Für das Auslösen von größeren Fels- oder gar Bergstürzen braucht es ein Zusammenspiel aus verschiedenen Faktoren und Prozessen – genau aus diesem Grund ist eine eindeutige Zuordnung zu den Folgen des Klimawandels nicht immer leicht. Zunächst muss eine geologische Instabilität im Hangbereich oder in der Felswand gegeben sein, welche eine Instabilität begünstigt – also zum Beispiel durch tiefe Klüfte und Spalten. Dann kommt eine Palette an Prozessen ins Spiel, die zu einer Verschärfung der Instabilität oder einer Auslösung führen können: (kleine) Erdbeben (davon gibt es regelmäßig welche im Alpenraum, wir spüren sie nur nicht), Extremwetterereignisse (Starkregen, Gewitter etc.), intensive Temperaturschwankungen (mehrfacher Wechsel zwischen Auftauen und Frost), die Erwärmung des alpinen Permafrosts oder der Gletscherrückgang am Hang- oder Wandfuß. Diese Prozesse finden schon immer statt in der Erd- und Klimageschichte. Felsstürze sind da aber eher Jahrhundertereignisse, große Bergstürze – also der Kollaps einer gesamten Bergflanke – eher Jahrtausendereignisse. So kam es beispielsweise vor rund 3.500 Jahren zum Eibsee-Bergsturz: rund 350 Mio. m³ Fels stürzten von der Zugspitze ins Tal, setzten eine Energie von etwa 220 Hiroshima-Bomben frei und formten die heutige Seenlandschaft. Auch der Hintersee und Zauberwald in den Berchtesgadener Alpen sind das Ergebnis solch eines Bergsturzes von Schärtenspitze und Steinberg. Von solchen Großereignissen zu unterscheiden sind also die Felsstürze: hier stürzen viel oberflächlicher einzelne Bereiche einer Felswand oder Steilhangs ins Tal. Diese Ereignisse sind im Verhältnis viel kleiner, kommen aber viel häufiger vor. So kam es an der Westwand der Drus oberhalb von Chamonix in regelmäßigen Abständen zu Felsstürzen, zuletzt 2003 (6.500 m³), 2005 (292.680 m³), 2011 (50.000 m³). 2017 kam es zu einem der größten Felsstürze seit Jahrzenten aus der Nordflanke des Piz Cengalo im Bergell mit rund 3 Mio. m³ an Felsmasse.