Zwei Gondeln und eine Zahnradbahn machen es auch weniger bergsportlich Ambitionierten leicht, einmal auf fast 3000 Metern zu stehen. Und so teilt man sich den Zugspitzgipfel mit über 500.000 anderen Menschen pro Jahr. Trotzdem ist es ein tolles Gefühl, dort oben zu sein. Besonders, wenn man den Aufstieg aus eigener Kraft geschafft hat. Für alle, die sich auch mit gemäßigteren Wanderzielen zufriedengeben – immerhin sind es im kürzesten Aufstieg von Ehrwald aus immer noch 1735 Höhenmeter inklusive Klettersteig zum Gipfel – haben wir einige Tourenideen rund um die Zugspitze gesammelt.
1. Welche (Gipfel-)Ziele bieten sich neben der Zugspitze im Wettersteingebirge an?
Die Zugspitze ist sicherlich der bekannteste Gipfel der Region – ob es auch der schönste ist, darüber lässt sich streiten. Hier ein paar Tipps für alle, die sich von der Schönheit der restlichen Bergwelt überzeugen wollen:
Mit Start in Ehrwald beziehungsweise im Ehrwalder Alm-Gebiet sind viele einfache und mittelschwere Gipfel und andere lohnende Ziele wie Bergseen zu erreichen. Dazu gehören zum Beispiel der Seebensee, Drachensee, der Issentalkopf, Iglskopf oder das Tajatörl. Von der Bergstation der Ehrwalder Almbahn sind sie in maximal 3,5 Stunden erreichbar. Hier gibt's alle Infos und noch mehr Tourenziele.
Einfache und mittelschwere Wanderziele im Wettersteingebirge gibt es auch von Garmisch-Partenkirchen aus. Hier bieten sich unter anderen die Höllentalangerhütte mit spektakulärem Zustieg durch die gleichnamige Klamm, der Eckbauer durch die Partnachklamm (Berggasthof wegen Umbau bis vsl. Herbst 2024 geschlossen) oder die Reintalangerhütte an, die idyllisch mit "hauseigenem Strand" an dem Bergbach Partnach liegt. Hier gibt es Infos und viele weitere Tourentipps von Garmisch aus.
In zwölf leichten bis mittelschweren Etappen kann man auf dem Spitzenwanderweg Zugspitz Region unterwegs sein. Er führt teilweise ohne viele Höhenmeter durch idyllische Städtchen wie Murnau, Garmisch-Partenkirchen, Mittenwald und Grainau, auf den mittelschweren Etappen zum Beispiel aufs Soiern- oder Schachenhaus aber auch mal höher hinaus.
Wenn kein Weg an der Zugspitze vorbeiführt: Hier sind die Hauptrouten auf den Gipfel genau beschrieben, inklusive Anforderungen und Sicherheitstipps.
2. Wo kann ich im Zugspitzgebiet als Anfänger*in wandern?
Die ersten Wanderschritte im Zugspitzgebiet? Auch das ist möglich, gibt es doch zahlreiche Almen, Seen und Wege in Talnähe, die sich für eine Bergsport-Akklimatisation anbieten. Und wer sich dann sicher und fit fühlt, hat auch gleich anspruchsvollere Ziele in Reichweite.
Mit der Ehrwalder Almbahn lässt man sich bequem auf knapp 1500 Meter bringen und kann von dort aus schöne leichte Wanderungen in der Berglandschaft unternehmen. Es bieten sich zum Beispiel eine Rundwanderung zum Igelsee oder verschiedene Hüttenwanderungen wie Hochfeldern Alm, Seeben- oder Tillfussalm an. Viele weitere Hüttentouren rund um die Ehrwalder Alm finden sich hier.
Sozusagen im Schatten der Zugspitze lässt es sich auf dem Eibsee-Rundweg wandern. Allein ist man auf der sieben Kilometer langen Runde um den vielleicht schönsten See Deutschlands vermutlich eher selten. Einen Besuch wert ist der türkisgrün und blau glitzernde See mit seinen zahlreichen kleinen Inseln dennoch.
Der Kramerplateauweg ist ein einfacher Wanderweg oberhalb von Garmisch. Das Besondere: Auf dem Weg lässt sich zum einen Garmisch aus einer neuen Perspektive erleben, zum anderen ist er so leicht zu begehen, dass man die Blicke immer wieder zum gegenüberliegenden Zugspitz-Massiv schweifen lassen kann.
