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Häufige Todesursache beim Bergsport: der plötzliche Herztod. Foto: AdobeStock
Risiken kennen & richtig vorbeugen

Plötzlicher Herztod

Der Plötzliche Herztod ist die häufigste nicht verletzungsbedingte Todesursache beim Bergsport. Betroffen sind vor allem Männer mit bestehenden Herzkreislauferkrankungen. Wer sein Risiko kennt und entsprechend angepasst unterwegs ist, kann vorbeugen.

Mehr als vierzig Millionen Menschen jährlich zieht es in die Alpen zum Bergwandern und Skifahren – bei dieser Zahl ist klar, dass es auch zahlreiche Verletzungen und Todesfälle gibt. Absturzgefährdetes Gelände, Wetterumschwünge, Steinschlag, Lawinen und hohe Fahrgeschwindigkeiten auf Skipisten, aber auch die oft unterschätzten konditionellen Anforderungen machen Bergsport zur Risikosportart.

Mehr als ein Drittel aller Todesfälle im Bergsport sind jedoch Herztodesfälle. Bei mangelnder Fitness und besonders, wenn zusätzlich Herzkreislauf-, Atemwegs- und/oder Stoffwechselerkrankungen bestehend, kann es zu körperlicher und psychischer Überforderung bis hin zum Tod kommen.

Risikofaktoren

Etwa 90 Prozent aller Plötzlichen Herztodesfälle erleiden Männer über 34 Jahre, wobei das Risiko mit zunehmendem Alter steil ansteigt. Berechnungen innerhalb dieser Risikogruppe ergaben jeweils einen Plötzlichen Herztodesfall pro etwa 400.000 Skilanglaufstunden, pro etwa 800.000 Bergwanderstunden und pro etwa 1.500.000 Stunden Alpinem Skilauf. Werden allerdings beim Alpinen Skilauf die effektiven Abfahrtszeiten berücksichtigt, dürfte das Risiko mit dem beim Skilanglauf vergleichbar sein.

Auch wenn die Wahrscheinlichkeit, einen Plötzlichen Herztod beim Bergsport zu erleiden, auf den ersten Blick gering ist, ist sie im Vergleich zur Normalbevölkerung dennoch zwei- bis achtfach erhöht. Das Risiko steigt, je mehr sich der/die Betroffene anstrengt und betrifft besonders Personen mit Vorerkrankungen, die nicht ausreichend an die spezielle Belastung der gewählten Sportart angepasst sind.

  • Vorangegangener Herzinfarkt

  • Unbehandelter Bluthochdruck

  • Bestehende Herzgefäßerkrankung

  • Hoher Blutcholesterinspiegel

  • Diabetes

Die unterschiedliche Bedeutung der Risikofaktoren für einen Plötzlichen Herztod bei den verschiedenen Bergsportarten dürfte mit den unterschiedlichen Herzkreislauf- und Stoffwechselreaktionen auf die jeweilige Belastung der Sportart zusammenhängen. Während Skilanglaufen und Bergwandern vorrangig durch dynamische Muskelarbeit (konzentrisch) und aerobe Energiebereitstellung (Aufstieg) charakterisiert sind, arbeiten die Muskeln beim Skifahren Muskeln haltend (exzentrisch) mit teilweise anaerober Energiebereitstellung (Abfahrt). Die daraus resultierenden unterschiedlichen Belastungsreaktionen könnten möglicherweise, so der aktuelle Wissensstand, auch über unterschiedliche Mechanismen zum Plötzlichen Herztod führen.

Auslöser

In allen Alpinsportarten scheint das Risiko eines Plötzlichen Herztodes zu Beginn des Bergurlaubs am größten zu sein – rund fünfzig Prozent aller Herztodesfälle am Berg ereignen sich am ersten Tag. Die ungewohnte physische und psychische Belastung durch den Sport dürfte das Auftreten dieser Notfälle maßgeblich begünstigen. Vor allem in den späten Vormittagsstunden und mit zunehmender Zeit ohne Pause mit Trinken und Essen häufen sich die Notfälle. Auch extreme Umweltbedingungen wie Kälte, Hitze und Höhe (Sauerstoffmangel) können zusätzlich belastend wirken.

Risikofaktoren wie Bluthochdruck, hoher Blutcholesterinspiegel und Zuckerkrankheit erhöhen die Wahrscheinlichkeit für Plötzliche Herztodesfälle.

Prävention

Regelmäßiger Sport kann dem Plötzlichen Herztod vorbeugen. Dabei geht es nicht nur um eine verbesserte allgemeine Ausdauer, auch die Gewöhnung und Anpassung des Körpers an eine für die jeweilige Sportart typische Belastung sind wichtig. Das bedeutet beispielsweise beim Langlauf, neben dem Ausdauertraining der Beinmuskulatur auch die Armmuskulatur zu stärken – etwa am Handkurbel- oder Ruderergometer. Statische und dynamische Trainingsinhalte wie die Abfahrtshocke und Sprungübungen erhöhen wiederum die Belastbarkeit fürs Alpinskifahren, kurze intensive Intervalle wie Sprints sind besonders geeignet.

Die Trainings-Intensität sollte dabei nur allmählich und angemessen gesteigert werden. Als grober Richtwert für die allgemeine Ausdauerleistung sollten eine maximale Sauerstoffaufnahme von mindestens 25 ml/min/kg und/oder eine maximale Leistung von 2 Watt/kg am Fahrradergometer erreicht werden. Ein sportmedizinischer Belastungstest gibt Aufschluss über diese und weitere Werte wie Herzfrequenz, Herzrhythmus, Blutdruck, Atemfrequenz und Blutlaktatkonzentration.

Basierend auf den oben erwähnten Auslösern von Plötzlichen Herztodesfällen beim Bergsport lassen sich folgende Empfehlungen ableiten:

  • Ruhe oder nur geringe Belastungen am ersten beziehungsweise den ersten Tagen des Bergaufenthaltes und langsame Steigerung.

  • Anpassen der Anstrengung an das eigene Risikoprofil und Belastungsempfinden (normales Unterhalten sollte möglich sein).

  • Regelmäßige Pausen mit Flüssigkeits- und Nahrungszufuhr (alle 30 bis 60 Minuten).

Regelmäßige sportliche Betätigung kann dem Plötzlichen Herztod vorbeugen. Foto: DAV

Präventions-Checkliste

  • Abklärung vorhandener Risikofaktoren

  • Ärztliche Belastungsuntersuchung

  • Individuell abgestimmtes Aufbautraining

  • Vernünftiges Verhalten/Meiden

  • Möglicher Auslöser beim Sport

Optimaler Wanderpuls

  • Faustregel Maximalpuls: 220 minus Lebensalter

  • Wenig Trainierte und / oder Vorerkrankung: 60–75%

  • Geübte Bergwander*in ohne Vorerkrankungen: 70–90%

Und online:

Eine Vielzahl von Artikeln zum Plötzlichen Herztod auf der Website der Deutschen Herzstiftung ebenso wie auf dem Männergesundheitsportal der BZgA.

Um das individuelle gesundheitlichen Risikos beim Sport einzuschätzen, hilft ein „Persönlicher Aktivitäts- und Präventions-Screening-Test“ (PAPS-Test).

(Der Artikel ist ursprünglich 2013 erschienen. Autor: Univ.-Prof. Mag. Dr. Martin Burtscher, er leitet das Institut für Sportwissenschaft der Universität Innsbruck und Innsbruck. Einer der Forschungsschwerpunkte des ausgebildeten Bergführers ist die Alpine Unfall- und Notfallforschung und Erarbeitung präventiver Maßnahmen.)