Um die Klimabilanz verschiedener Produkte beurteilen zu können, muss eine ganze Reihe an Faktoren berücksichtigt werden. Anbau, Produktherkunft und Verpackung sind wichtige Stellschrauben für einen klimabewussteren Einkauf. Viele Produkte unterscheiden sich allerdings je nach Unternehmen sehr stark. Die hier angegebenen CO2-Werte müssen deshalb nicht als exakte Angaben, sondern als Richtwerte verstanden werden, die ein Gefühl dafür geben sollen, wie der CO2-Fußabdruck einzuschätzen ist.
In der Obst- und Gemüseabteilung: Bio, regional, unverpackt?
Spulen wir nun also zurück vom Gipfel in den Supermarkt. Brot, Aufstrich und Aufschnitt zum Belegen, etwas Obst und Gemüse, Nüsse und – als kleines Highlight der Bergbrotzeit – eine Tafel Schokolade stehen auf der Einkaufsliste. In der Obst- und Gemüseabteilung stoße ich auf die ersten Schwierigkeiten. Neben dem regionalen, aber konventionellen Gemüseangebot liegt eine Bio-Gurke. Allerdings aus Spanien und überzogen mit einer hauchdünnen Plastikfolie. Die Qual der Wahl: was sollte aus Klimasicht also am besten in meiner Brotzeitbox landen?
Dass in der Landwirtschaft CO2 und weitere klimaschädliche Gase mit entstehen, kann nicht umgangen werden. Ökologische Landwirtschaft ist allerdings ganz grundsätzlich klimafreundlicher als Konventionelle - das belegen verschiedene Studien. Hier werden keine chemisch-synthetischen Pestizide und mineralische Düngemittel, die in ihrer Herstellung besonders viele Treibhausgase freisetzen, eingesetzt. Ein Kilogramm frisches Bio-Gemüse verursacht beispielsweise 127 Gramm CO2, konventionell Erzeugtes 150. Auch bei Tiefkühl- und Konserven-Gemüse schneidet die Bio-Variante an für sich besser ab. Allerdings schlägt auch der Transport ordentlich auf die Ökobilanz und das kann dazu führen, dass ein importiertes Bio-Gemüse doch schlechter als ein konventionell, aber regional Angebautes abschneidet. Wer saisonal einkauft, spart zusätzlich Emissionen ein - schließlich fällt die benötige Energie zur langen Kühlung oder langen Importwegen weg. Auch wenn die Plastikfolie bei der Bio-Gurke in ihrer Klimabilanz eher wenig ins Gewicht fällt – vermeiden ist natürlich immer besser, sofern es möglich ist.
Im besten Fall gibt es natürlich eine unverpackte Bio-Gurke aus regionalem Anbau. Die findet man dann vor allem im Bio-Laden, dem Wochenmarkt oder direkt in Hofläden.
Aber zurück zu meiner Bergtour: Bananen stehen noch auf der Einkaufsliste. Die liefern nicht nur schnelle Energie, sondern enthalten auch Magnesium und Kalium für die Muskeln – perfekt also für jede Wanderung. Hier stellt sich die Frage nach der Regionalität nicht – Bananen werden in Deutschland vor allem aus Ecuador, Kolumbien, Costa Rica und Panama importiert. Gut für’s Klima ist das nicht. Noch dazu werden Bananen oft stark mit Pestiziden behandelt. Eine komplett nachhaltige Lösung gibt es für den Bananenkonsum nicht. Wer dennoch möglichst klimafreundlich einkaufen möchte, kann Zertifizierungssysteme wie Demeter, Naturland, Bioland oder Fairtrade berücksichtigen. Diese Siegel stellen nicht nur sicher, dass Maßnahmen zum Umweltschutz getroffen werden und der Gebrauch von Agro-Chemikalien beschränkt wird, sondern sorgen auch für verbesserte Arbeitsbedingungen auf den Plantagen.
An der Wurst- und Käsetheke: Frisch oder abgepackt?
Der nächste Stopp der Einkaufstour ist an der Wurst- und Käsetheke. Hübsch und vielversprechend nebeneinander platziert sind die Produkte hier. Im Kühlregal wirken die Produkte dann doch weniger hochwertig. Aber was eignet sich aus Klimasicht aber besser für meine Gipfelbrotzeit? Tatsächlich stammen Wurst und Käse an Frischetheke und Kühlregal häufig von denselben Höfen, Metzgereien und Schlachtbetrieben. Auch bei Fleisch und Käse schneiden Bio-Produkte grundsätzlich wieder deutlich besser ab als konventionell Erzeugte. Ein Kilogramm konventionelles Geflügelfleisch verursacht bspw. 3,5 Kilogramm CO2-Emissionen, bei einem Kilogramm Bio-Geflügel sind es 500 Gramm weniger. Beim Schweinefleisch unterscheidet sich der CO2-Ausstoß um etwa 200 Gramm (konventionell 3,2 kg /Bio 3 kg CO2). Besonders deutlich ist der Unterschied beim Rindfleisch: hier verursacht ein konventionell erzeugtes Kilogramm ganze 13,3 Kilogramm CO2-Emissionen, während Bio-Rindfleisch 11,3 Kilo verantwortet.
Bei Käse und der Butter verhält es sich ähnlich: Konventionell erzeugter Käse verursacht 8,5 Kilogramm CO2 auf das Kilo, Bio-Käse 7,9 Kilo. Butter hat grundsätzlich eine sehr hohe CO2-Bilanz: 23,8 Kilogramm CO2-Emissionen bei konventioneller Herkunft, 22 Kilo bei biologisch erzeugter Butter.
