Die große Fläche der Schneeschuhe minimiert das Einsinken und ermöglicht relativ kraftsparendes Gehen im tiefen Schnee. Doch mit dem Kauf von Schneeschuhen ist die schneehasenartige Eleganz der Fortbewegung im winterlichen Gebirge längst nicht gesichert, vielmehr sind richtige Technik, gute Spuranlage und sinnvolle Tourenwahl nötig, um das Gehen auf breitem Fuß bestmöglich zu genießen.
Tourenwahl
Neben der aktuellen Lawinenlage gilt es bei der Planung von Schneeschuhtouren noch weitere Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Ideales Schneeschuhgelände unterscheidet sich stark von klassischem Skitourengelände, so dass es selten sinnvoll ist, Skitouren eins zu eins als Schneeschuhtouren zu unternehmen: Das Gehen mit Schneeschuhen im Steilgelände über 30° ist deutlich anstrengender und schwieriger als mit Ski. Ideale Schneeschuhtouren führen daher über maximal 25° steiles Gelände ohne lange Querungen, da diese mit Schneeschuhen zwar möglich, aber mühsam sind. Lange, flache Täler mit sanften Anstiegen und Hochebenen eignen sich hingegen perfekt für den Schneeschuhsport. Ebenso sind häufige Auf- und Abstiege (z.B. stark kupiertes Gelände) fürs Schneeschuhgehen ideal, während das auf Skitouren sehr unbeliebt ist. Es lohnt sich also bei der Auswahl der Touren in Führerliteratur und Foren nach „schneeschuhgeeignet“ zu recherchieren und auf Karten nach vorwiegend flachen Anstiegen zu suchen. Sehr gut geht dies z.B. mit digitalen Karten mit integriertem Hangneigungslayer (z.B. alpenvereinaktiv.com, whiterisk, o.ä.). Auch Routen abseits von Wegen durch lichten Forst können tolle Schneeschuherlebnisse bieten – natürlich nur mit entsprechender Rücksicht auf Flora und Fauna. Generell gilt wie für alle Winteraktivitäten: Dämmerung meiden, Wald-Wild-Schongebiete und Routenempfehlungen beachten und Wildtiere nicht stören.
Spuranlage
Der Spuranlage kommt dabei eine weitere wichtige Rolle zu: Vorwiegend sollte man flache und ebene Geländeformen für den Aufstieg nutzen, kurze steilere Passagen überwindet man möglichst gradlinig, längere Passagen hingegen können im „Zickzack“ angegangen werden, wobei man aber die Spur steiler anlegt als eine übliche Skitourenspur, um Querungen zu vermeiden. Vorhandene Skitourenspuren sollte man im Sinne eines harmonischen Miteinanders möglichst meiden, da die Spur ansonsten zertrampelt wird. Im Abstieg steigt man möglichst gradlinig oder diagonal ab. Auch die Schneebeschaffenheit gilt es bei der Spuranlage zu berücksichtigen – ideal ist lockerer, aber nicht zu tiefer Schnee. Insbesondere bei steileren Anstiegen kann Tiefschnee in mühsame Wühlerei ausarten und der Auftrieb der Schneeschuhe an seine Grenzen gelangen. Hier sind Passagen mit verfestigtem, umgewandeltem Schnee oder auch Firn besser geeignet. Hingegen ist beim Absteigen lockerer Schnee deutlich angenehmer. Wer noch wenig Erfahrung im Beurteilen unterschiedlicher Schneequalitäten hat, sollte auf seinen Touren mit Schnee und Gelände „experimentieren“, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie Exposition, Steilheit, Sonne und Wind unterschiedlichste Schneekonstellationen erzeugen.
Tipps
Schneeschuheignung der Tour beachten
Sanfte Anstiege, keine Querungen, kupiertes Gelände sind ideal
Spuranlage am besten über flache und ebene Bereiche
Steilhänge meiden, v.a. bei sehr tiefem oder hartem Schnee
Unterschiedliche Techniken an kleinen Aufschwüngen üben
Technik
Auch bei idealer Tourenwahl und perfekter Spuranlage ist ein gewisses Maß an Bewegungstechnik nötig, um die unterschiedlichen Geländeanforderungen gut und sicher mit Schneeschuhen zu bewältigen. Im flachen Gelände ist das Gehen relativ einfach: Um nicht über die eigenen, deutlich breiteren Füße zu stolpern, geht man hüftbreit und legt die Spur entsprechend breit an. Geht es bergauf, setzt man einen Schneeschuh vor den anderen und führt den Fuß in leichtem Bogen am Standbein vorbei. Bei jedem Schritt wird der Schneeschuh zentral „satt“ belastet, um das Gewicht auf die gesamte Fläche zu verteilen. Bedächtiges Belasten hilft gegen tiefes Einsinken. Querungen, Steilgelände und harter Schnee erfordern mehr Übung. Bei Querungen im weichen Schnee Stufen treten, in hartem Schnee flächig auftreten und die Dornen der Schneeschuhe in den Schnee drücken. Steilhänge werden wie oben beschrieben in eher steilen Serpentinen überwunden, solange sicheres Queren noch möglich ist – bei festem Schnee kann die Steighilfe zum Einsatz kommen. Ist Quergehen nicht möglich, wird in gerader Linie angestiegen und die vorderen Krallen werden wie eine Verlängerung des Fußes frontal in den Schnee gekickt – vergleichbar der Frontalzackentechnik mit Steigeisen. Der Abstieg kann bei weichem Schnee richtig Vergnügen bereiten, geradlinig nach unten, Gewicht in Richtung Fersen und schnelle kurze Schritte erzeugen einen regelrechten Powder-Flow. Eine harte Schneeoberfläche erfordert mehr Umsicht: Die Dornen an den Schneeschuhen wirken wie Bremsen und der restliche Körper schiebt weiter gen Tal, also runter vom Gas. Sind sehr steile Hänge mit hartem Schnee im Abstieg zu bewältigen, kann wie im Aufstieg mit der Frontalzacken abgestiegen werden. Diese anspruchsvolleren Techniken erfordern Übung, empfehlenswert ist, sich an kurzen Aufschwüngen mit sicherem Auslauf mit diesen Techniken vertraut zu machen und entsprechendes Vertrauen in die eigenen Fertigkeiten zu gewinnen.