Ein Rückblick
Es war im Sommer 2003, das Sichtungscamp für den DAV-Expeditionskader in Chamonix. Typische Sommerziele standen auf dem Programm, der Hirondelles-Grat, der Walkerpfeiler auf die Grandes Jorasses und der Peuterey Intégrale auf den Mont Blanc. Am Hirondelles-Grat drehten wir wegen Eisschlag im Zustieg um, zwei Seilschaften kamen am Walkerpfeiler fast durch Steinschlag zu Schaden und traten daraufhin den Rückzug an, und am Peuterey Intégrale war nach der Aiguille Noire Schluss, ebenfalls wegen Steinschlaggefahr durch starke Ausaperung. Wir verlegten unsere Aktivitäten von den kombinierten Touren auf reine Felsrouten, die weniger unter der extremen Hitze und Trockenheit gelitten hatten. Wir saßen abends im T-Shirt auf der Terrasse der Turiner Hütte auf knapp 3400 Metern Höhe und belauschten die erfahrenen Bergführer, die es nicht fassen konnten, dass sie ihre Daunenjacke umsonst eingepackt hatten. Man war sich sicher, so etwas hatte man noch nie gesehen, es sei wie im Krieg, man höre die ganze Nacht über das Donnern der Steinschläge, alles überaus ungewöhnlich.
Heute, zwanzig Jahre später, hat man sich an die damaligen Ausnahmeverhältnisse gewöhnt, früher oder später treten sie jetzt fast jeden Sommer ein. Es ist mittlerweile normal, dass das Goûter-Couloir auf den Mont Blanc aufgrund von Steinschlaggefahr unbegehbar wird. Die Frage ist nur noch, ob es erst im September oder schon im Laufe des Julis so weit ist. Die Auswirkungen des Klimawandels sind in den Bergen deutlich sicht- und spürbar. Zeit also, auch unseren Umgang mit Risiken am Berg hinsichtlich dieser Veränderung zu überprüfen. Das Thema ist allgegenwärtig: Klimawandel, Klimakrise, globale Erwärmung – Begriffe für die menschengemachte Erwärmung unseres Planeten. Die letzten acht Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Zehn-Jahres-Periode 2013-2022 war im Durchschnitt 1,14 ºC wärmer als die vorindustrielle Vergleichsperiode (1850-1900).
Meldungen von Dürren und Gletscherabbrüchen gibt es jeden Sommer
Fast täglich gibt es neue Nachrichten bezüglich der Auswirkungen, seien es die Waldbrände in Griechenland und Spanien, die Dürren der letzten Sommer in Italien, Frankreich und weiten Teilen Deutschlands oder der Gletscherabbruch an der Marmolata letzten Sommer, der elf Todesopfer forderte. Weniger medienwirksam, aber gleichsam folgenreich fürs Bergsteigen, sind unter anderem die im Mittel abnehmende Zahl an Frosttagen (Temperaturminimum an einem Tag < 0 °C; s. Abb. 1) oder die Tage mit einer 0°-Grenze über Gipfelniveau. Der vorliegende Artikel behandelt also vorwiegend Risiken, die das sommerliche Bergsteigen betreffen und ursächlich mit der globalen Erwärmung zusammenhängen. Viele der angesprochenen Phänomene – und wie damit umgegangen werden kann – lassen sich aber auch auf andere Bergsportdisziplinen (u.a. Wandern oder Alpinklettern) übertragen.
Erhöhtes Gefahrenpotenzial beim sommerlichen Bergsteigen
Für eine realistische Risikoabschätzung der potenziellen alpinen Gefahren für die nächste Hochtour stellen wir uns folgende Fragen:
Mit welchen Gefahren muss ich rechnen und wodurch entstehen diese?
Wie wahrscheinlich ist deren Eintritt und wie groß ist der zu erwartende Schaden?
Welche geeigneten Maßnahmen zur Reduktion auf das persönlich akzeptable Risiko müssen ergriffen werden, bis hin zum Verzicht?
Bei den Ursachen handelt es sich im Wesentlichen um folgende Prozesse: das Abschmelzen der Gletscher, das Auftauen von Permafrostböden, die Verschiebung der Jahreszeiten und die zunehmende Häufigkeit und Intensität von extremen Wetterereignissen – zum Beispiel Hitzeperioden oder Starkniederschlag.