Bezogen auf Herkunft und Anbau sind die Produkte an der Frischetheke und im Kühlregal also identisch. Die Unterschiede liegen hier nur in der Lagerung und der Verpackung. Während abgepackte Produkte ungeöffnet länger haltbar sind, können Wurst- und Käse von der Frischetheke in der Menge an den persönlichen Bedarf angepasst werden. Es entsteht hier also zum einen weniger Verpackungsmüll, zum anderen bleiben auch potenziell weniger Reste übrig – und das spart langfristig CO2-Emissionen. Wie auch beim Obst und Gemüse kann man pauschal allerdings wieder empfehlen: möglichst biologisch und regional einkaufen. Die klimafreundlichste Variante ist es, Käse, Wurst und Butter direkt beim regionalen Bio-Bauernhof – sofern vorhanden – zu kaufen. Wenn das nicht möglich ist, ist es hilfreich, die Haltungsformen und die Herkunft zu beachten. An vielen Frischetheken im Supermarkt kann man übrigens auch die eigene Box mitbringen und so Verpackung einsparen. Für tierische Produkte jeglicher Art ist es am besten, lieber seltener, dafür aber besser zu konsumieren. Als Alternative für das Jausen-Brot kann zum Beispiel aber auch ein Gemüse-Aufstrich aus dem Glas dienen: schmeckt nicht nur lecker, ist auch gut für’s Klima!
Am Naschregal: geht’s überhaupt klimafreundlich?
Wegen der vielen ungesättigten Fettsäuren, Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidanten sind Nüsse der optimale Energielieferant für sportliche Aktivitäten – und dürfen deshalb nicht im Wanderrucksack fehlen. Was ihre Klimabilanz angeht sieht es für Nüsse allerdings deutlich weniger rosig aus: Die meisten Nusssorten – allen voran Mandeln (2,12 kg CO2-Emissionen) und Cashews (3,39 kg) – stehen aufgrund ihres Anbaus und den großen Transportwegen nicht so gut da. Erdnüsse schneiden besser ab, da sie Stickstoff aus dem Boden ziehen können und vergleichsweise nur wenig Wasser benötigen. Da sie unter anderem auch in Deutschland angebaut werden können und deshalb kürzere Transportwege haben, sind regionale Wal- und Haselnüsse (2,13 kg/2,18 kg) am besten in der Klimabilanz. Auch bei Nüssen sind eine biologische Anbaumethode und Regionalität gute Kriterien, um den CO2-Fußabdruck möglichst klein zu halten.
Als Naschkatze möchte ich mich am Gipfel noch mit einem Stück Schokolade für die Strapazen des Aufstiegs belohnen. Allerdings ist die Klimabilanz von Schokolade ziemlich bitter: Ein Kilogramm Kakaomasse verursacht durchschnittlich 3,5 Kilogramm CO2-Emissionen. Diese wird danach erst noch zu Schokolade weiterverarbeitet und später meistens in Plastik verpackt – die Bilanz wird also während des Produktionsprozesses immer schlechter. Für den Anbau von Kakao wird außerdem massiv Regenwald abgeholzt. Um dennoch mit möglichst freiem Gewissen ein Stück Schokolade genießen zu können, ist auch hier auf Bio- und Fairtrade-Siegel zu achten. In einigen Ländern gibt es mittlerweile auch Versuche, Kakaoplantagen wieder in den Regenwald zu reintegrieren. Ein solcher Anbau ist nicht nur den Boden und die Artenvielfalt, sondern auch für’s Klima gut.
An der Bäckerei-Theke: klimafreundliches Brot?
Als letzten Stopp meiner Einkaufstour steuern wir die kleine Bäckerei vor dem Supermarkt an, denn was jetzt noch zur Brotzeit fehlt, ist eigentlich die wichtigste Zutat: das Brot. Obwohl Brot ein verarbeitetes Lebensmittel ist, ist die Klimabilanz von Brot im Vergleich zu anderen Lebensmitteln – insbesondere Milch- und Fleischprodukten – relativ gut. Ein durchschnittliches Kilogramm Brot verursacht 0,94 Kilogramm CO2. Die Getreidesorte, aus der das Brot gebacken wurde, macht dabei nur einen kleinen Unterschied. Mit 0,3 Kilogramm CO2-Äquivalenten hat Dinkelvollkornmehl eine klimafreundlichere Bilanz als Weizenvollkornmehl mit 0,78 Kilogramm. Wer in der regionalen Bio-Bäckerei einlauft, wählt auch hier die klimafreundlichsten Produkte. Tatsächlich ist beim Brot deshalb der Belag deutlich entscheidender für die Beurteilung der Klimabilanz.
Zurück auf den Gipfel: Wie geht klimafreundlich jausen?
Zusammenfassend können drei Punkte für eine möglichst klimafreundliche Gipfelbrotzeit beachtet werden:
Biologische Produkte sind grundsätzlich klimafreundlicher als konventionelle Produkte.
Regionale und saisonale Produkte sind meistens die beste Wahl.
Je weniger Verpackung, umso besser für Klima und Umwelt.
Die warmen Sonnenstrahlen und den traumhaften Blick genießend beiße ich nun also endlich beherzt in mein wohlverdientes Gipfelbrot. Bestrichen mit einem Gemüseaufstrich. Herrlich. Noch besser schmeckt das Stück Schokolade, bei dem ich auf die Siegel geachtet habe. Nach einer anstrengenden Tour darf ich mir ein großes Stück davon auf jeden Fall gönnen. Bewusst und klimafreundlich schmeckt die Jausen sogar noch viel besser!