Wieso üben die Berge auf uns eine so große Anziehungskraft aus? Was ist das Besondere am Sich-Bewegen in der Natur? Welche Unterschiede gibt es dabei zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und ermöglichen verschiedene Sportarten einen unterschiedlichen Zugang zur Natur?
Beziehung Mensch, Natur und Sport
Am 9. Oktober 2020 diskutierten im Alpinen Museum in München Expert*innen über aktuelle Ansätze zur Beziehung Mensch, Natur und Sport. Das Symposium bereitet zugleich die neue Dauerausstellung des Alpinen Museums vor.
Das Symposium wurde veranstaltet vom Alpinen Museum des Deutschen Alpenvereins und der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Sportmuseen, Sportarchive und Sportsammlungen (DAGS) in Zusammenarbeit mit der Sektion Sportgeschichte der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft mit finanzieller Unterstützung des Kulturreferates der Stadt München.
Die Audioaufzeichnung der Vorträge der Veranstaltung mit den Präsentationen der Referent*innen gibt es hier zum Nachhören.
Auftakt
Begrüßung und Einführung
Begrüßung durch Klaus Fiebig, Vorsitzender des Fördervereins Alpines Museum und Prof. Dr. Michael Krüger, Universität Münster, Vorsitzender der DAGS.
Einführung in die Fragestellung durch Friederike Kaiser, DAV-Geschäftsbereichsleiterin Kultur.
Audio Begrüßung und Einführung [61 MB]
Teil 1 Natursport
Dr. Marcel Reinold: Natursport – historische, soziale und kulturelle Voraussetzungen
Universität Münster
Was Natur für Menschen bedeutet, ob Natur für sie ein Sehnsuchtsort darstellt, in dem Träume realisiert werden, oder ein Gefahrenraum, den es zu meiden gilt, ist wesentlich von den historischen, sozialen und kulturellen Bedingungen abhängig, in denen Menschen leben. Diese gilt es zu durchleuchten, wenn die Konjunktur von Natursport in der heutigen Zeit verstanden werden soll.
Prof. Dr. Franz Brümmer: Der Mensch – die Natur – der Sport
Universität Stuttgart, Kuratorium Sport und Natur
Der Mensch ist Teil der Natur. Doch der Mensch scheint ihr sukzessive entwachsen zu sein und ihr entwachsen zu wollen. Und trotzdem ist die Natur Sehnsuchtsort vieler Menschen. Besonders die unberührte, die freie Natur. Gerade auch zum Sport treiben, das Gipfelglück zu erleben.
Dr. Daniel Habit: Wem gehört der Berg? Nutzungskonflikte, symbolische Kämpfe und moralische Setzungen im alpinen Raum
Ludwig-Maximilians-Universität München
Massentourismus vs. Slow Tourism, Konservierung vs. Weiterentwicklung, Wanderer*innen vs. Biker*innen, Skifahrer*innen vs. Tourengeher*innen, Kletterhaken vs. Free-Climbing, Hobbysportler*innen vs. Profis, Mensch vs. Bären und Wölfe – der alpine Raum lässt sich auch immer als Schauplatz konfligierender Vorstellungen über das „richtige“ Verhalten, die „richtige“ Ausrüstung“ und die „richtige“ Nutzung lesen.
Audio Wem gehört der Berg? [70 MB]
Präsentation Wem gehört der Berg? [2,3 MB]
Prof. Dr. Antje Schlottmann und Prof. Dr. Christian Holtorf: Inszenierung und Kommodifizierung von NaturRaumErlebnissen
Johann-Wolfgang-Goethe Universität Frankfurt am Main / Hochschule Coburg
Wie wird Natur erlebt? In welchen Räumen lässt sie sich körperlich erfahren? Wie werden Naturerlebnisse in Wert gesetzt? Am Beispiel von Tourismus, Alltagskultur und Sport haben sich Studierende mit aktuellen Erscheinungsformen der Inszenierung und Kommodifizierung von Natur beschäftigt.
Dr. Martina Gugglberger: Aus Liebe zu den Bergen. Frauenexpeditionen in den Himalaya aus geschlechtshistorischer Perspektive
Universität Linz
Seit den 1950er Jahren unternehmen Bergsteigerinnen in reinen Frauenteams Expeditionen ins Himalaya-Gebirge. Die prestigeträchtigen höchsten Gipfel der Erde können als Schauplatz verstanden werden, auf dem gesellschaftliche Geschlechterordnungen und -hierarchien in besonderer Weise ausgehandelt werden.
Prof. Dr. Annette R. Hofmann: Friluftsliv. Einblicke in ein norwegisches Phänomen
Pädagogische Hochschule Ludwigsburg
Den Norweger*innen wird ein besonderes Verhältnis zur Natur nachgesagt. So findet man dort den Begriff Friluftsliv, bei dem es sich um Freizeitaktivitäten im Freien handelt. In Norwegen wird Friluftsliv auch als eine Lebensphilosophie, sprich eine Lebenseinstellung, im Einklang mit der Natur angesehen.
Dr. Olaf Stieglitz: Building a Gymnasium in the Woods – Die Sportifizierung der Natur in der US-Fitnessbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Universität Leipzig / Universität Köln
Moderner Sport in den USA, so konnte man lange lesen, sei ein urbanes Phänomen, dessen Verhältnis zur Natur eines ihrer Überwindung oder ihrer rein kommerziell-pragmatischen Aneignung gewesen sei. Für große Teile der US-Fitnessbewegung spielte der Naturbezug jedoch gerade in den Jahren zwischen etwa 1890 und dem Ersten Weltkrieg eine enorme Rolle.
