Die Alpen sind eines der beliebtesten Reiseziele weltweit. Rund 100 Millionen Menschen besuchen jährlich den Alpenbogen. Klar ist, dass Nutzungskonflikte und negative Auswirkungen auf Natur und Landschaft nicht ausbleiben. Verschärft durch den Klimawandel müssen für bestimmte Tourismusbranchen Alternativen gefunden werden, um die Alpen als Naturjuwel auch für die nächsten Generationen zu erhalten.
In der aktuellen Tourismusentwicklung geht ein Trend weiter in die Richtung "größer und spektakulärer". Um an Winterdestinationen die Bahnen auch im Sommer auszulasten, werden vielerorts Aussichtsplattformen, Hängebrücken, Seilrutschen, künstliche Erlebniswelten und Funparks als Attraktionen in die Berge gesetzt.
Der Winter- und Skitourismus ist in den Alpen ganz besonders im Fokus: zunehmende Erwärmung, Anstieg der Schneefallgrenze, allgemeine Verkürzung der Skisaisonen, demographischer Wandel und stagnierende Skifahrerzahlen. Um im Konkurrenzkampf zu überstehen, schließen sich mehrere Skigebiete tälerübergreifend zusammen, noch unerschlossene Geländekammern werden "erobert" und die künstliche Beschneiung wird massiv ausgebaut.
Der DAV setzt sich für die Stärkung eines umweltverträglichen und ressourcenschonenden Tourismus ein, der
auf großtechnische Erschließungen und energieintensive Aktivitäten verzichtet,
naturschutzfachliche Vorgaben und Schutzgebiete respektiert,
lokale Traditionen respektiert,
den partnerschaftlichen Dialog mit der einheimischen Bevölkerung fördert,
und den Erhalt einer ökologisch ausgerichteten Berglandwirtschaft unterstützt.
Tourismusentwicklung im Alpenraum - unsere Positionen:
Technische Erschließungen beenden und unerschlossene Räume bewahren
Der Tourismus in den Alpen ist oft an umfangreiche technische Infrastruktur im Gebirge gebunden, vor allem im Skitourismus. Neuerschließungen, großflächige Zusammenschlüsse sowie der massive Ausbau von Beschneiungsanlagen stehen nach wie vor auf der Tagesordnung. Zusätzlich soll durch den Bau künstlicher Erlebniswelten nicht zuletzt die wirtschaftliche Basis verbreitert werden.
Der DAV lehnt den weiteren Ausbau der Tourismusinfrastruktur im Alpenraum außerhalb bereits erschlossener Gebiete ab.
Durch die verbindliche Festlegung klarer Ausbaugrenzen für technische Anlagen muss eine Erschließung neuer Geländekammern alpenweit verhindert werden.
Zu umweltschonenden Tourismusformen übergehen
Alle Akteure sind aufgerufen, die negativen Umweltauswirkungen des Tourismus insgesamt zu reduzieren und durch Ersatzmaßnahmen zu kompensieren.
Insbesondere der Massentourismus muss seinen Beitrag zur Reduktion von Treibhausgasen und Schadstoffen leisten. Hierzu sind Modellvorhaben anzuregen und positive Beispiele, wie das Projekt Bergsteigerdörfer, Initiativen von Tourismusorten zur Vermeidung von motorisiertem Individualverkehr oder die Idee der Via Alpina, zu fördern.
Ergänzend dazu sollen landschaftsgebundene Sportarten auf ihre Umwelt- und Raumverträglichkeit geprüft und ihre Ausführung vom verantwortungsvollen Umgang abhängig gemacht werden.
Skitourismus umweltverträglich organisieren
Der Betrieb moderner Skigebiete ist sehr ressourcenintensiv. Neben dem hohen Verkehrsaufkommen und der aufwendigen Pistenpräparation sind es vor allem die Beschneiungsanlagen, die große Mengen an Energie und Wasser benötigen. Für den Bau von Leitungen und Speicherseen sind teilweise massive Eingriffe in Natur und Landschaft erforderlich.
Den weiteren Ausbau der Skigebiete mit Anlagen zur künstlichen Schneeproduktion lehnt der DAV deshalb ab.
Ergänzende Anlagen sind nur in bereits intensiv erschlossenen Skigebieten und unter Beachtung strenger Umweltauflagen vertretbar und dürfen nicht von der öffentlichen Hand gefördert werden.
Modernisierungen müssen zu einer Reduktion von Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen führen.
Die technische Schneeproduktion muss auf die örtlichen Kälteperioden beschränkt bleiben und es dürfen dabei keine Zusätze verwendet werden.
Heliskiing ist generell zu untersagen.
Grundsätzlich müssen für den Wintertourismus neue Konzepte zu einer Anpassung an den Klimawandel erarbeitet werden. Umweltgerechte, alternative Angebote sind vor allem für die nicht mehr schneesicheren Gebiete zu entwickeln und durch geeignete Rahmenbedingungen und Förderungen zu unterstützen.
Veranstaltungen nur auf vorhandenen Einrichtungen umweltgerecht durchführen
Infrastrukturgebundene Veranstaltungen sollen in den Alpen nur in Gebieten durchgeführt werden, die bereits über geeignete Einrichtungen verfügen. Sie müssen energieoptimiert, emissionsarm und treibhausgasreduziert geplant und durchgeführt werden.
Naturnahe, infrastrukturfreie oder -arme Sportveranstaltungen, wie etwa Bergläufe und Skitourenwettkämpfe, sind auf erschlossene Wege oder stark frequentierte Routen zu beschränken.
Bei der Durchführung von Wettkämpfen aller Art sind hohe ökologische Standards einzuhalten und die entsprechenden Beschlüsse des DAV zu beachten. Der DAV geht bei von ihm organisierten derartigen Wettkämpfen mit gutem Beispiel voran.