Bouldern mit Crashpads
Gerade bei höheren Bouldern sind zwei Bouldermatten kein Luxus. Foto: DAV
So funktionieren Bouldermatten

Sicher Landen dank Crashpads

„Den aus Sicherheitsgründen wichtigsten Ausrüstungsgegenstand stellt die Bouldermatte dar.“ So steht es geschrieben. Im Lehrbuch „Besser Bouldern“ von Andi Hofmann und Niklas Wiechmann. Denn Bouldermatten, auch bekannt als Crashpads, dämpfen nicht nur. Sie schaffen eine ebene Landefläche. Dadurch reduziert sich das Verletzungsrisiko bei kontrollierten Absprüngen genauso wie bei unerwarteten Stürzen.

Welche Arten von Bouldermatten gibt es?

Bouldermatten lassen sich nach verschiedenen Kriterien unterscheiden:

Bauart

"Tacos" werde durchgehende Bouldermatten genannt (oben), die dann zusammengebogen werden, "Burritos" sind klappbare Modelle (unten) mit getrennten Kammern. Illustration: Georg Sojer

„Tacos“ heißen Matten mit durchgehenden Schaumstoffschichten. Sie müssen für den Transport zusammengebogen und verschnürt werden. Ihr Vorteil: Dämpfung auf der ganzen Fläche ohne eklatante Schwachstelle. Bei „Burritos“ handelt es sich um Modelle mit getrennten Kammern, die sich aufeinanderklappen lassen. Sie sind schneller transportfertig und oft leichter im gestuften Gelände zu platzieren. Ihr Schwachpunkt aber bleibt die fehlende Dämpfung im Klappfalz. Einige Hersteller bieten Burritos mit einem schrägen Klappfalz an, um den ansonsten typischen Spalt zu vermeiden.

Härte

Fällt man aus geringer Höhe auf den Rücken, sind weiche Matten besser. Bei hohen Boulderproblemen („Highballs“) schaffen es nur harte Matten, den Aufprall zu dämpfen. Abgesehen von der Art des Boulders spielt auch das Gewicht der bouldernden Person eine Rolle: Geringes Körpergewicht verlangt nach weichen Matten, für schwerere Menschen sind härtere Matten besser.

Mattenfläche

Einen unebenen Untergrund mit vielen Wurzeln und grobem Geröll gleichen großflächige Bouldermatten besser aus. Mit ein paar großflächigen Matten lassen sich auch Traversen meist besser absichern als mit vielen kleinen Matten. Bei „Straight-Ups“, also Boulderproblemen, die in gerader Linie nach oben führen und dabei nicht allzu hoch reichen, eignen sich kleinere Matten – vor allem dann, wenn der Untergrund eben ist. Kleine dünne Matten mit einer Grundfläche von ca. 100 x 50 Zentimetern eignen sich für Sitzstarts. Sie müssen für den Transport weder gebogen noch geklappt werden.

Tipp

Große Matten sind schwierig zu transportieren. Wer sich mit Gleichgesinnten zusammentut, die ebenfalls ihre Bouldermatte mitbringen, kann auf die ganz großen Exemplare eventuell verzichten. Viele kleinere Matten ergeben auch ein großes Ganzes, manche Crashpads können sogar mittels Reißverschluss zusammengezippt werden. Bei problematischem Untergrund und/oder extremen Highballs schichtet man die Crashpads auch übereinander.

Wie funktioniert eine Bouldermatte?

Unterschiedlich harte Schichten Schaumstoff bilden das Innere einer Bouldermatte. Illustration: Georg Sojer