Dr. Juliane Lanz: Der Bergsport in der DDR – ein Angebot für Kinder und Jugendliche?
Universität Rostock
Inwiefern spielte in der DDR der Sport in der Natur und in den Bergen für den Schulunterricht und in außerunterrichtlichen Kontexten eine Rolle, welche politischen Vorgaben und Ansprüche ergaben sich daraus? Wie stellte sich der Bergsport und die damit verbundenen Erlebnisse für Kinder und Jugendliche in der DDR dar, wer fand warum dazu Zugang und welche Wirkungen entfaltete dies?
Audio Bergsport in der DDR [76 MB]
Präsentation Bergsport in der DDR [6,2 MB]
Dr. Gerd Falkner: Transformationen von skispezifischem Naturerleben und Naturbewegung in Skikultur und Skikunst
Deutsches Skimuseum Planegg
Audio Transformationen von skispezifischem Naturerleben und Naturbewegung in Skikultur und Skikunst [82 MB]
Teil 2 Aufgaben und Gestaltung eines Natur- und Sportmuseums
Dr. Sabine Schalm: Teilhabe an Geschichte in der modernen Stadtgesellschaft
Stadt München, Kulturreferat
Der im Kulturreferat der Landeshauptstadt München angesiedelte Bereich Stadtgeschichte berät und fördert kommunale Geschichtsprojekte aus der engagierten Bürgerschaft. Gleichzeitig verfolgt das Kulturreferat mit eigens initiierten Geschichtsprojekten die kritische Auseinandersetzung mit Geschichte und mit dessen gesellschaftlichem Umgang für eine lebendige Erinnerungskultur.
Doris Hallama: Heldenerzählungen. Beziehungsweise von der Notwendigkeit, die Alpinerschließung vielfältiger darzustellen
Technische Universität München, Österreichischer Alpenverein
Die Geschichte des Alpinismus wurde und wird immer noch als eine Reihe von Heldengeschichten erzählt. Im Alpinmuseum Austriahütte soll eine neue Dauerausstellung zur alpinistischen Erschließung des Dachsteins konzipiert werden. Hier stellt sich die Frage, ob auch andere Narrative möglich beziehungsweise – ungeachtet der Faszination dieser Geschichten – notwendig sind?
Audio Heldenerzählungen [72 MB]
Präsentation Heldenerzählungen [23 MB]
Monika Gärtner, Birgit Heinrich: Gemeinsam. Partizipation im Lechmuseum
Huberhus/Lechmuseum, Lech am Arlberg
Partizipation ist ein unverzichtbarer Teil der Museumsarbeit und bei allen Ausstellungen des Lechmuseums ein Mittel, um Bevölkerungsgruppen miteinzubeziehen, Verbindungen zur Gegenwart herzustellen oder das Ausstellungsthema in Bezug zur Lebenswelt der Besucherinnen und Besucher zu setzen.
Sara Diedrich: Fotos des Skipioniers Wilhelm Paulcke in einer Ausstellung zum Wandel alpiner Landschaften
Landesarchiv Baden-Württemberg
In der Ausstellung "Gezähmte Berge" zeigt das Generallandesarchiv Karlsruhe Fotos des Skipioniers Wilhelm Paulcke zum Wandel alpiner Landschaften. Mit einem Blick auf seine Person wird die Thematisierung von Bergsport und Natur sowie Landschaftsnutzung und -wahrnehmung in der Ausstellung vorgestellt.
Dr. Josef Ulfkotte: Die Neukonzeption des Jahn-Museums in Freyburg an der Unstrut
Jahn-Museum, Freyburg/Unstrut
Die neue Dauerausstellung des Museums, die gegenwärtig erarbeitet und hier vorgestellt wird, soll nicht nur Jahns Leben und Wirken thematisieren, sondern auch seine Nachwirkung. Sie soll den Besucher einladen, Fragen zu stellen, die offene Gespräche und Diskussionen zulässt und eine eigenständige Urteilsbildung ermöglicht.
Christof Thöny: Das Kulturerbe des Wintersports sammeln – zum Interreg-Projekt „Wintersportarchiv“
Stadtarchiv Bludenz
Die historische Entwicklung des Wintersports und des Wintertourismus, welche ungeahnte Veränderungen in den alpinen Regionen mit sich brachte, steht im Zentrum eines von sieben Museen, Archiven und Vereinen aus Vorarlberg und dem Allgäu getragenen Forschungsprojekts, das aus dem Interreg-Programm gefördert wird.
Abschlussrunde
Erwartungen an ein zukünftiges Alpines Museum
Einführung durch Friederike Kaiser, DAV-Geschäftsbereichsleiterin Kultur
Skizzen von Beat Gugger, Ausstellungskurator, Burgdorf, Schweiz
Abschlussdiskussion mit allen Teilnehmer*innen, Moderation: Prof. Dr. Michael Krüger
Schlusswort durch Jürgen Epple, Vizepräsident DAV
Audio Erwartungen an ein zukünftiges Alpines Museum [108 MB]
Präsentation Erwartungen an ein zukünftiges Alpines Museum [514 KB]