Blick von einer Bergwiese auf einen großen See, links im Tal eine Stadt, im Hintergrund kleine Berge.
Stadtnah auf den Gipfel: Mein Ort. Mein Hausberg. Mein Ausblick. – Wie hier über Bregenz am Pfänder. Foto: AdobeStock
Stadtnah auf den Gipfel

Hausberge in und an den Alpen

Nach der Arbeit oder einem Tag an der Uni die Schuhe geschnürt und eine kleine Runde ab auf den Berg. Immer und immer wieder. Oder zumindest regelmäßig. – Geradezu eine Idealvorstellung, wenn man in den Bergen wohnt oder zumindest in der Nähe. Und selbst einfach aus dem Tal gen Gipfel zu schauen, beglückt viele. Doch welcher ist dieser eine, dieser ganz besondere Gipfel? Der, dessen Name garantiert fällt, wenn man auf einen bestimmten Ort zu sprechen kommt? – Ein kleiner Rundgang zu Hausbergen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

"Hausberg" – Eine Begriffsklärung

Im Begriff "Hausberg" klingt gewissermaßen immer ein kleines Versprechen mit: Der Hausberg eines Ortes ist einfach da. Markant. Im Grunde ständig hat man ihn im Blick. Aus der Ferne, während man selbst noch anreist. Oder aus der Nähe, schon auf der Sonnenterrasse eines Cafés sitzend. Fast noch wichtiger aber, wenn solch ein Hausberg nahe einer Stadt in die Höhe ragt: der Blick von ihm hinunter ins Tal, auf die Dächer, Plätze und Straßen. Um möglichst vielen dieses Vergnügen zu ermöglichen, gibt es auf einige dieser Gipfel Gondeln oder auch Berg- bzw. Seilbahnen; oft erbaut Anfang des 20. Jahrhunderts, als der Tourismus seine Anfänge nahm und Geschäftstüchtige ihre Chance witterten.   

Übrigens: Mit dem Begriff „Hausberg“ war in den Alpen ursprünglich ganz wortwörtlich der Berg gemeint, auf dem ein Hof oder eine kleine Ansiedlung steht. Erwähnt man dahingegen im Plural die „Hausberge“, denkt man heute zumeist an Ziele für Tagesausflüge, die von Städten wie München, Wien oder Zürich relativ einfach erreichbar sind. 

Und noch eines: nicht immer lässt sich die Frage nach dem Hausberg eindeutig beantworten, was auch unsere kleine Auflistung zeigt. 

Deutschland: Hausberge entlang der bayerischen Alpen

Berchtesgaden: Watzmann

Wie kein anderer thront der Watzmann über dem Talkessel von Berchtesgaden. 2713 Meter hoch und von einer so außergewöhnlichen Form, dass die Menschen schon früh schaurige Geschichten erzählten, vor allem die Sage vom König Watzmann.

Auf den Watzmann zu steigen oder seinen exponierten Grat unter die Füße zu nehmen, ist anspruchsvoll und sollte gut vorbereitet sein. Viel einfacher zu erreichen – und mit einem fantastischen Blick auf den höchsten Berg im Berchtesgadener Land und seine Nachbarn sowie auf das gesamte Tal – ist die Kneifelspitze, mit 1189 Metern Berchtesgadens „kleiner Hausberg“.       

Sagenumwoben: Der Watzmann. Foto: Pixabay/holzijue

Garmisch-Partenkirchen: Alpspitze  

Vor allem für seine lange Wintersport-Tradition ist Garmisch-Partenkirchen bekannt, nicht zuletzt auf der Zugspitze. Der mit 2962 Metern höchste Berg Deutschlands liegt etwas westlich der Marktgemeinde. Hausberg von Garmisch-Partenkirchen ist die Zugspitze dennoch nicht. Stattdessen gilt die markant geformte Alpspitze (2628m) mit ihrem pyramidenförmigen Gipfel als das Wahrzeichen des Ortes. Auf den Gipfel führen mehrere Klettersteige, der direkteste ist die Alpspitz-Ferrata.

Deutlich breitentauglicher und die Wahrnehmung als Hausberg schon im Namen tragend, ist der 1335 Meter hohe Hausberg. Neben dem Wandern und Mountainbiken ist der Hausberg beliebtes Ziel vor allem fürs Skifahren. Schon 1938 führte ein langer, steiler Schlepplift auf den Berg, seit 1969 ist die Hausbergbahn in Betrieb, seit Anfang der 2000er-Jahre nur noch im Winter. Insofern darf der Hausberg als Winter-Hausberg gelten.  