Das Abschmelzen der Gletscher ist ein steter Prozess und vollzieht sich in den Alpen aktuell mit durchschnittlich 0,5 bis 1 Meter Verlust an Mächtigkeit („Eisdicke“) pro Jahr, je nach Region, Höhenlage und Größe des Gletschers. Bis zum Ende des Jahrhunderts werden je nach Szenario ein Großteil bis hin zu allen Gletschern der Alpen verschwunden sein. Hochtouren, wie wir sie bisher kannten, sterben also aus. Kurzfristiger führt die Gletscherschmelze zusammen mit der geringeren Schneebedeckung nach dem Winter häufig zu einer erhöhten Spaltensturzgefahr. Eine weitere Gefahr entsteht durch Séraczonen an Geländekanten. Die Eistürme können zusammenfallen und alle, die sich unterhalb befinden, in große Gefahr bringen. Auch dies ist keine neue Erscheinung – aber eine, die sich durch die starke Gletscherschmelze schnell verändert und damit noch unberechenbarer wird.
Gletscher geben heikles Gelände frei
Wo Gletscher abschmelzen, bleibt instabiles Moränengelände zurück; angrenzende Flanken und Wände können durch den fehlenden Gegendruck des Gletschers kollabieren. Vorsicht: Geröll ist häufig besonders instabil an Stellen, an denen sich ein Gletscher gerade erst zurückgezogen hat. Geröll stabilisiert sich erst durch viele Begehungen und aufkeimende Vegetation. Die häufigsten Gefahren sind hier Steinschlag und Rutschungen, sowie Stürze durch sich bewegendes Blockwerk und die damit verbundenen Verletzungen wie ein verstauchtes oder gebrochenes Sprunggelenk oder Knie, aber auch Kopfverletzungen.
Das Auftauen von Permafrost hat eine Destabilisierung ganzer Bergflanken oder Wände zur Folge. Als Permafrost bezeichnet man eine dauerhafte (über zwei Jahre) Temperatur unter dem Gefrierpunkt. In den Alpen kann Permafrost südseitig ab etwa 3000 Meter und nordseitig ab etwa 2400 Meter Höhe vorkommen. Er ist der Stoff, der Blöcke, Steine, Kies, Sand, Ton und Schluff mit Eis zusammenhält. In den Alpen gibt es flächenmäßig sogar mehr Permafrost als Gletscher! Das Auftauen des zusammengefrorenen Materials führt zu Steinschlägen, Fels- und Bergstürzen unterschiedlichen Ausmaßes. Die Gefahr sogenannter gravitativer Massenbewegungen aufgrund von auftauendem Permafrost besteht grundsätzlich überall dort, wo die Nullgradgrenze für längere Zeit an oder über der Permafrostgrenze liegt. Die Gefahr als solche ist nicht neu, allerdings nehmen mit der zunehmenden Geschwindigkeit der Erwärmung und der dadurch begründeten Zunahme von Hitzeperioden auch das Ausmaß des betroffenen Geländes und die Häufigkeit solcher Ereignisse zu. Ob ein spezieller Hang oder eine Wand gefährlich ist, ist unmöglich zu erkennen. Das Schadensausmaß ist maximal – Tod aller Personen im Einzugsbereich; die Eintrittswahrscheinlichkeit dagegen relativ gering, wenn auch tendenziell zunehmend.
