Mehrere Wochen brannte es im Elbsandsteingebirge, Mitte August waren noch rund 300 Feuerwehrkräfte unterwegs und löschten vor allem Glutnester. Das Feuer war am 24. Juli im Nationalpark Böhmische Schweiz in Tschechien ausgebrochen und hatte dann bei starkem Wind durch Funkenflug über ein bis zwei Kilometer auf den Nationalpark Sächsische Schweiz übergegriffen. Betroffen war auf sächsischer Seite eine Fläche von rund 150 Hektar, das sind umgerechnet rund 210 Fußballfelder. 1060 Hektar waren es auf böhmischer Seite – der bislang größte Waldbrand in der Geschichte Tschechiens.
Brandbeschleuniger Monokultur
Stellenweise waren an die 2000 Menschen in der Sächsischen Schweiz im Einsatz, sogar die Bergwacht Bayern war zusammen mit den Kolleg*innen aus Sachsen und Thüringen vor Ort, um die Einsatzkräfte in schwierigem Gelände abzusichern. Auch der Sächsische Bergsteigerbund (SBB) hatte mit seiner Saupsdorfer Selbstversorgerhütte als Übernachtungsstelle, Lager und Zwischenstation Hilfe angeboten. Für die Dresdner DAV-Sektion kam der Brand mit Ansage – seit längerem hatte der SBB ebenso wie Touristiker und umliegende Gemeinden vor einem großen Brand gewarnt. Der Grund: das viele stehende, trockene und nicht bodenbündig aufliegende Fichtentotholz im Nationalpark infolge eines extremen Borkenkäferbefalls.
Nun könnte man sagen: Etwa eineinhalb des insgesamt 381 Quadratkilometer umfassenden Gebiets waren betroffen, das ist nicht viel. Doch der SBB warnt: In Zukunft bestehe durch die riesigen Totholzflächen im Nationalpark dauerhaft eine hohe, unberechenbare Waldbrandgefahr und eine ernste Bedrohung der waldnahen Dörfer. Uwe Daniel, der Vorsitzende des SBB, fordert deshalb eine Abkehr von der aktuellen Nationalpark-Strategie: „Fichtenmonokulturen sind nie eine ursprüngliche Natur gewesen und sollten deswegen auch nicht als solche behandelt werden.“ Auf dem trockenen Sandsteinuntergrund würden die kühle Temperaturen und reichlich Wasser liebenden Fichten nicht standortgerecht wachsen, Insekten wie der Borkenkäfer hätten so leichtes Spiel. Die Monokulturflächen sollten stattdessen mit standortgerechten Laubbaumarten und Sträuchern zu einer Mischkultur umgewandelt werden. Für diesen langfristigen Waldumbau wäre es allerdings nötig, die sogenannte forstliche Ruhezone, momentan 75 Prozent der Nationalparkfläche, deutlich zu verkleinern und die Pflegezone zu vergrößern.
Hitze und Trockenheit erhöhen die Gefahr für Brände, in Kombination mit abgestorbenen Fichtenmonokulturen wie im Elbsandsteingebirge eine explosive Mischung. Auch der Blick über die Sächsische Schweiz hinaus ist beunruhigend: Brandenburg, Rheinland-Pfalz, Südeuropa, weltweit: Die Menge und Intensität der Waldbrände bewegen sich 2022 auf Rekordniveau. Und sind kein reines Sommerproblem. Anfang des Jahres gab es bereits großflächige Waldbrände mit Evakuierungen im Tessin und in den Bergen rund um Bagolino in der italienischen Provinz Brescia. Der Grund: extreme Trockenheit statt Schnee und eine Föhnlage, die das Feuer weiter anfachte.
Brände mit natürlichen Ursachen wie Blitzschlag sind an sich ein normaler Vorgang im Ökosystem Wald, die Zerstörung schafft gleichzeitig die Grundlage für neues Leben. Kranke Baumbestände werden beseitigt und der vermehrte Lichteinfall auf den Waldboden gibt anderen Pflanzen eine Chance, die unter dichtem Baumbewuchs nicht wachsen könnten. Soweit der „Idealfall“, die Realität sieht anders aus: Über 90 Prozent der Waldbrände weltweit sind vom Menschen ausgelöst – direkt durch fahrlässiges oder vorsätzliches Verhalten und indirekt durch Eingriffe in die Natur wie die Entwässerung von Feuchtgebieten oder die Anpflanzung der oben angesprochenen Monokulturen. Wie sich das Feuer verhält und ausbreitet, hängt dann im Wesentlichen davon ab, wie trocken die Vegetation ist, hinzu kommen Lage und Windverhältnisse.
Düstere Prognose - auch für den Alpenraum
2020 hat die EUSALP (EU-Makrostrategie für den Alpenraum) ein Weißbuch „Waldbrände in den Alpen“, herausgegeben. Die Prognose der Forschungsgruppe: Waldbrände im Alpenraum, begünstigt durch Hitzewellen und Dürreperioden, werden wahrscheinlich zunehmen und der vermehrte „Run“ der Freizeitaktiven auf die Natur tut sein übriges, Stichwort Brandauslösung. Mit folgenden, negativen Auswirkungen:
verringerte Schutzfunktion von Bergwäldern
als Folge erhöhte Anfälligkeit gegenüber anderen Naturgefahren (Lawinen, Steinschlag, Erosion)
Verlust von natürlichen Ressourcen und verminderte Produktivität durch verstärkte Bodenerosion
hohe Kosten durch die Brandbekämpfung und Renaturierung der Brandflächen
erhöhte Gefahr für Mensch und Infrastruktur im Übergangsbereich von natürlicher zu besiedelter Umgebung
erhöhte Luftverschmutzung und vermehrte Freisetzung von Kohlenstoff, der als Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangt
Laut Greenpeace verursachen die Wald-, Savannen-, Torfmoor- und Landwirtschaftsflächenbrände weltweit übrigens CO2-Emissionen von 7,3 Milliarden Tonnen jährlich – dazu kommt die Freisetzung klimawirksamer Schadstoffe wie Methan und Ruß. Die Emissionen sind damit größer als diejenigen aus dem globalen Verkehrsaufkommen.
Waldbrand vermeiden
Zum Grillen und für Lagerfeuer nur ausgewiesene Plätze nutzen. Offene Feuer und Flammen ohne Sondergenehmigung sind im Wald oder in einer Entfernung von unter 100 Metern davon grundsätzlich verboten. Dazu zählen auch Campingkocher, Kerzen oder Laternen. Es drohen hohe Bußgelder, im Brandfall auch Freiheitsstrafen.
Im Wald nicht rauchen! In Bayern und Baden-Württemberg ist das zwischen 1. März und 31. Oktober verboten, in vielen Bundesländern (z. B. Sachsen, Brandenburg) herrscht ganzjährig Rauchverbot.
Autos/Motorräder nicht auf trockenen Grasflächen in der Nähe von Wäldern abstellen – heiße Katalysatoren und Abgasanlagen können einen Brand auslösen.