So geht das

Bergsport nachhaltig & klimafreundlich

Steter Tropfen höhlt den Stein – nicht durch Kraft, sondern durch häufiges Fallen. Das aus dem Lateinischen stammende Bonmot mag allen als Ansporn dienen, die sich der Klimakrise entgegenstellen und zu einer nachhaltigen Lebensweise beitragen möchten. Es geht nur gemeinsam, jeder Beitrag zählt – Tropfen für Tropfen.

Auch am Berg kann man aus Nachhaltigkeitsperspektive einiges falsch machen. Illustration: Georg Sojer

Der Blick in den Spiegel

Kernproblem bei der Bewältigung der Klimakrise: Es ist allzu verlockend, auf andere zu zeigen. Wichtig ist, in den Spiegel zu blicken und zu überlegen, was man selbst besser machen kann. Wer im Gebirge unterwegs ist, kann beispielsweise am dramatischen Gletscherrückgang die Erwärmung des Weltklimas der letzten Jahrzehnte live beobachten. Die Reduktion des CO2-Ausstoßes und die Schonung lebenswichtiger Ressourcen wie Wasser sollte da selbstverständliches Anliegen sein. Den CO2-Fußabdruck diverser Aktivitäten und Lebensstile kann jeder selbst ermitteln (z.B. uba.CO2-rechner.de). Für den Bergsport lässt sich zusammenfassen: Die Mobilität ist CO2-Emissionär Nummer 1 – mit weitem Abstand. DAV-interne Berechnungen zu den Ausbildungskursen von Trainer*innen kommen auf ein Ergebnis von über sechzig Prozent des Ausstoßes, der über die Fahrten zu und an den Kursorten erfolgt. Bergsport = Motorsport? Muss das sein?

Tipps:

  • An den eigenen kleinen Beitrag glauben

  • Vermeiden = Mobilität überdenken + Alternativen finden

  • Ressourcenschonung bei Konsum, Tourismus, Ernährung

  • Kommuniziere über das, was du beiträgst!

  • Gedankenfokus: Wie bin ich unterwegs?

Die gedankliche Mauer sprengen

Nach wie vor ist es häufig eine zum Selbstverständnis gewordene Gewohnheit, sich für die Fahrt zur Wanderung, in den Klettergarten oder zur Mountainbike-Tour ins Auto zu setzen, um das Ziel vermeintlich bequem, schnell und unabhängig zu erreichen. Alternativen dazu können das Fahrrad, öffentliche Verkehrsmittel oder Ziele in der näheren Umgebung und mit guter Anbindung an den ÖPNV sein. Ist die Anreise im Auto nicht vermeidbar, können Fahrgemeinschaften, Mitfahrforen oder Poolfahrten (z.B. von Sektionen) den individuellen Fußabdruck deutlich senken. Generell sollte der Fahraufwand in einem gesundem Verhältnis (mindestens 1:4) zur Aufenthaltsdauer stehen. Knackpunkt Flugreisen – der CO2-Ausstoß durch Flugreisen ist nicht nur exorbitant hoch, sondern durch die Schadstoffemission in großer Höhe auch besonders schädlich. Bei genauem Blick auf unsere Alpen und Mittelgebirge wird auch schnell klar, dass es hier lohnende Ziele für mehr als nur ein Bergsteigerleben gibt: Wenn das Gute liegt so nah, warum in die Ferne fliegen! Flugreisen sollten also ein spezielles Erlebnis sein und nicht alltäglich. In Sachen CO2-Einsparung ist eine Veränderung der eigenen Mobilitätsgewohnheiten im Bergsport mit Abstand der effektivste Hebel.

Ernährung

Die Bilanz in Sachen CO2-Ausstoß und Ressourcenverbrauch ist beim Fleisch besonders schlecht. Fleisch als ein exklusives Nahrungsmittel (Sonntagsbraten) zu konsumieren, könnte somit einen guten Beitrag leisten, nicht nur zur Schonung von Ressourcen (die Produktion von 1 kg Fleisch benötigt durchschnittlich 6000 l Wasser), sondern auch um die Zahl der über 750 Millionen Tiere, die jährlich in Deutschland geschlachtet werden, zu verringern. Regionale und saisonale Lebensmittel aus biologischem Anbau verbessern die persönliche CO2-Bilanz zusätzlich und unterstützen die heimischen Produzenten.

Konsum

Das nachhaltigste Kleidungs- und Ausrüstungsstück ist das, welches wir anhaben, und das am besten über einen möglichst langen Zeitraum. Je länger wir einen Konsumartikel verwenden und je weniger wir neu anschaffen, umso besser für die Umwelt. Vieles lässt sich reparieren und flicken. Wer Gebrauchtes kauft, tut der Umwelt ebenfalls etwas Gutes. Wer neu kauft, sollte darauf Wert legen, dass das Produkt zu 100 Prozent gefällt und passt und somit entsprechend gern und lang getragen wird. Auf Langlebigkeit des Produkts, Klimaneutralität und Nachhaltigkeit des Herstellers achten. Siegel wie z.B. Fair Wear Foundation, Blauer Engel, Bluesign oder GOTS (Global Organic Textile Standard) können Hilfe für eine nachhaltige Kaufentscheidung sein (Infos zu den Siegeln unter siegelklarheit.de).

Bergtourismus nachhaltig

Einige populäre Bergorte und Gipfel der Alpen sind Opfer des Massentourismus geworden – mit all seinen negativen Begleiterscheinungen. Besonders bedenklich: Es wird sehr viel unternommen, um sehr vielen Leuten den Zugang zu den Bergen zu ermöglichen. Wer dem entfliehen möchte, braucht häufig nur ins Nachbartal zu gehen, wo statt dem „Weltberühmthorn“ das „Kenntkeinesauhorn“ steht. Die Dörfer und Berge dort sind häufig im wahrsten Sinne des Wortes vom Aussterben bedroht. Sanfter Tourismus ist hier eine echte Chance für gegenseitige Begegnung und Nutzen für die einheimischen Bevölkerung.

Fazit: Eine Fragestellung bewegt den Alpinismus seit mehr als hundert Jahren: Ist es wichtiger, was wir machen, welchen Berg wir besteigen oder wie wir das machen? Die Stilfrage des Bergsteigens muss mittlerweile den Fokus auch auf die großen Problemstellungen unserer Zeit richten. Nicht nur, wie schwer, wie hoch, wie schnell, sondern wie nachhaltig und klimafreundlich sind wir unterwegs? Sinnbildlich wie wörtlich: Lassen wir unseren Müll liegen oder nehmen wir den vorgefundenen mit ins Tal hinab und hinterlassen die Berge, das Klima und ihre Natur auch für nachfolgende Generationen in einem ordentlichen Zustand?

Der Alpenverein wird klimaneutral

Der DAV hat sich auf seiner letzten Hauptversammlung einem engagierten Ziel verschrieben: Bis 2030 wird der gesamte Verband mit seinen 356 Sektionen klimaneutral.

Infos: alpenverein.de/klimaschutz

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