Deutschland hat sich bis 2050 ehrgeizige Klimaziele gesetzt. Das ist auch bitter nötig, denn durchschnittlich emittiert jeder Deutsche jährlich 11,17 Tonnen CO2. Damit liegen deutsche Durchschnittsbürger*innen deutlich über dem globalen Mittel, und auch deutlich über dem jährlichen EU-Wert von acht bis neun Tonnen CO2 pro Person. Doch warum ist unsere pro Kopf Emission so hoch?
Zum einen liegt das am Konsumverhalten. „Unser ganzer Konsum ist sehr stark auf der Verbrennung von Kohle, Öl und Erdgas ausgerichtet“, sagt Michael Bilharz, Experte für nachhaltigen Konsum beim Umweltbundesamt (UBA). Außerdem sind Fleischkonsum und die damit verbundene Methanemissionen in Deutschland überdurchschnittlich hoch.
Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen und um die Erderwärmung bis 2050 auf unter zwei Grad zu halten, müssten die Emissionen auf 0 bis maximal 2 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr sinken.
Bis dahin muss also noch viel passieren. Politische Maßnahmen und unternehmerische Lösungen sind wichtige Bausteine in diesem Prozess, aber auch die „persönliche Klimaschutzstrategie“ jeder*s Einzelnen kann viel dazu beitragen, Treibhausgasemissionen zu senken und die Ausmaße des Klimawandels zu begrenzen.
Schritt 1: Bilanzierung - der ökologische Fußabdruck
Wie viele Emissionen wir freisetzen, wird durch unsere Art zu leben bestimmt, also beispielsweise durch unsere Gewohnheiten, Ernährung oder Hobbies. Und da unsere Lebensstile so unterschiedlich sind wie wir selbst, gibt es keine vorgefertigte Klimaschutzstrategie, die auf alle passt. Wir müssen unsere persönliche, ganz eigene Strategie entwickeln.
Die persönliche Klimaschutzstrategie beginnt mit einer Bilanzierung, dem sogenannten ökologische Fußabdruck oder auch CO2-Fußabdruck. Dieser Abdruck zeigt die Treibhausgas-Emissionen in verschiedenen Lebensbereichen auf und kann für Einzelpersonen berechnet werden. Komponenten der Bilanzierung und somit Hauptfaktoren in unserem persönlichen Emissionsgeschehen sind die Bereiche Mobilität, Wohnen, Ernährung und Konsum. Sind die größten Klimasünden erstmal bekannt, können wir in Angriff nehmen, Emissionen in diesen Bereichen zu reduzieren. Der ökologische Fußabdruck macht also sichtbar, wo die größten Einsparpotentiale liegen.
Für die Berechnung des eigenen ökologischen Fußabdrucks finden sich im Internet viele CO2-Rechner, z.B. beim Umweltbundesamt.
Schritt 2: Maßnahmen festlegen und durchführen
Der ökologische Fußabdruck ist berechnet? Nun geht es darum, die eigene Klimabilanz genauer unter die Lupe zu nehmen und Lösungen zu finden. Denn ob Tofu- oder Wurstbrot, ob Banane oder Apfel, Auto oder ÖPNV: Durch unsere Entscheidungen und klimabewusstes Handeln können wir wesentlich dazu beitragen, den eigenen Abdruck zu minimieren.
Eine Orientierung zur Erstellung der eigenen Klimaschutzstrategie gibt das Leitprinzip "Vermeiden vor Reduzieren vor Kompensieren".
Vermeiden und Reduzieren
Viele Emissionen lassen sich vermeiden. Beispielsweise können Konferenzen und Meetings heutzutage auch online durchgeführt werden. Lange Transportwege für Lebensmittel können durch den Kauf von regionaler Kost vermeiden werden. Wer auf den Ausflug in die Berge nicht verzichten will, kann mit der Bahn fahren oder Fahrgemeinschaften bilden. Und was sich nicht vermeiden lässt, kann eventuell reduziert werden. Wer auf Fleisch und tierische Produkte nicht komplett verzichten will, kann den Konsum vielleicht auf das Wochenende oder besondere Anlässe beschränken.
Kompensieren
Für das Klima ist es besser Treibhausgasemissionen zu vermeiden, aber das ist nicht immer möglich: Unvermeidbare Emissionen können daher kompensiert werden. Mit Kompensationszahlungen werden klimawirksame Projekte unterstützt und verbleibenden Emissionen werden dann an anderer Stelle eingespart. So soll die Klimabilanz wieder ausgeglichen werden. Einer der größten Anbieter für CO2-Kompensationen ist atmosfair. Die Non-Profit-Organisation kauft von den Einnahmen zum Beispiel energiesparende Öfen oder kleine Biogas-Anlagen für afrikanische Familien auf dem Land.
