1. Passform:
Klare Empfehlungen bezüglich einer Marke oder eines bestimmten Modells gibt es nicht. Ähnlich wie bei Berg- oder Kletterschuhen gilt: Der Gurt muss zum individuellen Körperbau passen und darf das Bewegungspotenzial nicht einschränken (Anprobe mit Probehängen im Geschäft). Eine gute Passform ist sicherheitsrelevant. Um im Sturzfall nicht aus dem Gurt zu rutschen, muss die Hüfte umschlossen werden. Der Gurt liegt also von oben her auf dem Hüftknochen auf. Ergonomische Modelle sitzen nach dem Schließen der Schnallen symmetrisch. Zwischen Bauch und Gurt, bzw. zwischen Oberschenkel und Gurt sollte eine flache Hand geschoben werden können. Die Beinschlaufen sollen nicht bis zu den Kniekehlen reichen, dafür sorgen entsprechend abgelängte Beinschlaufenfixierungen. Wegen der unterschiedlichen Anatomie von Frau und Mann bieten viele Hersteller geschlechterspezifische Modelle an. Bei Kindern bis mindestens 8 Jahren stellt der Kopf den schwersten Teil des Körpers dar. Deshalb neigen sie besonders bei Stürzen ins Seil, aber auch beim Topropen und Schaukeln dazu, sich kopfüber zu drehen. Außerdem sind die Hüftknochen der Kleinen meistens nicht besonders stark ausgeprägt. Zusätzlich zu einem Hüftgurt empfiehlt sich deshalb die Verwendung eines Brustgurtes – oder man entscheidet sich gleich für einen Komplettgurt. Ein solches Setup macht auch bei Menschen mit Übergewicht oder mit schwerem Rucksack Sinn.
2. Tragekomfort:
Gurte mit hohem Tragekomfort bieten
eine gute Atmungsaktivität
flaches Bandmaterial, das beim Gehen nicht wetzt
keine Probleme mit voller Beladung (z.B. Exen, Karabinern, Keilen, Friends)
3. Handling:
Merkmale für einfache Bedienbarkeit sind
leichtgängige Schnallen
unproblematisches Anziehen ohne Verdrehen der Beinschlaufen
eine reibungslose Einstellung der Beinschlaufenfixierung
4. Geringes Packmaß und Gewicht:
Je kleiner verpackbar und leichter ein Gurt ist, desto mehr eignet er sich
für lange Unternehmungen, bei denen man nicht permanent angeseilt unterwegs ist, wie z.B. Hochtouren
für schwierige Touren, wo jedes Gramm zählt
für einfache Touren in Kombination mit einem sehr leichten Seil – als Sicherheitsplus
5. Abriebfestigkeit:
Robustes, eher schweres Gurt- und Schlaufenmaterial ist gefragt, wenn direkter Kontakt mit Fels oder Eis häufig vorkommt
in Kaminen und Körperrissen
in Verschneidungen
beim Abhocken auf Abstiegen
6. Hängekomfort:
Je aufwendiger die Polsterung und je breiter die Bänder, desto erträglicher wird das Hängen
beim Ausbouldern von Sportklettertouren
an Standplätzen von steilen Mehrseillängentouren
bei längeren Abseilfahrten
Wie ist ein Gurt aufgebaut?
Beim Anseilen werden je nach Gurtmodell und Hersteller entweder Hüftbandschlaufe und Steg mit dem Seil parallel zur Sicherungsschlaufe eingefasst, oder es wird direkt in der Sicherungsschlaufe angeseilt; die Gebrauchsanweisung beschreibt, welche Methoden zulässig sind! Als Anseilknoten werden der Achter und der doppelte Bulin empfohlen.
Welche verschiedenen Arten von Gurten gibt es?
Sportklettergurt: (s. oben) eine Schnalle am Hüftband, Varianten mit breitem Bandmaterial, Polsterung und vier großen Materialschlaufen zum Projektieren von Routen, leichte Varianten ohne große Materialschlaufen und ohne Polsterung für Durchstiegsversuche/zum Hallenklettern
Alpinklettergurt: eine Schnalle am Hüftband oder evtl. auch zwei Schnallen zur besseren Zentrierung, häufig Schnallen an den Beinschlaufen, ausreichende Polsterung, bis zu sechs große, robuste Materialschlaufen, scheuerfestes Obermaterial, Aufnahme für Eisschrauben-Clipper
Gletscher-/Hochtourengurt: eine Schnalle am Hüftband oder gar keine Schnallen, keine Polsterung wegen dicker Kleidung nötig, kleine Materialschlaufen, da auch die Schultergurte des Rucksacks im unteren Rückenbereich Material aufnehmen können, z.T. Gummis an den Beinschlaufen zur Fixierung einer Eisschraube
Klettersteiggurt: meist nur eine Schnalle am Hüftband, häufig Schnallen an den Beinschlaufen, flaches und breites Bandmaterial ohne Polsterung (langes Hängen ist nicht vorgesehen)
Canyoninggurt: eine Schnalle am Hüftband, verstellbare Beinschlaufen, bis zu vier Materialschlaufen, abriebfeste Kunststoffeinlage vom Hüftband über das Gesäß bis hin zu den Beinschlaufen, hohe Position der Anseil-/Abseilschlaufe
Was ist wichtig beim Kauf eines Klettergurts im Fachhandel?
Vorher: Einsatzspektrum bestimmen
Kleidung anziehen, die zusammen mit dem Gurt getragen wird
Passform und Bewegungsfreiheit prüfen/vergleichen
Hängeprobe durchführen
Gurt testweise mit Ausrüstung behängen
Gebrauchsanweisung nicht vorschnell entsorgen, sondern lesen
Wie pflegt man Klettergurte?
Handwäsche mit max. 40 Grad warmem Wasser, Gallseife und gegebenenfalls weicher Bürste
An der frischen Luft trocknen, dabei an der Sicherungsschlaufe aufhängen
Ohne angehängtes Material transportieren, Schutzhülle benutzen
Trocken und vor UV-Strahlung geschützt lagern
Abnutzung kontrollieren, besonders auf Steg, Hüftschlaufe und Sicherungsschlaufe achten; abgenutzte Gurte können reißen!
Angaben des Herstellers zur Lebensdauer beachten
DAV Lehrmeinung zum Anseilen an Hüftgurten
Die DAV Sicherheitsforschung fasst hier nochmal kurz die möglichen Methoden zum korrekten Anseilen an Hüftgurtenzusammen
Für das direkte Einbinden mit Seil am Hüftgurt gibt es zwei Anseilmethoden:
Das Seil wird durch den Beinschlaufensteg und die Hüftgurtöse gefädelt.
Anseilen nur im Sicherungsring am Hüftgurt.
Grundsätzlich ist es am besten, sich wie vom Hersteller in der Gebrauchsanleitung empfohlen einzubinden. Denn z.B. Verschleißindikatoren sind auf die Einbindeart abgestimmt. Sofern der Hersteller eine Methode nicht explizit verbietet, sind beide Methoden erlaubt und sicher. Bei der Normprüfung wird nämlich nicht nur die in der Gebrauchsanleitung empfohlene Einbindeart getestet, sondern auch der Sicherungsring muss einer Beanspruchung von 15 kN standhalten. Durch diesen Sicherheitspuffer bestehen keine Bedenken, dass die Festigkeit des Sicherungsrings für die Praxis unzureichend wäre.
Entscheidend ist, auf mögliche Verschleißerscheinungen am Einbindepunkt zu achten und dementsprechend den Gurt rechtzeitig auszusortieren.