés oder Luarca/Ḷḷuarca, in großen Städten oder winzigen Dörfern mit gerade einmal fünf Häusern: Alle Menschen eint die besondere Offenheit, das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Verbundenheit mit der Natur, mit der sie seit Jahrhunderten “nachhaltig” zusammenleben – lange bevor dieser Begriff aufkam.
Camino de El Salvador: Spiritualität und aussichtsreiche Gipfel
Wie alt diese Verschmelzung von Landschaft und Menschen ist, lässt sich auf dem dritten Jakobsweg Asturiens erleben. Der Camino de El Salvador ist der unbekannteste und auch der überraschendste, führt er doch weitgehend durch bergiges Gelände.
Seine Ursprünge gehen ebenfalls tausende von Jahren zurück: Im Jahr 1075 ordnete der asturische König Alfons VI. die Öffnung der Heiligen Lade an, die aus Jerusalem hergebracht worden war. Darin verbargen sich mehrere Reliquien, darunter das Grabtuch, das laut der Überlieferung Jesus Christus vor der Kreuzigung um den Kopf gewickelt wurde. Es wird seither in der Kathedrale von Oviedo aufbewahrt.
Gipfel von bis zu 1500 Metern und der Pajares-Pass begeistern mit gigantischen Ausblicken.
Für Pilger*innen, die auf dem Camino de El Salvador unterwegs sind, ist es deshalb quasi zur Pflicht geworden, neben Santiago de Compostela auch Oviedo einen Besuch abzustatten. Die Route beginnt im Kastillischen León, führt aber hauptsächlich durch Asturien. Neben ihrer besonderen Spiritualität begeistert sie mit Gipfeln von bis zu 1500 Metern oder dem Pajares-Pass mit seinen gigantischen Ausblicken. Sie führt auch durch Städte wie Mieres del Camín, die spannende Einblicke in die asturische Bergbaukultur ermöglichen.
Wie bei den beiden anderen Routen stehen auch hier Gepäcktransportdienste zwischen den Etappenzielen, Taxis und Unterkünfte aller Art für Pilger*innen und Wander*innen zur Verfügung.
Direktflüge nach Asturien starten ab Frankfurt, Düsseldorf und München. Bereit für den Camino? Dann wird es Zeit, die Wanderstiefel zu schnüren und den Rucksack zu packen!
Mehr Infos zum Jakobsweg in Asturien