Asymmetrie: Je stärker die Krümmung der Schuhspitzen nach innen, desto mehr Druck auf den großen Zeh.
Zehenbox: Je stärker die Krümmung der Zehenbox nach unten (Downturn), desto besser die Kraftübertragung auf die Zehen.
Fersenband: Je straffer das Fersenband, desto stärker die Vorspannung, desto besser die Kraftübertragung auf die Zehen.
Zwischensohle: Zwischen Fußbett und Gummisohle, zur Steuerung der Sensibilität und Kantenstabilität.
Randgummi: Zum Schutz und für bessere seitliche Reibung.
Toepatch: Gummierung oben auf der Zehenbox zum besseren Hooken mit den Zehen.
Welche Verschlusssysteme gibt es?
Schnürsenkel (Laces) ermöglichen ein exaktes Anpassen des Kletterschuhs an den Fuß, besonders im Zehenbereich. Das Anziehen der Schuhe dauert allerdings länger.
Klettverschlüsse (Velcros) sorgen für eine zuverlässige, wenn auch weniger exakte Fixierung. Die Kletterschuhe können damit schnell an und ausgezogen werden: ein Vorteil in Mehrseillängen-Touren mit hohen Schwierigkeiten! Sogenannte Shoekeeper (elastische Schlaufen um den Knöchel) verhindern den Verlust.
Slipper haben dehnbare Partien im Obermaterial. Sie ähneln einer Socke mit Klettersohle. Daraus ergibt sich ein flaches Profil am Fußrücken: Toehooks gelingen damit leichter.
Einsatzgebiete der verschiedenen Kletterschuhmodelle
Die Modellpaletten der Hersteller sind mittlerweile sehr umfangreich. Eine grobe Unterscheidung nach Verwendungszweck bietet zumindest erste Anhaltspunkte:
Kletterschuhe für Mehrseillängen-Touren sollen bequem sein (Größe komfortabel wählen!), um bei langen Unternehmungen nicht für Schmerzen zu sorgen. Denn Schmerzen nerven. Sie schaden der Konzentration und Motivation. Langfristig können sich daraus auch chronische Beschwerden entwickeln wie z.B. eine Haglund-Ferse (mit krankhaft verändertem Fersenbein).
Kletterschuhe für Sportkletterrouten ab ca. 6b aufwärts können ruhig eng ausfallen. Je nach Hersteller kommen dann Exemplare infrage, die gegenüber der gewohnten Schuhgröße mindestens eine Nummer kleiner ausfallen, sodass die Zehen oft deutlich aufgestellt werden müssen. Damit findet man mehr Halt auf kleinen Tritten und kann präziser ansteigen. Verglichen mit Mehrseillängen-Touren ist die Zeit überschaubar, die man in den engen Schuhen verbringt.
Kletterschuhe fürs Bouldern können noch enger sein. Denn während man einzelne Züge und Sequenzen ausprobiert und einstudiert, verbringt man die Pausen am Boden. Das Aus- und Anziehen der Schuhe ist hier unproblematisch. Aber Boulderschuhe sind nicht zwangsläufig unbequem. Ihre Zwischensohlen sind nämlich weich und der Sohlenaufbau mehrteilig.
Für jeden Einsatzzweck gibt's den richtigen Schuh
BeiIdealerweise wählt man ein Modell, das für die Art der Kletterei konstruiert ist, mit der man es vornehmlich zu tun hat:
Kletterschuhe für den Indoor-Bereich haben einen robusten Sohlengummi, der an rauen Kunstharzoberflächen weniger schnell verschleißt.
Wer sich für Platten im Granit ausrüsten will, greift zu eher bequemen Modellen mit einer weichen Sohle. Sie sorgen für mehr Reibung.
Lange, leicht überhängende Sportkletterrouten mit Microtritten sind die Domäne von Kletterschuhen zum Schnüren mit eher mittelharter Sohle, markanter Vorspannung, deutlichem Downturn und asymmetrischem Leisten.
Die steilen Sinter der Klettergebiete am Mittelmeer erfordern häufig das Ziehen mit Zehen oder Fersen. Eine aufwendige Gummierung des Obermaterials im Zehenbereich (Toepatches) sowie der Fersenpartie helfen hier weiter.
Bei Rissen gilt tendenziell: Je breiter der Riss, desto härter die Sohle. In Offwidth-Rissen, wo das Verdrehen der Füße notwendig wird, machen hohe Kletterschuhe Sinn, sie schützen die Knöchel. Davon abgesehen kommt es bei der Schuhwahl aber auch darauf an, wie die Felsoberfläche in der Umgebung der Risse beschaffen ist (Profitipps bietet der Youtube-Kanal der Wideboyz).
Ist man sich über den Einsatzbereich im Klaren, geht es zur Anprobe in den Sportladen – am besten nicht zur Hauptgeschäftszeit. Es braucht Geduld und kompetente Beratung, denn die zahlreichen Hersteller orientieren sich – je nach Modell – an unterschiedlichen Fußformen und Leistenbreiten. Außerdem verwenden sie unterschiedliche Materialien, die sich mit der Zeit mehr oder weniger weiten.
„Ehrenlos“, wer Beratungsdiebstahl begeht, indem zuerst die Serviceleistung des Fachpersonals in Anspruch genommen wird, um danach wegen ein paar Euro Ersparnis online zu bestellen!
Wer dagegen im Vorhinein das gewünschte Modell kennt und die passende Größe weiß, kann durchaus im Internet einkaufen. Dumm nur, wenn man zwei verschieden große Füße hat und ein Unpaar benötigt! Wenige, sehr gute Händler oder der Hersteller EB können in solchen Fällen weiterhelfen. Ansonsten sucht man sich jemanden zum Tauschen, z.B. unter your-pair.com.
Was kostet's?
Einsteiger: ca. 70 Euro
Allround: ca. 130 Euro
High-End: ca. 180 Euro
Wie pflegt man Kletterschuhe?
Kante des Sohlengummis im Zehenbereich neuer Kletterschuhe mit feinem Schleifpapier abtragen (Ziel: Vermeidung des „Radiergummieffekts“).
Maßnahmen gegen stinkende Kletterschuhe: Füße sauber halten, Lagerung außerhalb von Rucksäcken oder Taschen, regelmäßige Desinfektion, Einstreuen von Backpulver.
Bei starker Verschmutzung: Keine Waschmaschine, sondern Handwäsche mit warmer Seifenlauge und weicher Bürste, ausreichend lange trocknen lassen ohne direkte Sonneneinstrahlung oder Kontakt mit Heizkörper.
Zerknautschen beim Transport vermeiden.
Rechtzeitig Wiederbesohlen lassen, bevor Löcher im Zehenbereich entstehen.