Extreme Wetterereignisse sind Phänomene, die zu einer bestimmten Zeit oder an einem bestimmten Ort selten sind. Wenn der Durchschnitt sich verändert, verändern sich auch die Extreme. Ehemalige Extreme werden das neue „Normal“ und neue Extreme werden extremer. Was das sommerliche Bergsteigen angeht, handelt es sich dabei vor allem um folgende Witterungsphänomene: Langanhaltende Hitzeperioden und Dürren treten häufig zusammen auf und forcieren sowohl die Gletscherschmelze als auch das Auftauen des Permafrosts. Sie beschleunigen also kurzfristig den durch die globale Erwärmung vorgegebenen Trend. Gletscher können in kurzer Zeit aper werden, Schneeflanken tauen ab und es kommt loses Geröll zum Vorschein. Es können in kurzer Zeit sehr große Mengen an Schmelzwasser entstehen, und fließendes Wasser destabilisiert ein ohnehin instabiles Gelände zusätzlich. Eine der häufigsten Ursachen für alpine Notlagen laut Bergunfallstatistik ist übrigens die Erschöpfung. Auch diese Gefahr nimmt durch Hitzeperioden zu. Starkniederschläge erscheinen zunächst einmal wie das genaue Gegenteil der Hitze-/ Dürreperiode, können aber Ähnliches zur Folge haben, wie zum Beispiel Murenabgänge und erhöhte Steinschlagaktivität. Während es bei Starkniederschlägen immer zu einer Destabilisierung durch fließendes Wasser kommt, hängt es bei Hitzeperioden eher von der Höhenlage und Jahreszeit ab. Sobald der ganze Schnee abgeschmolzen ist, nimmt trotz anhaltender Hitze zumindest die Gefahr von spontanem Steinschlag wieder ab, während die Gefahr von durch andere Seilschaften ausgelösten Steinschlag konstant bleibt und die Gefahr von Fels- und Bergstürzen aufgrund auftauenden Permafrosts in der Permafrostzone weiter zunimmt.
Die Tourenplanung muss angepasst werden
Eigenverantwortlicher Umgang mit klimawandelbedingten Risiken beim Bergsteigen Idealerweise identifiziert man all diese Gefahren bereits bei der Tourenplanung und berücksichtigt sie bei der Auswahl einer passenden Tour für den geplanten Zeitraum – oder des passenden Zeitraums für die geplante Tour. Letzteres wird durch die Verschiebung der Jahreszeiten erschwert. Touren, die man ehemals üblicherweise im Sommer gemacht hat, weisen zunehmend nur noch im Frühsommer, Frühjahr oder auch Herbst (oder sogar in schneearmen Wintern) brauchbare Verhältnisse auf. Die Jahreszeiten sind insgesamt unberechenbarer und folgen nicht mehr einem „immergleichen“ Muster wie in früheren Dekaden. Wenn es gestern gut war, muss es das morgen nicht mehr unbedingt sein! Beide genannten Planungsvarianten (A: Tour zu Zeitpunkt; B: Zeitpunkt zu Tour) werden aber im Wesentlichen von drei Faktoren bestimmt: Wetter, Verhältnisse und eigener Zustand – wobei im Folgenden nur auf die ersten beiden eingegangen wird: Beim Thema Wetter sollte nicht nur auf das Wetter an den Tourentagen selbst geachtet werden, sondern auch auf die Witterung in den Tagen und Wochen zuvor. Es ist nämlich ein großer Unterschied, ob man am ersten oder zehnten heißen Tag in Folge unterwegs ist (zum Beispiel Permafrost-Problematik). Dazu kann man entweder selbst regelmäßig Wetterberichte anschauen oder ein Wetterarchiv benutzen (zum Beispiel meteoblue.com). Relevant für die Verhältnisse sind Niederschläge, sowohl die Menge als auch die Form (Wasser oder Schnee) und die Temperatur, insbesondere die Nullgradgrenze. Letztere findet man zwar häufig in aktuellen Wetterberichten, meistens aber nicht im Wetterarchiv. Das heißt, im Wetterarchiv lässt man sich am besten die Temperaturverläufe von Orten unterschiedlicher Höhenlage im selben Gebiet anzeigen, um ein Gefühl für die Nullgradgrenze zu bekommen.
Ist es zu warm für die Tour?
Die Nullgradgrenze bestimmt, ob kombiniertes Gelände gefroren ist und damit relativ stabil, oder ob es sich in ein Minenfeld verwandelt. Die Verhältnisse werden vom kurzfristigen und langfristigen Witterungsverlauf bestimmt. Ersterer ist relativ einfach aus der Ferne zu beurteilen. Ist für einen der Tourentage der Durchzug einer Kaltfront vorhergesagt, wird es höchstwahrscheinlich einen Temperatursturz und je nach Höhenlage Neuschnee und vereistes Gelände geben. Die Auswirkungen eines schneearmen Winters mit einer frühen Hitzeperiode sind dagegen aus der Ferne schwieriger zu beurteilen. Ist die Schneeauflage auf dem Gletscher nur dünner geworden oder ist der Gletscher schon komplett aper? Ist die Spaltensturzgefahr daher eher hoch oder niedrig? Ist der Gletscher vielleicht schon nicht mehr passierbar? Muss beim Begehen des Gletschers unter Hangbereichen gequert werden, die „nie Ruhe geben“? Dass die Gletscherstände auf Karten selten der aktuellen Realität entsprechen, ist seit längerem bekannt, aber auch andere Geländeformen verändern sich: Gletscherspalten und -brüche verschwinden oder tauchen auf, Moränen und Hangbereiche rutschen ab, Wege müssen angepasst werden, Gebirgsbäche werden größer oder verschwinden zeitweise ganz. Um das herauszufinden, kann ein Anruf bei den Hüttenwirtsleuten oder dem lokalen Bergführerbüro helfen, Bilder aktueller Webcams, Fotos anderer Tourengeher*innen auf Social Media oder deren Berichte. Letztere sind aber mit Vorsicht zu genießen, da eine Gefahrenbeurteilung stark vom persönlichen Wissensstand und der eigenen Risikobereitschaft beeinflusst wird.
