Insbesondere das Hausrind trägt seit Menschengedenken einen großen Teil zum heutigen Erscheinungsbild der Alpen bei: es war das zentrale Nutztier der Milchwirtschaft und unterstützte in besonderem Maße das wirtschaftliche Auskommen der Bergbauernfamilien. Auch für die Kultivierung der Alpentäler nutzte der Mensch Hausrinder – lange bevor Pferde und später Maschinen diese Arbeit übernahmen.
Das Tiroler Grauvieh
Zu den ältesten Rindertypen des Zentralalpenraums – mit Wurzeln wahrscheinlich in der Eisenzeit oder noch früher – gehören graubraune Rinder.
Grauvieh war schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Tirol sowie in Vorarlberg weit verbreitet. Auch in Salzburg und Oberösterreich kommt es heute vor – und allgemein im gesamten Alpengebiet Österreichs. Die Tiere sind an ihrer silber- bis eisengrauen Färbung zu erkennen, wobei Kopf, Hals und Rumpf angeraucht sind.
Nachdem das alteingesessene Tiroler Grauvieh ab Ende des 19. Jahrhunderts bedingt durch Tierzuchtgesetze vom Braunvieh (speziell dem Montafoner Rind) verdrängt wurde, gab es in den 1960er-Jahren nur noch wenige Gemeinden mit reinen Grauviehbeständen. Heute gilt das Tiroler Grauvieh als seltene, erhaltungswürdige Nutztierrasse.
Seltene Nutztiere der Alpen
In den Alpen leben insgesamt 110 gefährdete und vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen. Unter ihnen die Blaue Ziege in Tirol, das Murnau-Werdenfelser Rind im südlichen Bayern und das Slowenische Gürtelschwein. Auch der Appenzeller Sennenhund und das Brillenschaf sind Tiere, die immer zu der 7.000 Jahre alten Bergbauernkultur der Alpen gehörten und die nun im Begriff sind, allmählich zu verschwinden. Das Aussterben einiger alteingesessener Rassen ist durch Erhaltungsprojekte zumindest aufgeschoben.
Lesetipp
Das Buch „Seltene Nutztiere der Alpen“ von Günter Jaritz (Verlag Anton Pustet) widmet sich sehr ausführlich und nach Alpenregionen gegliedert der Thematik.