Unsicherheit und Risiko gehören zum Bergsport. Denn dieser findet im Wesentlichen im Naturraum statt; dort herrschen je nach objektiven und subjektiven Bedingungen unterschiedlich große Unsicherheiten und Risiken*). Der Umgang der Bergsportler*innen damit wandelt sich fortlaufend wie der Bergsport selbst. Wo vor Jahrzehnten noch Erfahrung und Intuition Grundlage einer Entscheidung waren, stehen heute zusätzlich vielfältige Strategien und Werkzeuge des Risikomanagements zur Verfügung.
Dennoch bleibt beim Bergsport meist ein Rest an Unsicherheit und ein Rest-Risiko bestehen: Wegen unsichtbarer Gefahren eines zum Teil unberechenbaren Naturraums, vor allem aber aufgrund menschlichen (Fehl-)Verhaltens. Deshalb rückt in der Sicherheitsforschung immer mehr der Mensch in den Fokus. Grundsätzlich muss man sich immer bewusst machen, dass es beim Bergsport trotz Risikomanagements keine hundertprozentige Sicherheit gibt. Unfälle beim Bergsport lassen sich nicht gänzlich vermeiden.
Positionen
Der DAV sieht in der Unsicherheit und dem Risiko beim Bergsport Chancen für ein selbstbestimmtes und sinnerfülltes Handeln des Menschen.
Der DAV akzeptiert die Unsicherheiten und Risiken des Bergsports und setzt sich für die Wahlfreiheit der Bergsportler*innen ein, sich diesen auszusetzen.
Der DAV steht für den bewussten und fachlich fundierten Umgang mit Unsicherheiten und Risiken im Bergsport und fördert die Risikokompetenz der Bergsportler*innen.
Über Unsicherheit und Risiko muss man reden. Das beinhaltet, mögliche Gefahrenquellen zu benennen, Fehler aufzuzeigen und auch uneinlösbare Sicherheitsansprüche zurückzuweisen.
Der DAV sieht Forschung und Ausbildung als wichtige Präventionsmittel an, um die Zahl der Berg- und Kletterunfälle zu reduzieren.
*) Erläuterung zum Risiko im Bergsport: Die Risikoformel „Eintrittswahrscheinlichkeit x Schadensausmaß“ und letztendlich der Begriff „Risiko“ ist beim Bergsport dort anwendbar, wo möglichst genaue Daten über Unfallzahlen, Expositionszeiten und Verletzungsgrade sowie Todesfallzahlen vorliegen. Nur dann lässt sich in statistischer Hinsicht ein Risiko quantifizieren, sprich eine Aussage über den „Gefährdungsgrad“ einer Unternehmung treffen. Liegen keine belastbaren Daten einer Unfallstatistik vor oder lässt sich eine Gefahr nicht exakt einschätzen, z.B. „wie groß ist der herunterfallende Steinschlag“ oder „wann bricht der Serac ab“, trifft der Begriff Unsicherheit besser auf die Sachlage zu. Aufgrund der Komplexität des Bergsports (ständig neue Situationen, unberechenbarer Naturraum, Faktor Mensch) ist das Konzept und der Begriff der „Unsicherheit“ die angemessenere Bezeichnung für den Gefährdungsgrad beim Bergsport, da er die Unberechenbarkeit des Bergsports besser zum Ausdruck bringt als der Risikobegriff.