Die prägnante Form der Alpspitze ist schon von Weitem auszumachen. Foto: Pixabay/Manfred Richter

Oberstdorf: Nebelhorn

Hohe und aussichtsreiche Gipfel gibt es rund um Oberstdorf viele. Besonders bekannt und beliebt ist allerdings die Aussicht vom 2224 Meter hohen Nebelhorn. Mit Sicherheit liegt das auch an der Nebelhornbahn, mit keiner Bergbahn im Allgäu kommt man höher. Deutlich anstrengender und länger ist der Weg zu Fuß aufs Nebelhorn. 4 bis 5 Stunden Gehzeit sollten Geübte für den Gipfelanstieg einplanen, hinzu kommt der Abstieg. Doch erst das Gipfelpanorama mit seinen eins, zwei, drei, vier, …, vielen Gipfeln (400 sollen es sein) genießen!

Auf dem Nebelhorn: Ringsum Gipfel! – Um die 400 lassen sich von hier ausmachen. Foto: Pixabay

München: Olympiaberg

Hineingeschummelt in diese Liste von Hausbergen hat sich der Münchner Olympiaberg (565m). Denn wenngleich künstlich aufgeschüttet und unter seinem Gras Schutt aus dem Zweiten Weltkrieg verwahrend, gibt es doch von keiner anderen Erhebung in der bayerischen Landeshauptstadt, wo auch die Bundesgeschäftsstelle des DAV ihren Sitz hat, einen besseren Blick auf die Alpen. Gerade während einer Föhnlage lassen sich die Gipfel hervorragend ausmachen. Und weil der gesamte Olympiapark dem Voralpenland nachempfunden ist, lädt er auch zu jeder Jahreszeit zu einer kurzen Draußen-Zeit ein – ganz gleich, ob zu Fuß oder mit dem Rad, auf dem Rodel oder manchmal sogar auf Ski.    

Ach ja: Zu den nächstliegenden und gut auch mit der Bahn und dem Bus von München erreichbaren Gipfelzielen zählen der Jägerkamp und die Rotwand, das Brauneck und der Herzogstand, das Ettaler Mandl und die Klammspitze – allesamt neben vielen anderen Münchner Hausberge und seit jeher klassische Ausflugsziele.

Bei Föhnlage rücken die Berge ganz dicht an München heran, auch vom Olympiaberg genießen dann viele den Blick. Foto: AdobeStock

Österreich: Hausberge in den Ostalpen

Wien: Kahlenberg & Leopoldsberg

Ähnlich wie München geht es Wien: die klassischen, als Hausberge der Stadt geltenden Gipfel sind als Ziel eines Tagesausflugs gut erreichbar. Viele von ihnen, wie die Raxalpe oder der Semmering, liegen im Süden von Wien.

Direkt in der Stadt allerdings, im 19. Gemeindebezirk, lockt der Kahlenberg mit einer fantastischen Aussicht auf Wien. Zu Fuß nimmt man beispielsweise den Stadtwanderweg 1a, um vom Donauufer auf den Kahlenberg (484m) zu gelangen. Dabei kommt man auch am Leopoldsberg (425m) vorbei, welcher als nordöstlicher Ausläufer des Wienerwald und damit auch des Alpenhauptkamms gilt.  

Am Wiener Stadtrand: Der Leopoldsberg ist der nordöstlichste Alpenausläufer – und hauptstädtischer Hausberg. Foto: AdobeStock

Salzburg: Gaisberg  

Wie ein natürlicher Schutzwall muten die Berge um die Stadt herum an. Allen voran der Festungsberg (548m) und der Mönchsberg (483m) auf der einen Seite der Salzach, der Kapuzinerberg (640m) auf der anderen. Mit Reizen geizt keiner dieser Haus- oder besser gesagt: Stadt-Berge. Auf dem Festungsberg thront die Festung Hohensalzburg, den Kapuzinerberg hat sich eine kleine Gamskolonie als Revier auserkoren. Auf dem Mönchsberg wiederum lässt sich mit Hüttenflair nächtigen – die Stadtalm ist ein Naturfreundehaus, aus dem kleinen Gastgarten vor dem Haus hat man einen wunderbaren Blick über die Dächer von Salzburg.

