Grünes Zelt in Wald vor See
Für (fast) jedes Outdoor-Erlebnis gibt es das passende Zelt. Foto: Pixabay/Reijo Telaranta
Materialkunde Zelte

Textile Dächer

Naturerlebnis und Abenteuer – das sind meist die Hauptargumente dafür, draußen zu nächtigen. Deutlich profanere Gründe dafür sind die geringen Kosten, der Mangel an Alternativen oder schlicht die Nähe zum Ausgangspunkt einer Bergtour. Wer dabei Wind, Wetter und Insekten nicht vollkommen ausgeliefert sein will, braucht ein Zelt.

Wesentliche Bestandteile eines Leichtzeltes für zwei Personen. Illustration: Georg Sojer

Wesentliche Bestandteile eines Leichtzeltes für zwei Personen:

  1. Zeltstangen

  2. Außenzelt aus Polyester mit Silikonbeschichtung außen (Abperleffekt) + Polyurethanbeschichtung innen

  3. Innenzelt aus Polyester inkl. Mesh-Einsätze zur Belüftung

  4. Zeltboden aus Polyamid (= untere Partie des Innenzelts)

  5. Heringe, z.B. aus Aluminium oder Titan (V-Profil oder Y-Profil)

  6. Abspannleinen

Was muss ich beim Zelten beachten?

  • Geplante Übernachtungen mit Zelt sind in den Alpen abseits der dafür ausgewiesenen Plätze ohne Erlaubnis des Grundstückseigentümers problematisch, wenn nicht sogar gänzlich verboten (Naturschutz).

  • Anders verhält es sich bei ungeplanten Übernachtungen wegen Erschöpfung, aufgrund einer Verletzung oder aus Sicherheitsgründen. Moderne Ultraleichtzelte sind nur wenig schwerer als traditionelle Biwaksäcke, vor allem wenn die Bauteile auf zwei Personen aufgeteilt werden können.

  • Keine Toilette weit und breit? Hinterlassenschaften am besten vergraben oder mit gewichtigen Steinen bedecken. Dabei mindestens 50 Meter Abstand zu Wasserläufen einhalten.

  • Kein Lärm, kein offenes Feuer, kein Aufsehen.

  • Als Lagerplatz eignet sich eine ebene Fläche ohne Wurzelwerk. Mulden, Senken und mögliche Wasserabläufe meiden, störende Elemente wie spitze Steine, Äste oder Zapfen beiseite räumen.

  • Bei Bedarf Windschutz aufbauen: Als Material dienen Steine, Äste, Zweige oder Schnee.

Wie baut man ein Zelt bei Regen auf?

  • Schnelligkeit ist Trumpf: Zeltaufbau vorab üben.

  • Einwandzelte stehen besonders schnell, bieten aber keine Barriere zum Kondenswasser.

  • Baut man Zweiwandzelte im Regen auf, eignen sich Konstruktionen besser, bei denen zunächst das Außenzelt aufgestellt wird und das Innenzelt nachträglich ins Gestänge eingehängt werden kann.

  • Zelte mit aufblasbarem Gestänge lassen sich besonders schnell aufbauen, die hochwertigen Modelle dieser Sonderform sind aber sehr teuer (ca. 700 Euro für ein 2-Personen-Zelt).

  • Bäume oder Felsvorsprünge als Schutz nützen.

Wie pflegt man ein Zelt?

  • Vorab: Zelt rechtzeitig vor der Tour auf Schäden untersuchen: Kaputte Zeltstangen austauschen, Risse und Löcher am besten mit dem Original-Reparatur-Set des Herstellers flicken, schwergängige Reißverschlüsse mit Silikonspray behandeln, defekte Nahtstellen mit Nahtdichter abdichten, Außenzelt gelegentlich imprägnieren.

  • Unterwegs: Zeltunterlagen verhindern Risse im Zeltboden und schützen vor Verschmutzung, Auf-und Abbau gemäß Gebrauchsanweisung, evtl. 1-2 Ersatzsegmente für die Zeltstangen mitnehmen, Heringe nicht mit Gewalt einschlagen (besser versetzen), Innenzelt regelmäßig ausschütteln, Zelt so gut wie möglich trocknen lassen (evtl. mit Mikrofasertuch nachhelfen).

  • Danach: Schmutz mit Wasser und Schwamm entfernen, keine aggressiven Reinigungsmittel verwenden, Waschmaschine + Trockner sind tabu, alle Bauteile trocknen lassen, starke UV-Strahlung beim Trocknen möglichst vermeiden, Beschädigungen reparieren.

Wie finde ich ein passendes Zelt?

  • Einsatzbereich festlegen: Campingplatz, Hochlager oder Alpen- überquerung? Tipp: Puristen schlafen unter einem Tarp, einer Plane, die abgespannt wird. Vorteil: sehr leicht und kleines Packmaß. Nachteil: Weniger Schutz, da nicht komplett geschlossen.