Die eigene Planung dem Wandel anpassen Wie man sich nach Prüfung und Bewertung all dieser Faktoren am Ende entscheidet, hängt in letzter Instanz immer von der eigenen Risikobereitschaft ab. Die Erfassung der alpinen Unfalldaten lässt derzeit leider keine gesicherten Rückschlüsse auf Zusammenhänge mit Klimaveränderungen zu. Einzelne Wetterphänomene wie Hitzeperioden können per Definition auch nicht DEM Klimawandel zugeordnet werden – sie werden infolge der Klimakrise aber mit Sicherheit immer häufiger und stärker ausgeprägt – mit weitreichenden Folgen für unser Risikomanagement beim Wandern, Bergsteigen und Klettern. Selbstverantwortliche Bergsteiger*innen sind die intensive Auseinandersetzung mit Wetter und Verhältnissen natürlich seit jeher gewohnt; die sich ändernden Rahmenbedingungen sollten in dieser Auseinandersetzung keine Ausnahme darstellen. Was allerdings auch „alte Hasen und Häsinnen“ erschreckt, ist der rapide Wandel, der sich im Hochgebirge derzeit vollzieht.
Konkrete Maßnahmen fürs Bergsteigen mit akzeptablem Risiko
Die wirksamste Maßnahme wäre das komplette Meiden von Permafrostgelände. Das hieße in Höhen und Expositionen bleiben, wo (schon länger) kein Permafrost zu vermuten ist. Theoretisch reduziert auch eine große absolute Höhe – deutlich über der Nullgradgrenze –, auf der sich ein Großteil der Tour abspielt, das Risiko im Zusammenhang mit auftauendem Permafrost. Bleibt allerdings das Problem, wie man dort hinkommt, ohne sich der Gefahr in niedrigeren Zonen auszusetzen. Bei sehr hoher Nullgradgrenze (> 4500 m) wird’s in den Alpen nach oben hin ohnehin knapp. Alle Komponenten sind somit nicht nur auf die Tour selbst, sondern auch auf deren Zustieg anzuwenden. War früher meist die Tour an sich die größte Gefahr, kann heute mitunter der Zu- oder Abstieg komplizierter sein oder gar ein deutlich größeres Gefahrenpotenzial bergen.
Man verlagert seine Aktivitäten auf sehr kompakt aussehende Felswände, die vermutlich auch ohne Permafrost an Ort und Stelle bleiben. Die Wirksamkeit dieser Maßnahme ist allerdings schwer einzuschätzen, da selbst kompakt aussehende Felswände durch Permafrost zusammengehalten werden können. Letzten Sommer lag beispielsweise die erste Seillänge unserer geplanten Tour an der Aiguille du Midi Südwand zu unseren Füßen, die sich eine Woche zuvor noch an ihrem angestammten Ort befand. Die Wand hätten wahrscheinlich viele als kompakt eingeschätzt, aber sie befand sich zu dem Zeitpunkt zugegebenermaßen in einer kritischen Zone: Südwand auf ca. 3500 m Höhe, also im Permafrostbereich, der bei einer anhaltenden Nullgradgrenze von über 4000 m naturgemäß auftauen muss.
