Unser Bergmensch der Woche: Dieses Mal stellen wir euch den Wegewart Horst Oster vor...
Freut euch in den nächsten Wochen auf spannende Persönlichkeiten und interessante Geschichten. Sie berichten von ihren Kraftorten, ihrem Antrieb in den Bergen und den schönen abwechslungsreichen Momenten im Gebirge.
Über
Horst Oster ist ehrenamtlicher Wegewart der DAV-Sektion Rosenheim. Er kümmert sich gemeinsam mit weiteren Mitgliedern um die Wanderwege in seiner Region.
Zu den Aufgaben von Wegewarten gehört es, die Wege regelmäßig auf Schäden zu überprüfen, Hindernisse zu beseitigen und Markierungen zu erneuern. Durch ihre zumeist ehrenamtliche Arbeit sorgen sie dafür, dass Wanderer sichere und gut gekennzeichnete Routen vorfinden. In Zusammenarbeit mit anderen Institutionen tragen Wegewarte zur nachhaltigen Erhaltung der alpinen Wegenetz bei.

Wie bist du dazu gekommen, Wegewart zu werden?

Als ich von der Arbeit in Ruhestand gegangen bin, habe ich eine Aufgabe gesucht und zuerst war eine Stelle im Zillertal ausgeschrieben. Dann kam ein Arbeitskollege zu mir und hat gesagt "Halt, halt, du gehst nicht so weit weg. Wir brauchen hier einen im Brünnsteingebiet" und der hat mich dazu bewogen, hier zu bleiben.

Würdest du sagen, dass dir der Berg auch irgendwie Kraft gibt?

Unbedingt. Wenn ich den Berg länger nicht habe, dann bin ich auch zu Hause unzufrieden. Ich muss raus und ich mach das schon mein Leben lang. Ich muss einfach gehen.

Aber kommst du am Berg auch irgendwie zur Ruhe?

Diese Freude, die der Berg gibt, die trägst du heim. Das ist die Ruhe, die du dann für die Folgezeit hast. Irgendwann, nach ein paar Tagen schiebt's dich dann wieder auf, sagst, jetzt muss ich mal wieder raus. Sonst bin ich unzufrieden. Also für mich gibt der Berg, ob das jetzt mit oder ohne Arbeit ist, auch jede Menge Zufriedenheit.

Wenn du so gerne in den Bergen bist, hast du hier auch einen Lieblingsort?

Lieblingsorte gibts einige. Vor allem auf ruhigen Gipfeln. Da gibt es hinten im Chiemgau-Gebiet in der Nähe von Fransdorf Gipfel, da trifft man eigentlich nie jemanden. Man nimmt seine Brotzeit mit, da gibt es keine Alm und keine Hütte. Da ist man einfach entspannt und kann auch mal paar Stunden dahin dösen. Und das tut gut!

Wie sind denn die Reaktionen von den Leuten am Berg, wenn die dich beim Arbeiten sehen?

Eigentlich positiv. Da haben wir eigentlich noch nie was Negatives gehabt. Bis vor kurzem: Da ist mal ein Stein runtergefallen und da haben wir beide uns erschreckt. Sehr erschreckt, weil der sehr dicht an uns vorbeischoss. Es waren Leute, die über uns gegangen sind und vielleicht ein bisschen unachtsam waren, das gibt es ja immer am Berg. Aber sonst sind die Reaktionen positiv.

Hast du ein besonderes Erlebnis, das dir als Wegewart passiert ist?

Was für mich immer schön ist, ist, wenn ich Tiere sehe. Auch hier im Brünnsteingebiet, da gibt es beim Bankerlweg jede Menge Gams. Da gibt es auch Steinböcke und wenn man so was gesehen hat, auch nur ein Tier am Tag, das erfüllt einen dann. Dann ist es ein schöner Tag, unabhängig von dem, was sonst passiert.

Ihr bearbeitet hier 150 Kilometer Wege. Wie schafft man es, das alles im Blick zu behalten?