Den anderen Teil von Garmisch-Partenkirchen, also Partenkirchen, lernt man auf dem Philosophenweg kennen. Er schlängelt sich auf knapp fünf Kilometern bis ins Örtchen Farchant. Unterwegs bieten sich immer wieder Pausen auf Bänken mit Zitaten bekannter Philosophen (daher der Name) und natürlich mit Blick auf die atemberaubende Bergwelt an.
Von Grainau, selbsternanntes Zugspitzdorf, aus lässt sich gemütlich zur Neuneralm wandern, ein Ausflug, der sich wunderbar zu einer Rundtour am Badersee vorbei verlängern lässt. Wer sich dort Zeit für eine kleine Bootstour nimmt, kann auch noch eine Überraschung auf dem Grund des Sees entdecken.
Auch die Zugspitze selbst ist auf einer technisch weitgehend einfachen Tour erreichbar. Diese führt über 21 Kilometer und 2300 Höhenmeter durch das wunderschöne Reintal und wird besser auf zwei Tage aufgeteilt. Als Übernachtungsmöglichkeit bieten sich die Reintalanger- oder die Knorrhütte an. Kondition und ein gewisses Maß an Wandererfahrung sind hier natürlich Voraussetzung!
3. Welche Ziele bieten sich mit der gesamten Familie an?
Wer auch die Kleinen glücklich machen möchte, findet rund um die Zugspitze einige Ausflugsziele für die ganze Familie – ob familientaugliche Wandertouren, kinderfreundliche Hütten oder Spielplätze mit Zugspitzblick.
Auch für Familien bietet sich das Gebiet um die Ehrwalder Alm an. Besonders auf der Almsee-Runde wird's dank (Wasser-)Spielplätzen und Holzfiguren für die Kleinen nicht langweilig, kinderwagentauglich ist die Strecke auch.
Der maximal sechzigminütige leichte Zustieg von Partenkirchen aus macht die Tannenhütte zum perfekten Ziel für Familien. Während die Großen sich auf der Sonnenterrasse mit Ausblicken auf das Wettersteinmassiv von der Dreitorspitze bis zur Zugspitze entspannen, können die Kids auf dem naturnahen Spielplatz toben. Und wer noch nicht genug hat: Die nahegelegene Hängebrücke ist den fünfminütigen Abstecher definitiv wert.
Sommerrodeln im Schatten der Olympia-Skisprungschanze? Das gibt's in Garmisch. Neben der Sommerrodelbahn gibt es auf dem Gelände ein Trampolin, Spielplatz und Biergarten. Auch hoch hinaus – jedoch aus eigener Kraft – geht's im Kletterwald. Auf dreizehn spannenden Parcours kann man sich hier von Baum zu Baum hangeln. Wer mag, wandert anschließend rüber zur erwähnten Tannenhütte und füllt den Energiespeicher mit Köstlichkeiten wie Kaspressknödeln oder Blaubeerschmarrn wieder auf.
4. Welche Touren bieten einen besonders guten Blick auf die Zugspitze?
Das Panorama genießen ohne den großen Trubel? Das geht wunderbar auf vielen Touren, auf denen man die Zugspitze perfekt im Blick hat – natürlich immer nur während der Pausen. Die vorgeschlagenen Touren erfordern, dass man sich beim Gehen auf den Weg konzentriert.
Der Kramer (oder Kramerspitz) ist ein spannender Gipfel gegenüber des Zugspitzmassivs. Für die Tour braucht es dank 1400 Höhenmeter eine gute Kondition, oben am Gipfel ist Schwindelfreiheit erforderlich. Die Aussicht – und Einkehrmöglichkeiten wie Stepbergalm beim Aufstieg oder St. Martin Hütte beim Abstieg – entschädigen für die Mühen. Ebenfalls in den Genuss einer Einkehr in der Stepbergalm kommt man auf dem Weg auf den Hohen Ziegspitz. Technisch unschwierig, mit über tausend Höhenmetern Aufstieg aber auch nicht zu unterschätzen, überzeugt der Ausblick vom Gipfel, von dem die Zugspitze zum Greifen nahe scheint.
Nicht umsonst ist er als Sonnen- und Aussichtsberg bekannt: Der südseitige Aufstieg auf den Wank ist schon früh im Jahr machbar, immer wieder laden Bänke am Wegesrand zu einer Rast ein. Oben auf dem großen Gipfelplateau lässt sich gemütlich schlendern und die Aussicht auf Garmisch und die umliegenden Gipfel genießen. Auf Sonnenalm oder Wankhaus genießt man zusätzlich das ein oder andere kulinarische Schmankerl. Am Fuß des Wanks liegt übrigens die Pfeiffer Alm, aufgrund der sonnigen Lage gern auch als zweites Meran bezeichnet – ein Besuch lohnt sich.
