Sehr geehrter Herr Präsident, lieber Josef, als Vertreter der ostdeutschen Sektionen im Verbandsrat hatte ich die Ehre und das Vergnügen, Dich als 1. Vorsitzenden und Präsidenten des Deutschen Alpenvereins zwölf Jahre zu begleiten. An sich müsste ich Dir jetzt einen Wandertipp für unsere Felsenheimat, das Elbsandsteingebirge, empfehlen. Da Du aber Präsident des „Alpenvereins“ bist, schlage ich Dir eine Wanderung in unserem seit fast 150 Jahren bestehenden, hochalpinen Arbeitsgebiet, den Stubaier Bergen, vor. Das mache ich auch deshalb, um Dich in die heile und nicht so heile Bergwelt zu entführen. Ich empfehle Dir eine Teiletappe des Stubaier Höhenweges, von der Dresdner Hütte zur Neuen Regensburger Hütte (NRH). Die Dresdner Hütte, äußerlich ein typischer Hüttenbau des 19. Jahrhunderts, die den Wandel zum Berggasthof durchmachen musste, ist Ausgangspunkt. Die Erschließung der Bergwelt durch mechanische Aufstiegshilfen und den damit verbundenen Massentourismus kann man hier deutlich erleben, ebenso wie die Stille nach dem Betriebsende der Gletscherbahn. Auf dem Weg zur NRH bleiben auch die Folgen der Erschließung noch gut eine Stunde sichtbar. Dann aber umfängt Dich die Stille und Einsamkeit der Seitentäler und die majestätischen Gipfel des Stubais über Dir. Sogar die Gletscher sehen wieder wie Gletscher aus. Aber Vorsicht, auch auf dem weiteren Weg kommst Du bald an Stellen, an denen sich die Folgen des Klimawandels deutlich zeigen. Am Grawa-Gruben-Nieder wird im Abstieg zur NRH Dein ganzes Können gefordert, lose Blöcke und darunter Toteisfelder fordern Dich heraus. Aber dann fesselt Dich der Blick auf den neuen Anbau der NRH. Ein Holzbau, der den Erfordernissen des Gebirges angepasst ist und dennoch zunächst aussieht, als ob er nicht dahin gehört. Erst der zweite Blick verdeutlicht, welche Herausforderungen hier umgesetzt wurden, wie „modern“ Alpenverein sein kann. Ich wünsche Dir noch viele erlebnisreiche Touren und viele erfolgreiche Wanderungen in unseren schönen Bergen, den Alpen. Ludwig