Blick ins Dorf. Engadinerhäuser im Winter.
Blick auf ein typisches Engadinerhaus, das mit Sgraffiti an der Hauswand verziert ist. Foto: Andrea Badrutt
Lavin, Guarda & Ardez / Silvretta

Rätoromanisches Sonnental

Südlich der Silvretta liegen die rätoromanischen Bergsteigerdörfer Lavin, Guarda und Ardez. Neben historischen Gebäuden und umliegenden Dreitausendern verlocken die Orte auch mit viel Kunst und Kultur.

Wuchtige Steinwände verziert mit Sgraffiti-Ornamenten, Rundbögen, vertiefte Fenster und gedeckte Farben sind typisch für Engadinerhäuser, wie sie in den rätoromanischen Dörfern Lavin, Guarda und Ardez stehen.

Die stattlichen Bauten erinnern an Burgen, und dennoch sind sie Bauernhäuser. In der Römerzeit entstand der kräftige Kubus, der unter schwerem Dach alles vereint: Stall, Scheune und Wohnen. Bemalte Fassaden zeugen von künstlerischen Einflüssen aus Tirol und Italien. Die Menschen sprechen hier im Unterengadin „Vallader“, das mit dem Oberengadiner „Puter“ und dem „Jauer“ aus dem Val Müstair eine Variante des Schweizer Rätoromanischen ist. In der Schule ist es bis zur dritten Klasse die einzige Unterrichtssprache, später lernen die Kinder oft Deutsch als erste Fremdsprache.

Berge

Die Chamonna Tuoi ist ein guter Stützpunkt für (Ski-) Touren auf die umliegenden Gipfel. Man kann Richtung Piz da las Clavingliadas oder den Fil da Tuoi starten und gelangt in den Genuss schöner Südwesthänge. Wer Langlaufski bevorzugt, kann Lavin oder Ardez auf Rundloipen erkunden. In allen Dörfern gibt es spezielle Abfahrten zum „Schlitteln“. Die schönste und längste Rodelabfahrt gibt’s in Ardez ab der Alp Murtera Dadaint.

Tipp

Die Via Engadina führt in mehreren Etappen auf der Sonnenseite des Unterengadins entlang. Wer mit Kindern unterwegs ist, kann die Abenteuer des Schellen-Ursli lesen und den gleichnamigen Wanderweg entdecken!

Kultur

Museen, Galerien und Kulturevents gibt es im Überfluss. In Lavin werden Gitarren von Hand gefertigt, in Guarda wird noch geschmiedet. Das „Nairs“ ist Künstlerhaus, Kunsthalle und Kulturlabor zugleich und bietet ein umfassendes Programm von Opern, über Musikfestivals oder Gespräche zwischen Künstler*innen. In der „La Vouta“ werden regelmäßig Theaterstücke aufgeführt. Auch zur Kindergeschichte vom Schellen-Ursli gibt es ein Museum. Das „Bistro Stazium“ ist Bistro, Bahnhofshalle und kleines Kino mit 25 Plätzen zugleich.

Natur

Blutrot bis rostbraun färbt sich das Gestein, der Quelltuff, wenn es aus der Erde sprudelt: Über zwanzig Mineralwasserquellen befinden sich um Scuol. Grund für die Färbung ist die chemische Verbindung Eisenhydroxid. Schon vor über hundert Jahren wurde Scuol wegen des Wassers als Kurort bekannt. Auf mehreren Wanderwegen kann man mehr über die Geschichte der Dörfer und Quellen lernen.

Genuss

Lavin ist bekannt für die Bäckerei Giacometti, die besten Nusstorten und Birnbrot weit über die Schweizer Grenzen hinaus verkaufen soll. Eine Spezialität der Engadiner Küche ist die „Plain in Pigna“: Die Ofenrösti bestehen aus nur wenigen Zutaten und werden im Ofen gebacken. Auch Pizokels und Capuns gehören zur lokalen Küche. Wer mag, kann passend dazu das Bergbier der Brauerei ein paar Dörfer weiter probieren.

Die Bergsteigerdörfer

Die in der Initiative Berg­steiger­dörfer vereinten Ort­schaften sind Alpinismus­pioniere in ihren Regionen. Deshalb haben die Berge und das Berg­steigen im kulturellen Selbst­verständnis der Ein­heimischen und Gäste einen hohen Wert. Hier ist das Bewusst­sein über den not­­wendigen Ein­klang zwischen Natur und Mensch noch lebendig und man respektiert natür­liche Grenzen. Die Bergsteiger­dörfer der Alpen­vereine ent­sprechen damit in besonderer Weise den Zielen der Alpen­konvention, die eine nach­haltige Ent­wicklung im gesamten Alpen­raum anstrebt.

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