Hochtour
Spektakulär, aber nicht ganz günstig. Wer die berühmte Hochtour der "Spaghetti-Runde" im Wallis unternehmen möchte, kommt um erhebliche Ausgaben wie etwa für Bahnfahrten und kostspielige Hüttenübernachtungen nicht herum. Foto: Sepp Hell
JDAV Knotenpunkt: Ist Bergsport immer teuer?

Mehrtagestour: teuer vs. günstig

Gönnst du dir auf Tour Kaltgetränk, Brotzeit und ein Stückchen Kuchen auf der Alm, dazu eine Fahrt mit der Seilbahn? Oder hast als echter Sparfuchs stets die Vesper eingepackt und schleppst sie zum Gipfel hoch – vorbei an den aus den Gondeln winkenden Luxustouristen? Unser Autor treibt den Gegensatz auf die Spitze und wagt einen Vergleich an den entgegengesetzten Enden der Budget-Skala.

Eine Woche Wanderung auf dem Chiemgauer Prientalhufeisen versus Spaghetti-Runde im schweizerisch-italienischen Monte-Rosa-Massiv. Die beiden romantisch klingenden Touren punkten mit ihrem eigenen Charme – und auch eigenem Kostenfaktor. Im Chiemgau geht es durch idyllische Wälder und Almen auf teils wenig begangenen Wegen auf die Hütten und Gipfel der Bayerischen Voralpen wie die felsige Kampenwand (1669 m). Im Wallis lassen sich über atemberaubende Schneegrate, in hochalpiner Kletterei oder auf Gletscherautobahnen mit zahlreichen Mitstreiter*innen mehr als zehn Viertausender einsammeln, darunter der zweithöchste Gipfel der Alpen, die Dufourspitze (4634 m). Der folgende Kostenvergleich hinkt vielleicht an mancher Stelle, ist aber dennoch aufschlussreich: Bei der PKW-An- und Abreise (40 Cent/km, 800 km) von zwei Menschen aus Mitteldeutschland nach Zermatt ergeben sich etwa 640 Euro Fahrtkosten. In der Low-Budget-Variante kommt man mit dem Deutschlandticket (49 Euro im Monat) anteilig für 12 Euro ins Chiemgau und wieder heim.

Wortschatz

Geld hat viele Namen. Wir haben ein paar interessante für euch zusammengestellt:

  • Moneten: Juno Moneta – erste Münzstätte nahe einem Tempel dieser römischen Göttin

  • Cash: Käsch = historische, wenig wertvolle Münze in Asien mit einem Loch in der Mitte Cassa = auf das italienische Wort für Kasse zurückgehend

  • Moos: Moath = Münze (hebräisch)

  • Kies: Kis = Geldbeutel (Jiddisch)

  • Schotter: Bezeichnung für eine große Menge an Kleingeld

  • Kohle, Asche, Pulver: Aus Kriegszeiten mit knappen Rohstoffen (inoffizielle Zahlungsmittel)

  • Diridari: „Diradey” = Gemisch aus Weizen und Gerste als Maß für den Reichtum eines bayerischen Bauern

  • Die Marie: Maria-Theresien-Taler = im 19. Jh. in Österreich verwendete Silbermünze benannt nach Kaiserin Maria-Theresia

  • Penunze: Aus dem Polnischen è Pieniądze = Geld

  • Kröten: Aus dem Niederländischen è groten = Groschen

  • Mammon: Aus dem Aramäischen è māmōnā = Vermögen, Besitz. Eher verächtlicher Ausdruch durch die Verwendung des Wortes in der Bibel von Jesus Christus.

Übernachtungen kommen in der Monte-Rosa-Region auf 80 bis 140 Euro je Nacht mit Halbpension – dazu eine Hotelnacht in Zermatt (150 Euro), macht insgesamt rund 640 Euro für sechs Nächte. Einzig die Schweizer Monte- Rosa-Hütte ist mit 86 Schweizer Franken noch günstig gegenüber der Capanna Margherita, der höchstgelegenen Alpenhütte auf dem Gipfel der Signalkuppe (4556m). Hier gibt es kein fließendes Wasser, dafür typischerweise Pasta als Vorspeise, woher die „Spaghetti-Runde“ ihren Namen hat. Die Verpflegungskosten von über 500 Euro setzen sich zusammen aus einem Drittel der Übernachtungskosten mit HP, drei Getränken pro Abend für je 8 Euro sowie 20 Euro pro Tag für Lunchpaket, Riegel und einem Snack auf der Hütte.

In der Low-Budget-Variante reichen für Supermarkt-Lebensmittel und Gaskocher-Gebrauch 25 Euro für eine Woche. Bei einem Einkauf am Anfang und in der Mitte der Tour wird der Rucksack mit Kochutensilien dafür circa 4,5 kg schwerer. Die Ausgaben für Übernachtungen berechnen sich aus zwei Nächten am Campingplatz für 15 Euro/Person und fünf Nächten auf Hütten wie dem Spitzsteinhaus für z.B. 10 Euro im Matratzenlager und einem Infrastrukturbeitrag von 3,50 Euro bei Selbstverpflegung, der jedoch oft nicht verlangt wird.

Mit der Matterhorn Glacier Paradise Bergbahn gelangt man für 95 Schweizer Franken ins vergletscherte Hochgebirge (Kleinmatterhorn auf 3883 m). Zurück mit der Gornergratbahn nach Zermatt werden über 150 Euro mehr fällig als im Chiemgau.

Die professionelle Führung der Tour in den Westalpen macht den größten Kostenanteil aus. Die Organisation und Führung kommt auf rund 1500 Euro, zuzüglich Übernachtungen, Transfers, Bergbahnen und Verpflegung. Bei der Ausrüstung wird ein Viertel des Beschaffungspreises angenommen und Alltagsgegenstände wie Rucksack, gewöhnliche Kleidung und Kochgeschirr sind nicht berücksichtigt. In der Low-Budget-Variante werden die Produkte über ein Vergleichsportal z.B. idealo.de gefunden und für unter hundert Euro online bestellt. Im Hochtourenfall wird in einem renommierten Outdoor-Ausrüstungsladen wie z.B. Globetrotter mit persönlicher Beratung für über dreitausend Euro eingekauft. Alles in allem kommt die „All-Incl-Tour“ in den Westalpen also auf etwa 5500 Euro, die Runde in den Chiemgauern ist schon für knapp 180 Euro zu haben.

Was heißt das nun für meine nächste Tour? Muss ich im Hochgebirge über dreißigmal so viel blechen wie in den Voralpen? Und wären vier Wochen Wandern dort günstiger als meine Miete und Essensausgaben zu Hause? Die Wahrheit wird in den meisten Fällen zwischen den beiden Extrembeispielen liegen. Der Vergleich will zum Nachdenken anregen in Bezug auf die verschiedenen Kategorien wie Anfahrt, Übernachtung, Führer oder Ausrüstung: Auf welchen Luxus bin ich bereit zu verzichten und in welche Aspekte in Bezug auf Komfort, Erlebnis oder Sicherheit will ich bewusst investieren!?

Themen dieses Artikels