Der Schachen ist nicht nur wegen der Aussicht eine Tour wert. Der Aufstieg von Garmisch aus führt abwechslungsreich durch die spektakuläre Partnachklamm, weiter durchs Reintal und auf einem schmalen Steig steil bergan, der Abstieg über den wurzeligen Kälbersteig. Oben jedoch werden die Augen wohl noch größer: Der über 120 Jahre alte Alpengarten gibt einen Einblick in die Vegetation verschiedenster Gebirgsgruppen und das Schachenschlösschen von König Ludwig II. ist schon von außen eindrücklich – wer sich für eine Führung durchs Innere anmeldet, wird aus dem Staunen kaum noch herauskommen. Mit über 1200 Höhenmetern in Auf- und Abstieg und über 20 Kilometern ergibt es sicher Sinn, die Tour auf zwei (oder mehr) Tage aufzuteilen – besonders wenn man all die Besonderheiten ausgiebig bewundern will. Das Schachenhaus bietet Übernachtungsmöglichkeiten, hier gibt es auch mehr Infos zum Alpengarten und Schloss.
Schwindelfrei und trittsicher sollte man sein für den Daniel. Dafür bekommt man eine abwechslungs- und aussichtsreiche Tour mit traumhaften Zugspitzblicken. Für die man aber auch Kondition mitbringen sollte: Auf den rund zwölf Kilometern sind fast 1400 Höhenmeter zu überwinden.
Eine schöne, technisch nicht allzu anspruchsvolle, konditionell aber nicht zu unterschätzende Tour mit tollem Zugspitzblick führt auf den Friederspitz bzw. nur wenige Höhenmeter weiter auf den Frieder. Die über 17 Kilometer lassen sich bei Bedarf auch gut mit dem Mountainbike abkürzen. Der positive Aspekt der Länge und der fehlenden Einkehrmöglichkeit: Häufig ist man hier vergleichsweise einsam unterwegs.
5. Was darf ich nicht verpassen, wenn ich im Zugspitzgebiet bin?
Ob als Teil der Bergtour oder einfach so: Die Klammen im Wettersteingebirge sind alle auch eigenständig einen Besuch wert. In die Höllentalklamm startet man in der Regel von Hammersbach (Grainau) aus. Von dort muss man mit ca. einer Stunde Fußmarsch bis zum Eingang rechnen, anschließend führen künstlich angelegte Wege, Stege, Brücken und Tunnelanlagen auf einer Länge von ca. einem Kilometer durch die Klamm. Für Trittsichere bietet sich der Rückweg über den Stangensteig an. Start für die Partnachklamm ist das Skistadion in Garmisch-Partenkirchen. Nach knapp zwanzig Minuten kommt man zum Eingang und dann geht es 700 Meter lang durch die von der Partnach teilweise über 80 Meter tief eingeschnittene Felsenschlucht im Reintal. Im Gegensatz zur Höllentalklamm ist die Partnachklamm auch im Winter geöffnet und so kann man dort meterlange Eiszapfen, die zu riesigen Eiswänden mit einer Höhe von bis zu 30 Metern zusammenwachsen, bewundern. Ein bisschen Mumm braucht es für die Leutascher Geisterklamm, denn hier soll – wie der Name schon sagt – der Klammgeist zuhause sein. Die Klamm ist von Mittenwald oder Leutasch aus zu begehen, die Große Klammrunde ist rund drei Kilometer lang, ein Highlight ist der Wasserfallsteig bei Mittenwald. Der Großteil der Klamm ist in den Wintermonaten gesperrt.
Besonders sehenswert ist der Schachen mit seinem Königshaus und dem Alpengarten auf über 1800 Metern. Nicht nur überzeugt der Ausblick, auch das alpine Feriendomizil König Ludwig II. lässt spätestens im Obergeschoss mit dem Türkischen Salon staunen. Der Alpengarten beherbergt neben heimischer Flora einen Pflanzenbestand von über tausend verschiedenen alpinen Arten aus aller Welt.
Auf dem Meditationsweg Gedanken Bergauf kann man dem Göttlichen oder sich selbst in sechs Stationen näherkommen. Mit über 1300 Höhenmetern im Auf- und/oder Abstieg braucht es für die Meditation allerdings ein wenig Kondition – man kann jedoch auch mit einer der Bergbahnen im Gebiet abkürzen oder nur einzelne Etappen des Wegs laufen. Ziel ist der Osterfelderkopf auf über zweitausend Metern – bekannt sicher auch "dank" der Aussichtsplattform AlpspiX. Dort kann man bei einer gemütlichen Brotzeit den Gleitschirmflieger*innen beim Start zuschauen.