  • Wie entscheidend ist ein geringes Gewicht des Zeltes für meine Unternehmungen?

  • Wie wichtig ist mir demgegenüber Robustheit – also Abrieb- und Reißfestigkeit? Tipp: Viele sehr leichte Zelte neigen leider zum vorzeitigen Verschleiß. Wer sein Zelt regelmäßig bei Schnee und Eis verwendet, braucht ein robustes Zelt, bei dem die besonders beanspruchten Partien aus Polyamid gefertigt sind. Polyamid (u.a. Nylon) ist meist widerstandsfähiger, aber auch etwas schwerer als Polyester.

  • Wird das Zelt im Rucksack oder auf dem Fahrrad transportiert, ist neben dem Gewicht ein kleines Packmaß von Vorteil. Praktischerweise lassen sich die Bauteile eines Zeltes auf die Nutzer aufteilen: z.B. bei einem 3-Personen- Zelt: Außenzelt / Innenzelt + Heringe / Gestänge + Abspannleinen

  • Auskunft über die Dichtigkeit gibt die Wassersäule, die im Suter-Test ermittelt wird. Dabei wird der Zeltstoff unter einen genormten Zylinder gespannt. Der Zylinder wird mit Wasser befüllt, bis die ersten Tropfen durchs Textil drücken. Empfohlene Mindestwerte der Wassersäule liegen für den Zeltboden bei 5000 mm und für das Außenzelt bei 3000 mm. Wer mit seinem Zelt sehr feuchten Böden und starken Regengüssen trotzen will, wählt Modelle mit deutlich höheren Werten.

  • Muss man mit starken Stürmen rechnen, wählt man ein Zelt mit hoher Windresistenz. Tipp: Besonders bewährt haben sich dabei Zelte in Form einer geodätischen Kuppel. Mit mindestens drei Zeltstangen wird dabei eine Art Halbkugel aufgespannt. Die Kreuzungspunkte des Gestänges sorgen für Stabilität.

Purist*innen schlafen im Tarpzelt, Wanderstöcke dienen als Gestänge (oben). Tunnelzelte (mitte) sowie Kuppelzelte (auch Geodät), sind auf Campingplätzen in allen Variationen und Größen zu sehen. Illustration: Georg Sojer

Welche Zelttypen gibt es?

Campingzelt

  • Personenanzahl: ca. 4-10

  • Konstruktion: Pyramide, First, Geodät, Kuppel, Tunnel, Mischformen

  • Material Zeltwände/ -boden: Baumwoll-Mischgewebe, Polyester

  • Material Gestänge: Glasfaserkunstoff, Holz, Aluminium, Stahl, Polyester (bei aufblasbaren Zelten)

  • Gewicht: ca. 5 - 55 kg

  • Wasserresistenz (Spitzenmodelle): ca. 10.000 mm

  • Vor- und Nachteile: Hoher Komfort, aber sehr großes Packmaß

  • Preis: ca. 400 - 6000 Euro

Leichtzelt

  • Personenanzahl: ca. 2-3

  • Konstruktion: Kuppel, Tunnel, Geodät (mehr als zwei Stangen)

  • Material Zeltwände/ -boden: Polyester, Polyamid

  • Material Gestänge: Aluminium, mit Glasfasern/Carbonfasern verstärkter Kunststoff, Polyester (bei aufblasbaren Zelten)

  • Gewicht: ca. 2 - 5 kg

  • Wasserresistenz (Spitzenmodelle): ca. 20.000 mm

  • Vor- und Nachteile: Guter Komfort, akzeptables Packmaß

  • Preis: ca. 200 - 2000 €

Ultraleichtzelt

  • Personenanzahl: ca. 1-2

  • Konstruktion: 1-Bogen-Konstruktion, Kuppel, Tunnel

  • Material Zeltwände/ -boden: Polyester wie z.B. PET, Polyamid

  • Material Gestänge: Carbon bzw. mit Carbonfasern verstärkter Kunststoff

  • Gewicht: ca. 800 g -2 kg

  • Wasserresistenz (Spitzenmodelle): ca. 20.000 mm

  • Vor- und Nachteile: guter Komfort, gutes Packmaß, häufig hoher Preis

  • Preis: ca. 200 - 1000 €

Tarp

  • Personenanzahl: ca. 1-2

  • Konstruktion: First (mit Spannleinen und/oder Wanderstöcken), Segel

  • Material Zeltwände/ -boden: Polyester (z.B. PET), Polyamid

  • Material Gestänge: -

  • Gewicht: ca. 250 g - 1,5 kg

  • Wasserresistenz (Spitzenmodelle): ca. 20.000 mm

  • Vor- und Nachteile: Unschlagbar leicht, aber nur mäßiger Komfort

  • Preis: ca. 110 - 500 €

Themen dieses Artikels