Hitze- und Sonnenschäden
Gerade beim Bergsport werden Sonneneinstrahlung und Hitze oft unterschätzt: So können in südseitig exponierten Hängen Temperaturen um 40 Grad Celsius herrschen, während das Thermometer auf einem Gipfel trotz intensiver Mittagssonne nur wenige Grad über null zeigen kann.
Hitzeerschöpfung
Durch starkes Schwitzen und unzureichendes Trinken verliert der Körper bei Anstrengung große Mengen Flüssigkeit; es kommt schlimmstenfalls zum Volumenmangelschock.
Erkennen:
Schwindel
Erschöpfung
kalte, blasse Haut
Behandeln:
Betroffene Person in den Schatten bringen
Flüssigkeit verabreichen, wenn diese noch sicher geschluckt werden kann
Schocklagerung anwenden
Hitzschlag
Die körpereigene Temperaturregelung versagt. Bei vorhandener Herzschwäche kann sich daraus schnell ein lebensbedrohlicher Zustand entwickeln.
Ursachen:
aktive Wärmeproduktion bei exzessiver Muskelarbeit; meist bei jüngeren Bergsportler*innen ohne Vorwarnung
passiver Wärmestau bei schwülem Wetter und ungeeigneter Kleidung; in der Regel bei älteren Personen
Erkennen:
trockene, heiße, gerötete Haut
Körpertemperatur bis 40 Grad Celsius
Bewusstseinsstörungen
Blutdruck zu Beginn hoch, bei Fortdauer aber Blutdruckabfall und Herzrasen (Schock)
Behandeln:
sofort konsequent kühlen!
in den Schatten bringen, Kleidung ablegen
feucht-kalte Tücher auf Bauch und Waden legen
Flüssigkeit nur verabreichen, wenn diese geschluckt werden kann
mit erhöhtem Oberkörper lagern – bei zunehmender Kreislaufstörung flach lagern
Achtung: insbesondere bei Senior*innen keine Schocklagerung anwenden – Gefahr des Herzversagens!
Kühlung abbrechen, wenn Kältezittern auftritt
bewusstlose Person in stabile Seitenlage bringen
Sonnenstich
Ein Sonnenstich ist eine Hirnhautreizung, die durch direkte Sonneneinstrahlung auf den Kopf hervorgerufen wird.
Erkennen:
Kopfschmerz, Unruhe, Nackensteifigkeit
Übelkeit, Erbrechen, Schwindel
Behandeln:
Betroffene Person mit leicht erhöhtem Oberkörper im Schatten lagern
den Kopf kühlen
bewusstlose Person in die stabile Seitenlage bringen
bei Atemstörungen und Bewusstseinstrübung Notruf 112 absetzen
Schneeblindheit
UV-Strahlung kann eine Entzündung des vorderen Augenabschnitts (Binde- und Hornhaut) verursachen; die Symptome treten meist ca. sechs Stunden nach dem Aufenthalt im Freien auf.
Erkennen:
gerötete und lichtempfindliche Augen
Schmerzen (Fremdkörpergefühl); Tränenfluss
Sehstörungen – bis zur Blindheit
Behandeln:
Augenbinde zum Abdunkeln der Augen auflegen
Lokale Erfrierungen
Von lokalen Erfrierungen sind in der Regel vor allem Hände, Füße und Gesicht betroffen. Bei Erfrierungen unterscheidet man drei Grade – je nach Umfang der Gewebsschädigung. Erst nach der Wiedererwärmung ist es möglich, die Schwere der Erfrierung festzustellen; das volle Ausmaß der Verletzung ist manchmal erst nach Tagen zu erkennen.