150 Kilometer Wege mit ganz unterschiedlichen Anfahrtssituationen. Rund um den Berg, da ist es schon mal viel Fahrerei. Unser Ziel ist es, dass wir im Jahr einmal alle Wege abgegangen sind und dort natürlich auch gearbeitet haben. Wenn wir Schwerpunkte feststellen, wie am Trainsjoch, da braucht man mal eine Arbeitswoche. Da fangen wir dann an und machen das Nötigste, dass die Leute trotzdem noch ihren Gipfel erreichen und auch wieder heil runterkommen. Aber da braucht es dann halt mal mehr Tage mit mehr Helfern, die uns dann beim Arbeiten helfen.

Wer kann euch eigentlich helfen? Sucht ihr da ab und zu mal jemanden?

Bei größeren Aktionen können man wir das zu zweit gar nicht machen. Es ist ja auch immer was zu tragen, ob das Pflöcke oder Metallteile oder Hölzer sind oder sonst was. Dann sind wir froh, wenn wir Helfer haben. Es gab ja vor kurzem eine Gruppe von der Bayerischen Versicherungskammer, die uns da geholfen hat. Und es sind auch von der jungen Sektion Leute da, die sich anbieten und dann auch gerne helfen. Da macht man dann mal so zwei, drei Tage am Stück, dass auch was fertig wird.

Hast du noch einen Wunsch oder eine Bitte an die Berggeher*innen?

Ja, eigentlich einen abgedroschenen Wunsch: ihren Müll mit zu nehmen. Das ist etwas, das wird so oft erwähnt und gesagt und gemacht. Aber es ist immer noch so, dass du überall Plastikflaschen und Zeugs findest. Das muss nicht sein. Und ich sage immer: Was du hoch schleppst, das hast du auch leicht im Rucksack beim Runtergehen mit drin.
Empfohlene Artikel

Bergmensch der Woche - Spüre dich selbst
Wie man als Hüttenwirtin entspannt...
Yvonne Tremml ist Hüttenwirtin am Brünnsteinhaus im Mangfallgebirge. Sie spricht im Interview über Herausforderungen und Freuden, die die Bewirtung einer Hütte mit sich bringen.

Bergmensch der Woche - Spüre dich selbst
Wie ein Bergbauer zur Ruhe kommt...
Konrad Wörndl ist Bergbauer im Chiemgau. Wenn es nach ihm geht, dann gibt nur eine glückliche Kuh wirklich gute Milch. Was er jeden Tag für die Tiere tut, erzählt er im Interview.

Bergmensch der Woche - Spüre dich selbst
Wie ein Ranger den Menschen begegnet...
Alexander Römer schützt als Ranger die Flora und Fauna im Mangfallgebirge. Mit welchen Herausforderungen er in den Jahreszeiten konfrontiert wird, darüber spricht er im Interview.

Bergmensch der Woche - Spüre dich selbst
Wie man als Bergführerin unterwegs ist...
Die Allgäuerin Heidi Harder ist staatlich geprüfte Berg- und Skiführerin. Für sie haben die Berge einen großen Stellenwert im Beruf, den sie aber eher als Lebensgefühl beschreibt.

Bergmensch der Woche - Spüre dich selbst
Worum ein Förster sich kümmert...
Bernhard Reissner ist Förster in den Bergwäldern rund um den Spitzingsee. Im Interview erklärt er, was es für ein gesundes stabiles Ökosystem braucht und wie wir davon profitieren.

Bergmensch der Woche - Spüre dich selbst
Was Bergretter antreibt...
Dr. Isabell Rouß und Hendrik Vogel sind für die Bergwacht im Einsatz. Sie sprechen im Interview über ihre persönliche Beziehung zu den Bergen und was bei einem Notruf passiert.

Bergmensch der Woche - Spüre dich selbst
Wirken und Leben inmitten der Berge
Von der Hüttenwirtin über den Ranger, von der Bergwacht bis zum Bergbauern. Sie alle erzählen spannende Geschichten aus ihrem Leben und Wirken in den Bergen.
Der DAV und Bergader – aktive Partnerschaft seit 2020
Das Wirken der Menschen am Berg ist Teil der Kampagne „Spüre Dich selbst“, die der DAV gemeinsam mit seinem Partner Bergader ins Leben gerufen hat. Im Mittelpunkt stehen die vielfältigen Persönlichkeiten, die Tag für Tag inmitten der Bergwelt arbeiten und leben.
Weitere Informationen gibt es bei unserem Partner Bergader.