Soll es dann doch einen Tick höher gehen, dann ist der 1287 Meter hohe Gaisberg die nächstliegende und unter Einheimischen gängige Wahl. Nur wenige Kilometer entfernt vom Stadtzentrum, ist der Gipfel schon seit dem 19. Jahrhundert ein beliebtes Wanderziel und mit vielen Wegen überzogen. Wer dann doch vom Abstieg absehen möchte, kann den Gaisbergbus (Linie 151) zurück in die Stadt nehmen, direkt zum Mirabellplatz.

Salzburg: Die Stadt und ihr Hausberg. Foto: Pixabay/ChiemSeherin

Innsbruck: Patscherkofel

In Innsbruck ist die Sache klar: Zwar wäre da auch die auf dem Stadtgebiet gelegene Nordkette mit dem Hafelekar, dem vielleicht spektakulärsten Aussichtspunkt Innsbrucks.  Doch möchte man auf den Hausberg der Stadt, dann geht’s für viele Einheimische ab zum 2246 Meter hohen Patscherkofel. Einfach nur „Kofel“ nennen sie ihn auch gerne. Zum Bergfuß gelangt man mit dem Bus, die Linie J fährt, bis weit in den Abend hinein, alle zehn bis fünfzehn Minuten. 

Wandern oder Mountainbiken, Schneeschuh- oder Skitourengehen – was darf’s denn sein? Bei Bedarf lassen sich der Auf- und Abstieg mit der Patscherkofelbahn auch abkürzen. Ein Highlight: der wenig anstrengende Zirbenweg, der auf etwa 2000 Metern durch einen alten Zirbenbestand führt, welcher zu den größten in Europa zählt.

Von der Innsbrucker Altstadt in Sichtweite: der Patscherkofel. Foto: AdobeStock

Lienz: Spitzkofel und Schleinitz

Ziemlich dominant schiebt sich südlich von Lienz die Spitzkofelgruppe ins Blickfeld. So verwundert es auch gar nicht, dass der namensgebende Gipfel dieser Gruppe, der 2717 Meter hohe und felsige Spitzkofel, als Hausberg von Lienz gilt. Den Spitzkofel erreicht man über einen Klettersteig (A/B); unterwegs sind erst einige Steilstufen mit Stahlseilen gesichert, ebenso wie zum Schluss der steil abfallende Übergang von der Spitzkofelscharte zum Hauptgipfel.

Als zweiter Lienzer Hausberg reiht sich die Schleinitz ein. Will man vom Talboden starten, heißt es auch hier, einigermaßen sportlich zu sein. Um zu dem 2904 Meter hohen, etwas nördlich von Lienz in der Schobergruppe gelegenen Gipfel zu gelangen, wird deshalb oftmals ein wenig abgekürzt: per Bergbahn gelangt man zum Steinermandl, von wo man in gut 2,5 Stunden zur Schleinitz gelangt. Wer trittsicher ist, kann den etwa vier Kilometer langen Weg voll genießen und spätestens auf dem Rückweg auch einen kleinen Umweg zu den Neualpseen einplanen.

In den Lienzer Dolomiten: auf den Spitzkofel, den Hausberg von Lienz, geht's über einen Klettersteig. Foto: AdobeStock

Schweiz: Hausberge von den Voralpen bis zu den ganz hohen Gipfeln

Chur: Brambrüesch  

Etwas überrascht mag man im ersten Augenblick sein, wenn man in Chur, Hauptort von Graubünden, nach dem Hausberg fragt und „Brambrüesch“ zur Antwort erhält. Genau genommen ist der Brambrüesch nämlich gar kein Berg, sondern vielmehr eine auf etwa 1600 Metern gelegene Hangterrasse am Nordosthang vom Furggabüel und vom für den Kanton historisch bedeutsamen Dreibündenstein. Ist man gerade noch durch die Churer Altstadt geschlendert, lässt sich quasi direkt von dort in das Hausberg-Abenteuer starten. Ganz gleich, ob aus eigener Kraft oder mit Hilfe der Bergbahn. Biken lässt sich am Brambrüesch und vor allem wandern; oder eine kleine Runde auf dem Moorparcours Riedboden gehen.

