Blick auf den Nordgrat und die Gletscher des Olperers in der Abendsonne.
Blick auf den Nordgrat des Olperers. Foto: Jörg Bodenbender
Klassiker Olperer-Überschreitung

Olperer: Auf den Zillertaler Paradegipfel

Die Überschreitung des Olperer mit dem Nordgrat im Aufstieg und dem Riepengrat im Abstieg ist ein ganz großer Hochtouren-Klassiker.

Ganz im Westen der Zillertaler Alpen gelegen, dominiert der Olper den Berghorizont oberhalb des Wipptals. Da der 3476 Meter hohe Gipfel vor allem in Richtung Nordwesten alle Nachbargipfel weit überragt, ist gerade sein markanter Nordgrat schon aus der Ferne gut zu erkennen. Die gleichmäßig geneigte Himmelsleiter ermöglicht zusammen mit dem Abstieg über den Südostgrat (auch Riepengrat) eine Dreitausender-Überschreitung, wie man sie sich besser kaum vorstellen kann.

In zumeist bestem Granit überschreiten die Kletterschwierigkeiten kaum den zweiten Schwierigkeitsgrat (UIAA), da an einigen Stellen Trittbügel angebracht sind. An diesen kann man gegebenenfalls auch gut Standplätze anlegen. Die Schlüsselstelle ist ein kleiner Überhang im unteren dritten Schwierigkeitsgrad, der von den meisten Seilschaften gesichert überwunden wird.

Olperer-Überschreitung: rechts der Nordgrat links der Riepengrat. Foto: Jörg Bodenbender

Da es auf der Geraer Hütte um einiges ruhiger zugeht als auf der oft sehr vollen Olpererhütte, stellen wir hier den Aufstieg von Westen vor. Bei diesem Zustieg braucht man für den schwindenden Olpererferner unbedingt Pickel und Steigeisen. Nach schneearmen Jahren sollte man besser im Frühsommer als im Frühherbst unterwegs sein, um längere Passagen mit Blankeis zu vermeiden. Unabhängig davon ist die Spaltengefahr bei richtiger Routenwahl vergleichsweise gering. Nach der Gipfelbesteigung erfordert auch der etwas leichtere, aber durchaus ausgesetzte Abstieg über den Südostgrat noch einmal volle Konzentration, bevor sich die grandiose, lange Runde nach dem Gegenanstieg zur Alpeiner Scharte an der Geraer Hütte wieder schließt.

Tagestour, Geraer Hütte oder Olperer Hütte

Bei dieser Routenwahl hat man übrigens auch keinen Kontakt mit dem (Sommer-) Skigebiet, das sich nördlich des Olperers ausbreitet. Es gibt auch noch andere Optionen, um diese fantastische Tour anzugehen. Wer es eilig hat, kann die Runde mit Hilfe der Hintertuxer Bergbahnen als Tagesunternehmung planen: Von der Bergstation der Kabinenbahn „Gletscherbus 3“ geht es immer am Rand der Skipisten, um Spaltengefahr zu vermeiden, erst hinab und dann gegenüber wieder hinauf zur Wildlahnerscharte und zum Einstieg des Nordgrates. Hierhin gelangt man natürlich auch ganz ohne Lifthilfe von der Olpererhütte aus, zu der man in etwa 1 ½ Stunden vom Schlegeisspeicher aus aufsteigt.

Besonders begeistert war von der Olperer-Besteigung übrigens ein gewisser August von Böhm. Der alpinen Überlieferung nach hat dort der Wiener Alpinist im Jahr 1881, bei einer Tour mit Emil und Otto Zsigmondy sowie Ludwig Purtscheller, den Gruß „Berg heil“ erfunden.

Olperer mit Geraer Hütte. Foto: Jörg Bodenbender

Olperer-Überschreitung - Stück für Stück

1. Hüttenparkplatz – Geraer Hütte

T2, 3 Std., 1000 Hm ↗

Vom Hüttenparkplatz folgt man erst einem Fahrweg, dann einem Wiesenpfad nach Norden zum Gasthaus Touristenrast. Dort nach rechts und auf einer breiten Forststraße bis zum Talschluss. Von hier geht es auf einem Fußweg erst in einer ansteigenden Querung und dann in vielen Serpentinen auf den Geländeabsatz, auf dem die Ochsenhütte steht. Dort wendetet sich der Weg nach Süden und quert sanft ansteigend weite, freie Hänge zum Hocheck hinüber. Nach weiteren Serpentinen nach rechts auf einer Brücke über einen Bach zur Geraer Hütte.

Taktiktipp: Idealerweise abends noch den Zustieg zum Olpererferner anschauen.

