Unser Bergmensch der Woche: Dieses Mal stellen wir euch Yvonne Tremml vom Brünnsteinhaus vor...
Freut euch in den nächsten Wochen auf spannende Persönlichkeiten und interessante Geschichten. Sie berichten von ihren Kraftorten, ihrem Antrieb in den Bergen und den schönen abwechslungsreichen Momenten im Gebirge.
Über
Gemeinsam haben sie sich den Traum von einem Leben als Hüttenwirte erfüllt. Bereits seit 2017 bewirten Yvonne und Sepp Tremml das Brünnsteinhaus der DAV Sektion Rosenheim. Mit viel Herzlichkeit, Freude und Einsatz sind sie Sommer wie Winter für ihre Gäste vor Ort.
Übrigens: Das Brünnsteinhaus ist auch das Wanderziel des "Spüre dich selbst"-Themenwegs, den der DAV gemeinsam mit seinem Partner Bergader 2024 eröffnet hat. Hier gibt es die Tour zum Nachwandern.

Welche speziellen Gerichte oder Traditionen pflegst du in deiner Hütte?

Wir sind bei der Kampagne „So schmecken die Berge“ mit dabei und haben dies auf unsere Region mit ausgeweitet: Klassiker sind dabei die Kaspressknödel, Sepp´s Hüttennudeln, die Kasspatzn oder meine hausgemachten Kuchen. Allerdings darf hierbei nicht vergessen werden, dass wir auf einer Berghütte sind - da gibt es halt auch mal nur verschiedene Suppen, ein paar Hauptgerichte, Kuchen und fertig. Was braucht man denn auch mehr am Berg?

Wie sehen bei dir Momente der Ruhe aus?

Ein Kakao im Salettl - unser Gastraum mit Wahnsinns-Aussicht oberhalb der Terrasse, welchen sonst die Gäste genießen, ist richtig fein zum zur Ruhe kommen. Oder, falls mal ausnahmsweise keine Übernachtungsäste da sind: mit unseren Mitarbeitenden in Ruhe zu Abend essen.

Was macht eine Hütte in den Bergen im Vergleich zum Tal besonders?

Der größte Unterschied zum Tal ist sicherlich, dass unsere Gäste schon mal mindestens 1 ½ bis 2 Stunden zu Fuß unterwegs waren und die Natur und die Ruhe spüren konnten. Dabei fallen schon mal viele Alltagsgedanken ab und sie sind entspannter, wenn sie hier ankommen. Und, als Gast gehst du ja bewusst in die Berge um abzuschalten - deswegen sollte jeder ein bisserl Zeit haben. Dadurch fühlen wir uns auch nicht im Stress - selbst wenn wir an einem schönen Wochenendtag viele Gäste begrüßen dürfen und dadurch viel Arbeit zu erledigen ist.

Was gefällt dir an deinem Beruf besonders gut?

Das Besondere und gleichzeitig Herausfordernde ist, dass kein Tag wie der andere ist - jeden Tag gibt es andere Gäste, anderes Wetter, andere Aufgaben - und auch wenn sich im Laufe der Jahre vieles wiederholt und einspielt, wird es nie langweilig. Zudem gibt es viel Freiraum für eigene Ideen. Außerdem ist es eine Freude, Gäste glücklich zu machen und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und ihnen die Möglichkeit zu bieten, abschalten zu können und eine schöne und entspannte Zeit auf einer Hütte in den Bergen zu verbringen.
Und je länger man hier heroben auf dem Berg ist, desto weiter rutschen die Probleme und Sorgen aus dem Tal in weite Ferne. Es scheint manchmal wirklich so, als würde der Blick aus der Höhe dieses „Über-den-Dingen-Sein“ den Freiraum geben, sein Leben wirklich leben zu können. Das Leben kann so schön sein - nur geht das Wissen darum im Alltagsleben leider oft verloren.

Das Brünnsteinhaus liegt auf 1300 Meter. Was gibt es hier für besondere Herausforderungen?

Also eine der größten Herausforderungen ist einfach die Versorgung von der Hütte. Dass du mal die ganzen Lebensmittel und alles, was du halt für den Hüttenbetrieb brauchst, rauf bringst. Wir haben zwar eine Fahrstraße, aber die ist sehr steil. Und ja, ist nicht ganz so einfach alles zu transportieren. Dann muss du auch mal schauen, was gibt die Quelle für Wasser? Hast du genügend? Wie kriegst du das mit der Belegung hin, dass trotzdem die Wasserreserve trotzdem voll ist? Sind genügend Pellets da zum Heizen? Also es sind schon einige Herausforderungen da, aber man freut sich dann, wenn alles geschafft ist.

Was würdest du den Gästen mitgeben, die hier hochkommen?

Dass sie sich dessen bewusst sind, dass wir hier in einem sensiblen Ökosystem sind. Dass wir wirklich am Berg oben sind und nicht im Tal. Nicht sofort alles beliefert kriegen, sondern wirklich alles selber rauf bringen müssen. Und, dass es ist einfach ist, ja, ein "back to the roots". Einfach auch zu wissen, dass es eine Quellwasser-Versorgung ist, es gibt hier keine Duschen. Es geht hier um die Gemeinschaft, es geht um die Zeit, die man miteinander verbringt und dass man ja nicht nur seine schönen Erinnerungen einpackt, sondern auch seinen eigenen Müll wieder mit runternimmt.

Was waren die schönsten Momente in deinem Leben als Hüttenwirtin und würdest du alles nochmal genauso machen?

Es gibt so viele schöne Momente, die das Leben auf der Berghütte einmalig machen: der Sonnenaufgang über den Gipfeln, das Gefühl der Freiheit, wenn im Tal mal wieder die Nebeldecke hängt, die vielen unzähligen schönen Erlebnisse mit lieben Gästen, die dabei auch teilweise zu Freunden werden, der Zusammenhalt der Familie und Freunde und noch so viel mehr …
Und in dem Wissen, dass nichts für die Unendlichkeit ist und auch unsere Hüttenzeit irgendwann vorbei sein wird, genießen wir hier jeden Tag und freuen uns auf den nächsten - der sicher wieder viele schöne und spannende Sachen für uns bereithält.
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Das Wirken der Menschen am Berg ist Teil der Kampagne „Spüre Dich selbst“, die der DAV gemeinsam mit seinem Partner Bergader ins Leben gerufen hat. Im Mittelpunkt stehen die vielfältigen Persönlichkeiten, die Tag für Tag inmitten der Bergwelt arbeiten und leben.
Weitere Informationen gibt es bei unserem Partner Bergader.