Wichtig ist es bei der Emissionskompensation auf die Qualität von Anbieter und Projekt zu achten. Das Umweltbundesamt hat dazu Kriterien aufgestellt, die seriöse Kompensationsanbieter und -projekte erfüllen sollten. Ein Zeichen für Qualität ist auch der Gold Standard, ein Qualitätssiegel der gleichnamigen Non-Profit-Zertifizierungsorganisation, das qualitativ hochwertige Kompensationsanbieter und -angebote auszeichnet.
Um geeignete und effektive Ansatzpunkte zum Vermeiden und Reduzieren zu finden, kann ich mir folgende Fragen stellen:
Wo ist mein größter Block? Hier verbergen sich meine größten ‚Klimasünden‘, aber auch mein größtes Einsparpotential.
Wo kann ich schnell viel erreichen? Einmalige strukturelle Veränderungen wie zum Beispiel die Umstellung von konventionellem Strom zu Ökostrom oder der Wechsel zu einer ökologischen Bank bedürfen nicht viel Aufwand, haben aber erheblichen Einfluss auf die Emissionswerte. Aber auch im Alltag lässt sich durch kleine Änderungen im Handeln eine große Wirkung erzielen, wie dem Einkauf regionaler und biologisch erzeugter Lebensmittel, anstelle importierter und konventionell erzeugter Ware.
Wo bin ich schlechter als der Durchschnitt? Wenn andere den Durchschnitt schaffen, schaffe ich das auch! Hier kann ich mich bei Freunden, Familie und Bekannten erkundigen, ob und welche Tipps sie für mich haben.
Weitere Inspiration gibt das Umweltbundesamt mit seinen Umwelttipps. Hier gibt es hilfreiche Link und Hintergrundinfos, um den Alltag nachhaltiger zu gestalten.
Wie unterschiedlich klimabewusste Lebensstile aussehen können, zeigt auch der Ratgeber ‚Klimaneutral leben‘ des Umweltbundesamtes. Dort finden sich verschiedene Rechenbeispiele wie die unterschiedlichsten Persönlichkeiten, von der "Ökomutti" und dem "Sparfuchs" bis hin zu Geschäftsleuten, mit ihrer persönlichen Klimaschutzstrategie einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Schritt 3: Klimaschutz gemeinsam
CO2-Handabdruck
Die eigene Klimaschutzstrategie muss sich nicht nur auf die eigenen Emissionen beziehen. Wem die Reduzierung des eigenen CO2-Fußabdrucks nicht genug ist, der kann Treibhausgasemissionen auch bei anderen einsparen und so seinen CO2-Handabdruck vergrößern. Der CO2-Handabdruck ist das Gegenstück zum Fußabdruck. Während dieser die eigenen Emissionen abbildet, veranschaulicht der Handabdruck die CO2-Einsparung bei anderen. Das geschieht beispielsweise durch soziales Engagement in einem Naturschutzverband oder in der Politik. Im Idealfall wird hierbei durch Druck auf die Politik, struktureller Wandel ermöglicht, der die Klimaschutzbemühungen vieler erleichtert (z.B. Klimawette). Beispielsweise durch den Ausbau des lokalen Radnetzes oder durch bessere Angebote im öffentlichen Nahverkehr.
Aber auch schon im Gespräch mit Freund*innen, Bekannten oder Kolleg*innen kann ich andere zum Klimaschutz bewegen und so zur CO2-Einsparung beitragen.
Klimaschutz gemeinsam
Den eigenen CO2-Fußabdruck zu reduzieren, ist immer mit Anstrengungen verbunden und für uns alle eine Mammutaufgabe. Denn den gewohnten Lebensstil dauerhaft und konsequent umzustellen, ist mit finanziellen Aspekten, Unbequemlichkeiten, Einschränkungen und Verzicht verknüpft. Doch da muss niemand alleine durch: Klimawandel betrifft uns alle und Klimaschutz ist eine Gemeinschaftaufgabe und gemeinsam leichter.
Viele Maßnahmen kann ich mit Freund*innen oder der Familie austesten: Beispielsweise eine vegane Woche in der WG, um Rezepte auszuprobieren. Oder wie wäre es mit einem wöchentlichen Treffen, um über Fortschritte und Schwierigkeiten zu reden, zur gegenseitigen Unterstützung, Motivation und zum Ideenaustausch? Oder eine eigene Klimawette im Freundeskreis: Wer schafft es in einem Jahr mehr Emissionen zu reduzieren?
Egal ob soziales Engagement oder ob man erstmal die eigenen Klima-Problemzonen in Angriff nimmt: Zusammen macht Klimaschutz mehr Spaß!
Die Kampagne #machseinfach ist Teil des Projekts „Bergsport mit Zukunft“, das durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) und Globetrotter gefördert wird.
Unterstützt wird die Kampagne von VAUDE, dem offiziellen Ausrüster des DAV.
Dateien
Name | Größe |
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Wandel mit Hand und Fuß: Germanwatch Hand Print | 2.33 MB |
Ratgeber Freiwillige CO2-Kompensation | 6.75 MB |
Ratgeber Klimaneutral leben | 835.05 KB |