Die Grundlage eines Vereinsarchivs ist die Aktenablage der Verwaltung in einer Registratur. Seit der Gründung 1869 stellte eine Sektion den Vorsitzenden des Alpenvereins und übernahm für eine Wahlperiode die Verwaltung. Später bildete sich ein Verwaltungsausschuss heraus, der alle fünf Jahre und meist zwischen Deutschland und Österreich wechselte. Damit hatte die Verwaltung des Alpenvereins keinen festen Sitz. Sie musste mit dem Kanzler und der Registratur ständig umziehen. Teile des Vereinsarchives, wie zum Beispiel die Sammlung von Briefen, wurden schließlich in der 1901 gegründeten Alpenvereinsbücherei in München verwahrt.
Erst 1938, mit dem Anschluss Österreichs, bekam der Alpenverein mit Innsbruck als Stadt der deutschen Bergsteiger einen festen Sitz. Die Registratur des Alpenvereins wurde nach Innsbruck verlegt. Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Sammlungen des Alpinen Museums in München und die Bestände der Alpenvereinsbücherei nach Österreich ausgelagert. 1945 wurde der Alpenverein aufgrund seiner Nähe zum Nationalsozialismus durch die Alliierten in Deutschland verboten. In Österreich existierte er als Oesterreichischer Alpenverein (OeAV) weiter. 1950 wurde schließlich in Würzburg der Deutsche Alpenverein (DAV) neu gegründet. Während die Buchbestände der Alpenvereinsbücherei in der Folgezeit nach München zurücktransferiert wurden, blieben neben der Registratur die Bestände des Alpinen Museums und des Vereinsarchives in Innsbruck. Zu Beginn der 1960er Jahre wurden die Vereinsakten nach Möglichkeiten geteilt: Der Schriftverkehr zwischen der Vereinsleitung und den deutschen Sektionen wurde an den Verwaltungsausschuss des DAV übergeben, die Zentralakten blieben beim OeAV in Innsbruck.
Lange Zeit existierte beim DAV kein eigentliches Archiv. Nachlässe wie die von Willi Rickmer Rickmers oder von Felix von Cube waren Teil der Bestände der Alpenvereinsbücherei.
Die Pläne Mitte der 1980er Jahre zur Errichtung eines Alpinen Museums in Kempten gaben den Sammlungstätigkeiten des DAV einen neuen Schub. Unter dem damaligen Kulturreferenten Dr. Helmuth Zebhauser wurden auch die Archivbestände durch Ankäufe und Aufrufe systematisch erweitert. 1985 wurde das Bildarchiv von Toni Hiebeler – Bergsteiger, Fotograf und Herausgeber der Zeitschrift „Alpinismus“ – erworben. Mit dem Tod von Fritz Schmitt 1986, dem ehemaligen Schriftleiter und Herausgeber der Mitteilungen des DAV, ging dessen Archiv und Sammlung in den Besitz des DAV über. Die Übergänge zwischen Archiv, Sammlung und Bibliothek waren fließend, aber allmählich zeichnete sich eine Archivstruktur ab.
1996 erhielt das Archiv des DAV im Alpinen Museum erstmals eigene Räumlichkeiten. Ehrenamtliche Mitarbeiter unter dem Archivleiter Johannes Merk bauten das Archiv auf, betreuten und pflegten es. Die Geschäftsstelle des DAV trat nach dem Umzug in die neue Geschäftsstelle 1993 einen Teil der Verwaltungsakten an das Archiv ab, weitere Abgaben folgten. Die Sektionen München und Oberland stellten dem Archiv ihre historischen Dokumente zunächst als Dauerleihgaben (später als Schenkungen) zu Verfügung. Später kamen unter anderem die Sektionen Turner Alpenkränzchen, Berggeist, Prag und Sudeten hinzu.
Nachlässe von Persönlichkeiten des Alpinismus, wie die Gebrüder Schmid (1994), Wiggerl Gramminger (1999), Hermann Hoerlin (2011) oder Reinhard Karl (2011) ergänzten die Bestände. Seit 1994 betreut das Archiv die Bestände der Deutschen Himalaja-Stiftung und seit 2002 die der Herrlikoffer-Stiftung.
Seit 2004 wird das Archiv hauptamtlich betreut. Mithilfe eines EU-Projektes konnten die Mitarbeiter*innen der Kulturbereiche von ÖAV, DAV und AVS die ehemals gemeinsamen und heute getrennt weitergeführten Archive in einer gemeinsamen Datenbank abbilden und online stellen (www.historisches-alpenarchiv.org). Der Schwerpunkt der Arbeit liegt neben der Bearbeitung und Betreuung von in- und externen Anfragen und der Betreuung von Sektionen vor allem auf der Erfassung und Erschließung des Archivgutes. Die Bestände werden schrittweise digitalisiert. Die Digitalisierung der Sammlungen von historischen Fotos bis 1914 ist überwiegend, die der Gipfelbücher, der historischen Hüttenpläne, Plakate und Fotoalben bereits vollständig abgeschlossen. In den zurückliegenden Jahren stand zudem die Provenienzforschung im Vordergrund.
Seit 2021 befinden sich die Bestände des Archivs in einem externen, aber größeren Depot. Im Februar 2022 wurde das neue Archiv- und Sammlungskonzept 2030 verabschiedet, das einen gezielten Ausbau des Archivs in bestimmen Bereichen vorsieht.