Bindungen müssen in der Abfahrt zwei Funktionen erfüllen:
Den Skischuh mit dem Ski verbinden
Den Ski freigeben, wenn eine Überbelastung auf das Bein auftritt
Skifahrer*innen stürzen typischerweise nach vorne oder geraten in Rücklage, ein Ski verkantet und es erfolgt eine Innenrotation des Beins. Seit den 70er Jahren gibt es Skitourenbindungen, die seitlich auslösen. Aktuelle Modelle können das in zwei Richtungen: seitlich beim reinen Drehsturz (Mz) oder mit der Ferse nach oben beim Vorwärtssturz (My) (siehe Abbildung). Löst die Bindung aus, werden vor allem Verletzungen im Schienbein und Sprunggelenk vermieden. Knieverletzungen können von den vorhandenen Auslösemechanismen nicht effektiv verhindert werden. Zu hohe Kräfte aufgrund fehlender Auslösung wirken sich jedoch sicherlich nicht positiv auf die Knie aus. Die Federspannung in der Bindung legt fest, wann der Ski freigegeben wird oder der Schuh in den Ursprungszustand „zurückfedert“. Mit einer Schraube kann die Federspannung (Z- oder DIN-Wert) eingestellt werden. Der richtige Wert wird für Skifahrer*innen hauptsächlich anhand von Gewicht und Skischuhlänge berechnet.
Die passende Tourenausrüstung
Vor dem Kauf: Für welchen Einsatz und welches Können soll die Bindung sein?
Funktionalität ist wichtiger als geringes Gewicht.
Wichtig: Schuh und Bindung müssen kompatibel sein.
Beratung im gut informierten Fachhandel ist essenziell. Dort erfolgt auch Montage, Einstellung und Überprüfung der Bindung.
Teile einer Tourenbindung
Längenausgleich
Biegt sich der Ski beim Fahren durch, klemmt der Schuh in der Bindung ein, was die Auslösefähigkeit beeinträchtigt. Eine zusätzliche Feder sorgt bei manchen Bindungen für Bewegungsspielraum zum Längenausgleich – ein Sicherheitsplus.U-Bügel
Manche Pin-Bindungen haben am Hinterbacken einen U-Bügel als Verbindung zum Skischuh, dessen Materialelastizität die vertikale Auslösekraft festlegt. Doch auch mit verschiedene Härten an Bügeln kann die Genauigkeit einer stufenlosen Einstellung nicht erreicht werden.Einstellbereich(e)
Die Längeneinstellung einer Bindung bestimmt, wie weit der Hinterbacken verschoben werden kann. Manche Pinbindungen haben diese Möglichkeit gar nicht, wird der Schuh gewechselt, muss umgebohrt werden. Der Einstellbereich der Auslösekraft wird über eine Skala angezeigt. Je nach Bindungen kann gar nichts, nur die seitliche Auslösung oder seitlich und vertikal separat eingestellt werden.Stopper
Stopper sollen ein Wegfahren des Skis bei geöffneter Bindung verhindern. Vor allem auf Pisten ein Muss, unkontrolliert abhauende Ski sind eine echte Gefahr. Leichte Bindungen haben oft nur dünne Stopper, die weniger gut halten. Fangriemen sind wegen der Verletzungsgefahr keine wirkliche Alternative.Standhöhe
Eine niedrigere Standhöhe über dem Ski erlaubt ein direkteres Fahrgefühl, braucht jedoch auch mehr Kraft beim Aufkanten.
Der richtige Auslösewert
Beispiel: Fortgeschrittene*r Skifahrer*in mit 60kg und Sohlenlänge 290mm ergibt einen Z-Wert=6. Während man bei sehr sportlichen Skifahrer*innen noch einen Wert nach oben gehen kann, wenn der Muskeltonus auch höheren Kräften standhält, geht man bei Anfänger*innen lieber einen Z-Wert herunter.
Tipp: Besonders für Kinder und leichtere Menschen ist es wichtig, Tourenbindungen mit niedrigem Z-Wert-Einstellbereich zu wählen. Der höchste Z-Wert ist meist hinter dem Modellnamen angegeben.
Normen/TÜV-zertifiziert?
Die Norm für Skitourenbindungen (ISO 13992) ist keine Pflicht, sodass der Großteil von Pin-Bindungen nicht nach ihr zertifiziert wurde. Nichtsdestotrotz erzielen manche Pin-Bindungen ein recht gutes Auslöseverhalten. Jedoch: Je leichter die Bindung ist, umso mehr Kompromisse müssen bei Kraftaufnahme und Auslösung eingegangen werden. Folgende Nachteile treten beispielsweise bei vielen klassischen Pin-Bindungen durch die seitliche Auslösung am Hinterbacken auf:
Ein Sturz in Rücklage erhöht den Druck auf Pins am Hinterbacken, sodass die Bindung bei Drehsturz potenziell „zu spät“ auslöst.
Schläge auf den Ski – vor allem bei harten Schneeverhältnissen – bergen die Gefahr ungewollter Auslösungen. Bindungen, die seitlich vorne auslösen, können durch den größeren Federweg die Energie in solchen Situationen besser aufnehmen.
Fazit: Wer sehr abfahrtsorientiert unterwegs sein möchte oder Wert auf ein Plus an Auslösesicherheit legt, sollte über eine Tourenbindung mit seitlicher Auslösung vorne und/oder alpinem Hinterbacken nachdenken.
Steifigkeit
Beim Aufkanten (Mx) bieten Pins am Vorderbacken eine steife Verbindung. Relevant vor allem im Aufstieg und für alle, die ein direktes Fahrgefühl bevorzugen.
Wird der Schuh hinten nur durch die zwei Pins gehalten und liegt nicht flächig auf, kann – falls vorhanden – ein Spacer die Auflagefläche zur besseren Kraftübertragung schaffen. Alpine Hinterbacken greifen die komplette Hinterkante des Skischuhs und sind dadurch direkter. Wer breite Ski nutzen möchte, sollte auf eine Bindung mit breitem Bohrbild (Schrauben weit auseinander) setzen.
Fazit: Im Aufstieg sind Pins klar von Vorteil. Wer schwer ist, schnell und mit viel Druck auf den Ski fahren möchte, dem bietet ein alpiner Hinterbacken ein Plus an Performance.
Kompatibilität und fachgerechte Montage
Bindung, Ski und Schuh sind Teile einer Einheit, sie müssen zusammenpassen. Es können nicht alle Schuh-/Bindungs-Typen miteinander kombiniert werden.
Exaktes Bohren ist vor allem bei Pin-Bindungen wichtig, bereits leichte Abweichungen führen dazu, dass der Schuh nicht mehr optimal in die Führung der Pins hinten passt. Daher: ein Fall für den Fachhandel mit Prüfmaschine für exaktes Einstellen des Auslösewertes.