Grad 1
Kälte, Blässe, stechende Schmerzen und Gefühllosigkeit
Haut anfangs weiß, später bräunliche Verfärbungen und Abblättern möglich
Grad 2
Diagnose erst nach Erwärmung möglich
Rötung, Schwellung, Blasenbildung (helle Flüssigkeit)
Grad 3
Diagnose erst nach Erwärmung möglich
Blasenbildung (blutige Flüssigkeit) und örtlich begrenztes Absterben von Gewebe
Wochen oder Monate später: Mumifizierung und scharfe Abgrenzung zum gesunden Gewebe
Behandeln:
... im Freien
Betroffene Person mit warmen Getränken warmhalten oder aufwärmen
vor weiterer Kälteeinwirkung schützen, nasse Kleidung wechseln
erfrorene Stellen nur aufwärmen, wenn keine Gefahr des erneuten Einfrierens besteht
nicht mit Schnee einreiben, nicht massieren
Achtung: Gefahr von Gewebsschädigungen
erfrorene Körperteile nicht in den Mund stecken oder anhauchen
Achtung: Gefahr von Verdunstungskälte
erfrorene Körperteile am Körper wärmen, z.B. Hand in die Achselhöhle legen, Fuß in die Achselhöhle von anderen Personen legen
sterilen, trockenen Polsterverband anlegen und Körperteil druckfrei lagern
Achtung: extrem hohe Verletzungsgefahr durch Gefühllosigkeit
keine Salben auftragen
betroffene Extremitäten vorsichtig aktiv bewegen, wenn keine allgemeine Unterkühlung vorliegt
beheizte Räumlichkeiten aufsuchen (Berghütte)
... in der Berghütte
bei warmer Raumtemperatur heiße gezuckerte Getränke verabreichen
erfrorene Körperteile möglichst rasch auftauen:
in lauwarmes Wasser eintauchen
die Temperatur möglichst langsam durch Zugießen von heißem Wasser auf ca. 38 Grad Celsius erhöhen
bei großen Schmerzen die Temperatur auf keinen Fall weiter erhöhen
Blasen nicht punktieren oder öffnen, sondern steril abdecken
betroffene Extremitäten leicht hochlagern, um Schwellung und Blasenbildung zu vermindern; leicht bewegen lassen
bei schweren Erfrierungen (Grad 2 und 3) für eine schnelle klinische Weiterbehandlung sorgen und den Betroffenen möglichst wenig bewegen und abtransportieren
Achtung: keine trockene Wärme (Feuer/Heizung) anwenden – wegen fehlender Temperaturempfindlichkeit besteht die Gefahr von unbemerkt zugefügten Verbrennungen mit weiterer Gewebsschädigung
Allgemeine Unterkühlung
Von einer allgemeinen Unterkühlung spricht man, wenn die Körperkerntemperatur unter 35 Grad Celsius absinkt.
Ursachen:
Sturz in kaltes Wasser
Spaltensturz
Liegen im Freien
Lawinenunfall
Auskühlen über mehrere Tage (Expeditionen)
Nasse Kleidung und Wind beschleunigen die Auskühlung!
Man unterscheidet vier Stadien der Unterkühlung (Hypothermie), die jeweils unterschiedlich behandelt werden:
Stadium I – Person ansprechbar, Muskelzittern (Körperkerntemperatur 32 - 35 Grad Celsius)
windstille Verhältnisse herstellen
vor weiterer Auskühlung schützen
heiße, süße Getränke verabreichen (keinen Alkohol!), so viel wie möglich aktiv bewegen lassen
Stadium II – Person erschwert ansprechbar, kein Muskelzittern (Körperkerntemperatur 32–28 Grad Celsius)
Wärmepackung auf den Brustkorb legen
Wärmepackung: gefaltetes Tuch mit heißem Wasser tränken, wasserdicht (z. B. mit Biwaksack) umhüllen, mit Isolationsschicht (z. B. Handtuch) umwickeln; alternativ: "Hot Packs" einwickeln
große Bewegungen vermeiden
Achtung: Gefahr des Bergungstodes, wenn kaltes Blut aus den Extremitäten (Schalenblut) in den Körperkern gerät
Getränke nur verabreichen, wenn sie sicher geschluckt werden können
Betroffene Person kontinuierlich überwachen
Stadium III – Person nicht ansprechbar (Körperkerntemperatur 28 - 24 Grad Celsius)
Wärmepackung in stabiler Seitenlagerung anwenden
Person genau beobachten, Atmung kontrollieren
Notruf 112 absetzen
Stadium IV – Atem- und Herzkreislaufstillstand (Kerntemperatur unter 24 Grad Celsius)
Herz-Lungen-Wiederbelebung ohne Unterbrechung
Notruf 112 absetzen
Herzinfarkt
Auch wenn ein Herzinfarkt nicht typisch beim Bergsport auftritt, sollte man die Möglichkeit immer in Betracht ziehen. Durch mangelnde Durchblutung – verursacht durch Gefäßverschluss im Rahmen von Verkalkungen – stirbt Herzmuskelgewebe ab.
Erkennen:
Brustschmerz hinter dem Brustbein
Schmerzcharakter: dumpf, brennend, kann in Arme, Hals oder Oberbauch ausstrahlen
Unruhe, Todesangst, kalter Schweiß, Blässe, oft auch Atemnot
Behandeln:
mit erhöhtem Oberkörper lagern (Herzentlastung)
Notruf 112 absetzen
beruhigend einwirken und verletzte Person körperlich zur Ruhe bringen, enge Kleidung öffnen
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