Unser Bergmensch der Woche: Dieses Mal stellen wir euch den Ranger Alexander Römer vor...
Freut euch in den nächsten Wochen auf spannende Persönlichkeiten und interessante Geschichten. Sie berichten von ihren Kraftorten, ihrem Antrieb in den Bergen und den schönen abwechslungsreichen Momenten im Gebirge.
Über
Als Naturschützer sucht der Ranger in erster Linie das Gespräch mit den Menschen, die in den Bergen unterwegs sind und klärt auf: Über seltene Pflanzen und Tiere, richtiges Verhalten in allen Höhenlagen und die Notwendigkeit von Schutzgebieten.
Die Untere Naturschutzbehörde ist für den Naturschutz und die Landschaftspflege auf lokaler Ebene zuständig. Sie ist bei den Landratsämtern und kreisfreien Städten angesiedelt und setzt die Bestimmungen des Bayerischen Naturschutzgesetzes sowie der Bundesnaturschutzgesetze um. Zu ihren Aufgaben gehören die Genehmigung und Überwachung von Eingriffen in die Natur, wie Bauvorhaben oder Rodungen, die Betreuung von Schutzgebieten sowie die Sicherstellung des Artenschutzes.

Alex, was zieht dich denn eigentlich in die Berge?

Glücklicherweise durfte ich tatsächlich fast mein ganzes Leben lang in den Bergen verbringen. Früher als staatlicher Berg- und Skiführer in den Bergen der Welt und jetzt momentan als Naturschutzranger in den bayerischen Voralpen.

Und was macht die Faszination Berge für dich aus?

Früher war es, wie für so viele Alpinisten, die sportliche Herausforderung. Immer höher, immer schneller, immer weiter. Und jetzt hat sich mein Blick auf das große Ganze irgendwie gewandelt. Ich habe früher nie wahrgenommen, welche Pflanzen, welche Tiere sich im alpinen Raum bewegen. Jetzt in den letzten Jahren als Ranger ist es einfach faszinierend, mit zu kriegen, was für ein entzückender Lebensraum hier oben eigentlich herrscht.

Welches besondere Erlebnis in den Bergen wirst du nie vergessen?

Ein besonderes Erlebnis kann ich gar nicht festmachen, da sind unzählige Erlebnisse. Aber vielleicht ein Beispiel, das mir widerfahren ist: In der vielen Zeit in den Bergen hat mich ein Blitz getroffen. Es fühlt sich nicht wirklich schön an - im Kopf rein, zum Fuß raus - so, wie man es aus dem Bilderbuch kennt.
Aber genauso auch die Seven Summits der Alpen, die ich 2010 erfunden und dann bestiegen habe, das war ein grandioses Erlebnis, das ich nie vergessen werde.
Aber allen voran sind es aber die Naturerlebnisse: Wenn man einen Uhu einfängt, der sich verletzt hat, den man über ein 3/4 Jahr aufpäppelt und dann wieder freilassen darf. Das ist Gänsehautfeeling pur.

Welche Herausforderungen bringen die Berge hier so mit sich?

Die Herausforderungen als Ranger, die sind tatsächlich sehr mannigfaltig.
Draußen im Gelände unterwegs zu sein, die Überflutung der Menschenmassen - so kann man es wirklich manchmal sagen - in einem bestimmten Lebensraum von Fauna und Flora gelenkt zu bekommen. Das ist eine mega Herausforderung.
Das kann man natürlich mit Schildern machen, wie wir es machen. Das kann man mit digitalen Medien machen, wie sie auch vom Alpenverein kontinuierlich bespielt werden. Aber das effektivste Mittel: Es hilft das vor Ort sein, auf Fragen direkt antworten zu können und die Leute zu sensibilisieren oder ihren irgendwie etwas mitzugeben.

Jetzt musst Du aber noch mal kurz was zu deinem Stock erzählen. Was hat es damit auf sich?

Den Bergstock habe ich von der Inklusionswerkstatt aus Detmold zur Verfügung gestellt bekommen, um ihn zu testen: Macht er Sinn? Ist er so, wie er konzipiert ist, auch einsatzfähig fürs Gelände? Und ja, das macht absolut Sinn.
Das Schöne daran: Er ist ein Magnet, der mir erleichtert, Zugang zu den Besuchern zu bekommen. Ich werde häufig angesprochen. Sie fragen dann: „Was hast du da für einen Stab in der Hand?“
Und ich meine, es ist ja nichts anderes wie ein Bergstock aus Haselnuss, wie die meisten Jager und Bergführer den auch früher hatten.

Jetzt kennst du die Menschen auf ganz unterschiedliche Weise vom Berg her. Was wäre jetzt dein Appell noch mal an unsere Bergbesucher*innen hier?

Der Appell an die Bergbesucher ist im Grunde recht einfach. Und zwar lautet er: Rücksicht zu nehmen. In den kompletten Vegetationsstufen, die wir haben, von 700 Meter angefangen unten im Tal bis hoch auf 2000 Meter ist jede Höhenlage einer anderen Lebensform, einer anderen Tierart, ja sogar einer anderen Pflanzenart gewidmet.
Aber natürlich auch jede einer anderen Sportaktivität: Unten sind die Wanderer, die Trailrunner, im Winter die Langläufer, in der Mitte die Schneeschuhgeher. Dann kommen die Skitourengeher. Und wenn man zum Schluss noch ganz hoch geht, natürlich die Paraglider. Und wenn jeder nur drauf pocht, ich bin doch nur derjenige, der hier den Raum für seine Aktivität nutzt, dann mag das sein. Aber im Großen und Ganzen wird jeder Lebensraum durch uns so stark frequentiert, wo es nur mit Rücksicht geht.

Wie verhält es sich denn mit Winter und Sommer bei dir? Wann hast du mehr zu tun?

Das ist eine einfache Frage, weil es tatsächlich das Winterhalbjahr ist - angefangen von Dezember bis in den Juli rein. Mag man nicht glauben, aber ist so, dass die Tierwelt draußen hervorragende Anpassungsmechanismen erfunden hat. Die Zugvögel haben es einfach. Die spannen ihre Flügel auf und gehen gen Süden oder gen Westen. Damit können sie dem extremen Winter hier oben entfliehen. Aber die wenigen Tiere, die wir auch hier oben haben, wie das Birkhuhn, das muss dableiben und klarkommen. Wo die Natur keine Anpassungsmechanismen erfunden hat, sind Störungen im Minutentakt energieraubend. Und hier gilt es zu lenken und den Status unseres Schutzgebietes aufrechtzuerhalten, wo es auch Flächen mit absolutem Betretungsverbot gibt. Ein Schild ist schnell ignoriert. Wenn hier Menschen vor Ort sind, um zu informieren, dann ist es einfacher.

Alles klar dann. Vielen Dank für das Interview.
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Das Wirken der Menschen am Berg ist Teil der Kampagne „Spüre Dich selbst“, die der DAV gemeinsam mit seinem Partner Bergader ins Leben gerufen hat. Im Mittelpunkt stehen die vielfältigen Persönlichkeiten, die Tag für Tag inmitten der Bergwelt arbeiten und leben.
Weitere Informationen gibt es bei unserem Partner Bergader.