Und bei Hunger? Wer nicht selbst direkt etwas mitgebracht hat, kann zwischen mehreren Einkehrmöglichkeiten wählen, von der einfachen Beiz bis zum schicken Restaurant.

Idealer Startpunkt fürs Gleitschirmfliegen und Churer Hausberg: Der Brambrüesch. Foto: AdobeStock

Luzern: Pilatus

Gerade mal eine Viertelstunde ist es aus der Luzerner Innenstadt mit dem Bus oder der S-Bahn, und schon hat man, in nächster Nähe zum Vierwaldstättersee, einen günstigen Ausgangspunkt für Unternehmungen am Bergmassiv Pilatus erreicht. Von Norden führen zwei Seilbahnen auf den Berg; von Süden die Pilatusbahn – mit bis zu 48 Prozent Steigung gilt sie als steilste Zahnradbahn der Welt. Die ausgeklügelte Technik wurde 1889 auf der Weltausstellung in Paris präsentiert, noch im selben Jahr wurde die Konstruktion am Pilatus eröffnet. Zum Vergleich: normalerweise sind Zahnradbahnen bis zu einer Steigung von 25 Prozent zugelassen. Die spektakulärste Passage der Pilatusbahn ist die sogenannte Eselwand. Der 2129 Meter hohe Esel ist die am markantesten gefaltete Felsformation des Pilatus; höchster Punkt des Massivs ist jedoch mit 2138 Metern das Tomlishorn.

Zahlreiche Wanderwege durchziehen den Pilatus, eine der aussichtsreichsten Varianten ist für Geübte die Gratwanderung von der Bergstation Pilatus–Kulm gen Westen zur Tripolihütte.    

Blick vom Pilatus auf den Vierwaldstätter See. – Nur einer der vielen Gründe, warum der Luzerner Hausberg so beliebt ist. Foto: AdobeStock

Lugano: Monte Brè & Monte San Salvatore

Ganz im Süden der Schweiz, wo sie mit dem Tessin schon fast in den Großraum Mailand hineinzuzipfeln scheint, liegt Lugano. Die Stadt am Luganersee ist von drei Aussichtsbergen umgeben: dem Monte Brè (925m), dem Monte San Salvatore (912m) und, auf der anderen Seeseite und bereits in Italien, dem Sighignola (1314m).

Als Hausberge, an denen ausgiebig gewandert oder von denen auch einfach nur das spektakuläre Panorama betrachtet werden kann, nutzen die Einheimischen den Monte Brè und den Monte San Salvatore.    

Einer links, einer rechts neben der Stadt, ließen sich beide Gipfelaufstiege sogar an einem Tag miteinander verbinden. Geht zwischendurch doch die Puste aus, kann man an der Uferpromenade ein Päuschen einlegen oder es sich auch an beiden Bergen leichter machen, indem man die jeweilige Standseilbahn nutzt.  

Kleine Bergzeit in Lugano: Blick vom einen Hausberg (Monte San Salvatore) auf den anderen (Monte Brè). Foto: AdobeStock

Genf: Mont Salève   

Möchte man in Genf etwas Bergluft schnuppern oder einfach mal die Stadt und ihren See von oben bewundern, dann macht man’s wie die Einheimischen und begibt sich zum 1379 Meter hohen Mont Salève. Mit dem regelmäßig verkehrenden Bus (Linie 8) ist es vom Hauptbahnhof Genève Cornavin und dem Zentrum der Stadt gerade mal eine knappe halbe Stunde bis zur Haltestelle Veyrier–Douane am Bergfuß. Jetzt noch kurz über die Grenze, denn der Mont Salève liegt bereits in Frankreich in den Savoyer Voralpen.

Le Salève, wie er in Genf heißt, ist ein Outdoor-Dorado, unter anderem fürs Paragliding, Klettern, Mountainbiken und Wandern. Im Winter lassen sich bei passenden Bedingungen auch die Langlaufski nutzen. Selbstredend immer das fantastische Panorama im Blick; mit dem Jura auf der einen und den ganz hohen Alpengipfeln auf der anderen Seite, der Mont Blanc ist Luftlinie gerade mal 60 Kilometer entfernt.

Abend am Genfer See: Vom Genfer Hausberg Mont Salève ist man mit dem Bus schnell wieder in der Stadt. Foto: AdobeStock

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