Der Krafteintrag einer Landung wird von mehreren Schichten Schaumstoff absorbiert. Die obere Schicht 1 besteht aus geschlossenporigem, eher hartem Polyethylen mit einer Dicke von etwa 1,5 bis maximal 3 Zentimetern. Sie dient vor allem der Kraftverteilung und verhindert das Durchschlagen auf den Untergrund. Beim Landen mit den Füßen voraus beugt die feste ebene Fläche der oberen Schicht dem Umknicken im Sprunggelenk vor. Unter dem geschlossenporigen Polyethylen befindet sich mindestens eine offenporige, weiche Schicht aus Polyurethan. Häufig kommen hier aber mehrere weiche Schaumstoffe 2 zum Einsatz. Beim Aufprall wird diese weiche, etwa 5 bis 10 Zentimeter dicke Schaumstoffschicht komprimiert, die im Schaumstoff enthaltene Luft will entweichen. Damit das problemlos gelingt, muss die Außenhülle 3 der Matte eine ausreichende Entlüftung 4 ermöglichen. Häufig verwendet man dafür ein Netzgewebe oder Entlüftungslöcher, die mit stabilen Ösen eingefasst sind. Eine zu klein dimensionierte Entlüftung macht die Matte hart. Um die weichen Lagen zum Boden hin abzuschirmen und vor Verschleiß zu schützen, versehen viele Hersteller ihre Produkte auf der Unterseite mit einer harten Schicht (ca. 1,5 cm - 3 cm). Der Aufbau erinnert somit an ein Sandwich. Zum Schutz vor Feuchtigkeit und Dreck wird das Schaumstoff-Sandwich der Bouldermatte mit einer Außenhülle versehen.

Was zeichnet eine gute Bouldermatte aus?

Aufbau einer Bouldermatte. Illustration: Georg Sojer
  • Gute Dämpfung der Schaumstoffe: Teste im Geschäft, nimm im Zweifel lieber das ein klein wenig härtere Modell.

  • Langlebigkeit der Schaumstoffe: Frag in deiner Boulder-Community nach Erfahrungswerten.

  • Rutschsicherheit: Finger weg von Crashpads mit glatter Hülle! Sonst heißt es: Rutschen auf der Matte oder mit der Matte.

  • Abriebfestigkeit: Achte auf solide vernähtes, strapazierfähiges Außenmaterial, das nicht nur deinen Sprüngen standhält, sondern auch einem rauen Untergrund wie zerfaserten Baumstümpfen und spitzen Steinen.

  • Komfort: Prüfe den bequemen Sitz des Tragesystems 5 bereits im Geschäft.

  • Solide Verschlüsse 6: Vergiss Plastikschnallen! Nur Metall hat Bestand.

  • Griffe und Gurte an der Längsseite 7: Für den raschen Positionswechsel vor Ort.

  • Kleine verschließbare Mattentaschen 8: Für Schmuck, Münzen oder Autoschlüssel.

  • Fußabstreifer 9 – entweder integriert oder nachzurüsten: Sorgt für gute Haftung der Sohlen, was auch Verschmutzung und Politur der Felsen verhindert.

  • Leichtes Gewicht 10: Schleppen ermüdet!

Wie viel kosten Bouldermatten?

  • Sitzpads gibt es ab etwa 50 Euro.

  • Kleine Matten mit ungefähr 1,5 Quadratmetern kosten ca. 160 bis 280 Euro.

  • Große Matten (2 Quadratmeter) gibt es ab etwa 350 Euro.

Der Preis steht in Relation zur Lebensdauer. Sofern man seine Matte nicht täglich auf ruppigem Untergrund auslegt und häufig mit voller Wucht landet, halten Crashpads mehrere Jahre. Natürlich altern die Schaumstoffe, wobei sie ihre Elastizität ein Stück weit einbüßen. Vorher quittieren aber meist Außenmaterial und Tragesystem ihren Dienst.

Tipp

Durchgesprungene Crashpads erkennt man häufig an ihrer inhomogenen Härte. Sie taugen dann als Unterlage für einen Ersatz. Ansonsten: Ab zum Wertstoffhof damit! Die Materialien lassen sich recyceln.

Wie pflegt man Bouldermatten?

  • Je nach Grad der Verschmutzung kann man die Matte mit einem feuchten Tuch, lauwarmer Seifenlauge, Schwämmen und weichen Bürsten behandeln.

  • Modrige Keller und schimmlige Garagen sind bei der Lagerung tabu. Feuchte Matten müssen zum Trocknen unbedingt an die Luft.

  • Gleichzeitig sollten sie aber geschützt vor zu starker UV-Strahlung aufbewahrt werden.

  • Tacos sollte man in geöffnetem Zustand lagern.

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