Auf dem Olpererferner ist die Steinschlaggefahr zu beachten. Foto: Michael Pröttel

2. Geraer Hütte – Beginn Nordgrat

Eis bis 40°, 2 . Std., 1000 Hm ↗

Von der Hütte überquert man wieder den Bach und steigt nach rechts bergan. Den Markierungen folgend gelangt man zum Wegweiser „Olperer über Schaefferstein“, dem man rechts folgt. Der zunächst deutliche Steig wird schmaler und folgt einem Moränenrücken. Dann führen die Spuren nach rechts vom Rücken weg in eine Mulde mit groben Blockfelsen. Ab hier weglos zahlreichen Steinmännern weiter nach Osten folgen und in den Kessel unterhalb des Olpererferners, wo man Steigeisen anlegt. Nun auf der von unten gesehen linken Seite des Ferners bergan, dann quert man ein Stück nach rechts und wendet sich, sobald das Gelände etwas flacher wird, wieder nach links und in Richtung Wildlahnerscharte. Noch bevor man die Scharte erreicht, wendet man sich nach rechts und steigt (deutlich steiler) parallel zum links aufragenden Nordgrat den Gletscher hinauf. An geeigneter Stelle quert man schließlich nach links zum Granitgrat hinüber.

Taktiktipp: Steigeisen sind nötig, Gletscher kann Blankeis haben.

Auf dem Nordgrat des Olperers sind einige Steigbügel angebracht. Foto: Michael Pröttel

3. Beginn Nordgrat – Olperer

WS+, III- UIAA, 1 . Std., 150 Hm ↗

Der Nordgrat gibt den Anstieg im Großen und Ganzen eindeutig vor. Es gibt immer wieder Trittbügel, die man auch gut als Standplatzsicherung benutzen kann. Im Mittelteil wird ein Felsaufschwung rechts umgangen, die Begehungsspuren sind recht gut zu sehen. Danach folgt die Schlüsselstelle: ein weiterer, im oberen Teil leicht überhängender Aufschwung im unteren dritten Schwierigkeitsgrad. Auch dort sind Stahlbügel vorhanden. Immer in Südrichtung aufsteigend, wird ein Klemmblock rechts umklettert. Zuletzt erreicht man über unschweres Blockgelände den Gipfel.

Taktiktipp: Erfahrene Bergsteiger*innen können den Grat durchaus seilfrei angehen. Dennoch ist es eine gute Idee, die Seilausrüstung dabeizuhaben.

Der Abstieg über den Riepengrat fordert Aufmerksamkeit. Foto: Michael Pröttel

4. Olperer – Riepenkar

WS, Eis bis 30°, 2 Std., 650 m ↗

Vom Gipfel folgt man dem Südostgrat. Bald kann ein Felsturm links auf einem sandigen Band umgangen werden. Es folgen immer wieder plattige Kletterpassagen im zweiten Schwierigkeitsgrad, an denen man ebenfalls Stahlbügel vorfindet. Zuletzt leiten Stahlseilsicherungen zum so genannten „Schneegupf“ hinab, einem Firnfeld, über das man bei weichen Verhältnissen nach Südosten „abfahren“ kann. Ansonsten steigt man rechts davon im Blockgelände ab. Das Firnfeld wird flacher und man gelangt an einen Geländeabsatz. Ab jetzt gut auf die Steinmänner achten, die über eine Steilstufe und weiteres Blockgelände bis zum Querweg Olpererhütte – Geraer Hütte führen.

Unterhalb der Alpeiner Scharte sind oft bis in den Spätsommer Schneefelder zu queren. Foto: Michael Pröttel

5. Hüttenweg – Geraer Hütte

T3, 3 . Std., 350 m ↗, 1180 m ↘

Man folgt dem nun rot-weiß-markierten Hüttenübergang nach rechts und steigt auf einen Sattel südlich des Riepenkopfs auf. Nach der Querung des Unterschrammbachkars folgt der steile Anstieg zur Alpeiner Scharte nach rechts. Nach dreihundert Höhenmetern Gegenanstieg auf der anderen Seite bergab zur Geraer Hütte.

Taktiktipp: Östlich der Alpeiner Scharte können sich Altschneefelder halten, vorher informieren.

Geraer Hütte. Foto: Michael Pröttel

Die Menschen zum Berg

Die Wiener Brüder Otto und Emil Zsigmondy waren um die 1880er Jahre Ausnahmeerscheinungen des Alpinismus. Meist gemeinsam mit ihrem Freund und Seilpartner Ludwig Purtscheller gelangen ihnen einige der schwersten Touren ihrer Zeit. Auch die erste Begehung (im Abstieg!) des Olperer-Nordgrats geht auf ihr Konto. Ihnen gelangen zudem Erstbegehungen wie beispielsweise die Nordwand des Großen Möselers oder die Gesamtüberschreitung der Meije (Dauphiné-Alpen) 1885.

An der Meije stürzte Emil dann aber kurz nach dieser Überschreitung mit gerade einmal 24 Jahren tödlich ab. 1894 wurde Otto Zsigmondy Präsident des Österreichischen Alpenklubs.

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