Seit nun mehr 19 Monaten bestimmt Corona mehr oder weniger das Geschehen weltweit. Lockdowns und viele Einschränkungen waren und sind die Folge. Aus diesem Grund kamen die DAV Sicherheitsforschung und KLEVER e.V. zum Entschluss für 2020 und auch für voraussichtlich 2021 keine gesonderte und in gewohntem Rahmen aufbereitete Unfallstatistik für Kletterhallen herauszugeben. Hintergrund dieser Entscheidung ist, die nicht aussagekräftigen und somit nicht vergleichbaren Daten in diesem Zeitraum. Zeitweise waren Kletterhallen über Monate geschlossen, dies hat natürlich auch einen Rückgang der Unfallereignisse zur Folge.
Dennoch haben uns aber natürlich auch in diesem Zeitraum Unfallmeldungen erreicht und diese möchten wir natürlich auch nicht gänzlich unter den Tisch fallen lassen. Zunächst möchten wir uns aber für das Rückmeldeverhalten und das Ausfüllen der Unfallformulare bedanken und auch darum bitten dies in Zukunft weiter zu tun. Wir sind davon überzeugt, dass Unfälle künftig auch dadurch am besten vermieden werden können, wenn Unfallmuster bekannt sind und die Kletter-Community darüber, z.B. in Form der Unfallstatistik, informiert wird.
Unfälle mit Rettungsdiensteinsatz
In der Statistik werden lediglich Unfälle erfasst, bei denen ein Rettungsdiensteinsatz erfolgte, da in diesen Fällen meist eine recht gute Datenbasis vorzufinden ist. Im Jahr 2020 wurden insgesamt 90 Ereignisse mit Verletzungen erfasst. Beim Bouldern passierten die meisten Unfälle (54), beim Klettern wurde in 32 Fällen der Rettungsdienst gerufen.
Bouldern
Im Bereich Bouldern handelt sich überwiegend um Mattenstürze mit Verletzungen an den Extremitäten (Arme und Beine). Es wurde lediglich eine Verletzung durch eine Kollision gemeldet.
Beispiele aus gemeldeten Unfällen im Bereich Boulden:
Boulder mittlere Schwierigkeit (4c - 5a). Abgerutscht von Tritt aus geringer Höhe. Folge: 3-facher Knöchelbruch
Sturz auf Bürste, umgeknickt. Folge: Knöchelverletzung
Beim Bouldern einer leichten Route aus 2m abgesprungen, dabei auf den rechten Ellenbogen gefallen. Folge: Ellenbogenfraktur
Seilklettern
Beim Seilklettern kam es insgesamt zu 19 Bodenstürzen, davon handelte es sich bei drei Ereignissen um Selbstsicherungsautomaten bei denen vergessen wurde sich einzuhängen. Auffällig hierbei in den Protokollen war, dass bei allen drei Ereignissen zuvor (am selben Tag) viele Durchgänge absolviert wurden. Es muss hier von einem Routinefehler ausgegangen werden, dieser zeigt sich meist bei sich oft wiederholenden Tätigkeiten in einem kurzen Zeitraum.
Weiterhin kam es zu fünf Unfällen beim Ablassen, dabei kam es mit verschiedenen Geräten, nach einem zunächst kontrolliertem Beginn, letztlich zu einem unkontrolliertem Seildurchlauf.
Insgesamt teilen sich die 19 Bodensturzereignisse in folgende Kategorien auf:
Vorstieg: 9
Toprope (incl. Selbstsicherungsautomaten): 5
Ablassen: 5
Bei den Sturzereignissen im Vorstieg ist auf auffällig, dass bei allein acht Ereignissen mindestens die fünfte Exe, meist sogar noch deutlich höher, erreicht wurde und es letztlich dennoch zum Bodensturz kam.
Weiterhin kam es neben den Bodenstürzen zu fünf Ereignissen mit Anprallverletzungen, vier Sportverletzungen (u.a. durch ins Seil fassen) und einer Kollision.
Beispiele aus gemeldeten Unfällen im Bereich Seilklettern:
Sicherer hat Kletterer zu schnell abgelassen, sodass durch das Seil Verbrennungen an der linken Hand entstanden sind. Folge: Offene Brandblasen
Beim Clippen der 5. Zwischensicherung gestürzt und auf eine dritte Person (am Boden, auf dem Weg zum Einstieg in eine benachbarte Route) gestürzt. Folge: Wadenbeinbruch
Kletterer hat lange einer Stelle verweilt. Sicherer wurde dadurch unaufmerksam. Als der Kletterer weiter klettern wollte und clippte stürzte dieser. Sicherer reagiert nach eigenen Angaben zu langsam. Folge: Fußverletzung