Die Eintrittswahrscheinlichkeit lässt sich minimieren, indem man auf schneebedeckten Gletschern in den frühen Morgenstunden unterwegs ist, sofern der Schnee über Nacht ausreichend durchfrieren konnte (Höhe der Nullgradgrenze sowie Bedeckungsgrad der Wolken beachten). Geht der Zeitplan aber nicht auf, weil beispielsweise viele große Spalten zeitaufwendig umgangen werden müssen, kann sich das sehr schnell ändern. Ist der Gletscher bereits aper, ist ein Spaltensturz (außer im Fall von Abrutschen/ Absturz) unwahrscheinlich, da die Spalten sichtbar sind. Im schlimmsten Fall muss hier umgedreht werden, wenn eine Spalte unpassierbar wird oder der Zeitplan durcheinander gerät. Hier muss auch die Sicherungstechnik und -taktik unter Umständen mehrere Male während der Tour geändert werden (Leitfrage: Welche Gefahr ist die größere – die Spaltensturz- oder Absturzgefahr?). Das Schadensausmaß von Spaltenstürzen lässt sich durch gute Wegfindung, (korrektes) Anseilen auf dem Gletscher (auch mit Ski!), Tragen eines Helms und Kenntnis der entsprechenden Rettungsmaßnahmen meistens auf ein akzeptables Maß reduzieren. Gletscher werden aber nicht nur blanker und Spalten zahlreicher, sondern auch steiler. Der Ausrutschund folglich Absturzgefahr – gerade an Gletscherzungen, Randbereichen oder Eiswänden – aufgrund von steilerem Gelände in Kombination mit dem vermehrten Auftreten von Blankeis – muss mit angepasster Sicherungstechnik (gegebenenfalls „Von sicherem Standplatz zu sicherem Standplatz“) UND erhöhtem Eigenkönnen (Trittsicherheit) begegnet werden.
Bei Séraczonen spielt die Beachtung der Tageszeit keine Rolle, die Gefahrenzone sollte wenn möglich weiträumig umgangen und ansonsten die Expositionszeit möglichst kurzgehalten werden. Keinesfalls in der Sturzlinie von Séracs anseilen oder Brotzeit machen etc., sondern deutlich davor!
Geeignete Maßnahmen bei der Begehung von Moränen und losem Geröll – ohne das Gelände komplett zu meiden – sind Trittschulung, der Einsatz von Stöcken, ein langsameres Gehtempo mit dementsprechender Zeitplanung, ein möglichst leichter Rucksack, hohe Konzentration und eventuell das Tragen eines Helmes.
Steinschlag durch andere Seilschaften lässt sich durch frühes Aufstehen einfach vermeiden. Ist einem trotzdem jemand zuvorgekommen, lässt sich durch einen möglichst kurzen Aufenthalt im Gefahrenbereich (Schnelligkeit bedeutet oft Sicherheit) oder durch geschickte Routenwahl die Eintrittswahrscheinlichkeit reduzieren. Oft hilft auch nur, bei großem Andrang auf ein anderes Ziel (Plan B) auszuweichen.
Spontaner Stein- oder Eisschlag ist schwerer vorherzusagen, da die Ursache oft nicht eindeutig erkennbar ist. Hinweise können Beobachtungen liefern, zum Beispiel auf der geplanten Route liegendes Gestein oder Eis aus vorherigen Stein- oder Eisschlägen. Ein Helm ist spätestens in steinschlaggefährdetem Gelände (auch am Gletscher!) ein Ausrüstungsgegenstand, der nicht im Rucksack spazieren getragen werden sollte. Einschränkung: Seine Schutzwirkung hängt sehr von der Größe des Steins ab. Eine wirksame Maßnahme ist immer das komplette Meiden des Gefahrenbereichs. Ist das nicht möglich, gilt auch hier: Schnelligkeit ist Trumpf. Je nach Situation kann auch eine geschickte Zeitplanung (frühe Morgenstunden, vor Sonneneinstrahlung) helfen, die Eintrittswahrscheinlichkeit zu verringern.
Großer Hitze und Dehydrierung kann durch Planung gut entgehen, wer die Mittagshitze meidet oder ruhend im Schatten verbringt, und die Aktivität in die kühleren Morgen- und Abendstunden verlegt oder schattige Expositionen auswählt. Außerdem sollte man genug zu trinken dabeihaben und auch berücksichtigen, dass mögliche Wasserquellen wie Bäche, die auf der Karte zwar eingezeichnet sind, vielleicht im Gelände nicht mehr existieren.