Bigwall-Klettern in Kirgistan

Das Team: Luis Funk (München), Fabian Hagenauer (Oberaudorf), Valentin Heimbeck & Jonas Fertig (beide Rosenheim)

"Das Yosemite Zentralasiens"

Das Ak-Suu und das angrenzende Kara-Suu-Tal sind für ihre zahlreichen, mehr als 1000 Meter hohen Granitwände bekannt. Deshalb wird es auch als "Yosemite von Zentralasien" bezeichnet. Der einzige Unterschied besteht darin, dass ihre Gipfel bis zu 4.810 Metern hoch sind und sie einsam inmitten einer wilden Berglandschaft stehen, die nur durch eine eintägige Wanderung erreicht werden kann.

Das bekannteste Ziel ist der Perestoika Crack am Slesova, auch Rusian Tower genannt. Die Tour umfasst eine Länge von 900 Metern und stellt eine Herausforderung bis zum Schwierigkeitsgrad 7a+ dar. Erstbegangen wurde sie im Jahr 1995 von Lyn Hill, einer der besten Kletterinnen ihrer Zeit. Besonders hervorzuheben ist ein perfektes Risssystem, dem man 400 Meter lang folgt und das eine problemlose Wegfindung garantiert.

Rusian Tower Tour

Wir kletterten in zwei Seilschaften mit Haulbag durch die perfekten Handrisse, bis sich der Riss zu einem körperbreiten Kamin bildet und auf einem Band endet. Dort biwakierten wir und konnten einen plötzlichen Schauer in unserem kleinen Zelt aussitzen. Der nächste Tag startete erneut mit einem anstrengenden Kamin, nach dem man definitiv wach war. Im Anschluss geht es mit leichtem Gepäck in 12 weiteren Längen bis an den 4240 Meter hohen Gipfel und wir schafften es am gleichen Tag ins Basislager zurück.

Bigwall Klettern Kirgistan Foto: Fabian Hagenauer

Kirtchilka Berg

Die nächste Herausforderung für Luis und mich wartete im Tal gegenüber. Der Berg "Kirtchilka" oder "1000 Years of Christianity" ist 4510 m hoch. Die logischste Linie ist ein Pfeiler, der einen Höhenunterschied von 1200 m aufweist und in 36 Seillängen bis zum Schwierigkeitsgrad 7a auf den Gipfel führt. Auf der gesamten Strecke fanden wir kein vorhandenes Material, weswegen man unbedingt stabiles Wetter für die Begehung brauchte. Den ersten Tag mussten wir alles mit Rucksack klettern, danach steilte es auf und am zweiten Tag konnten wir den Rucksack nachziehen und die schwierigen Längen genießen. Am Gipfel angekommen erwartete uns eine äußerst lange Abseilfahrt durch unbekanntes Gelände, deswegen blieben wir noch eine Nacht auf den Gipfel. Im Tageslicht konnten wir reibungslos und ausgeruht die 8 stündige Abseilfahrt in Angriff nehmen.

The great Ibex

In derselben Zeit hat die Seilschaft Jonas und Valle eine neue Route an einer ästhetischen Wand, die keinerlei Begehungsspuren aufweist, in Angriff genommen. Der Zustieg erwies sich als mühsam, doch kurz vor dem Gewitter konnten sie ihre Route mit zehn Seillängen bis zum Schwierigkeitsgrad 6b und nur mit Schlaghaken abgesichert austoppen. Die Route weist super Fels mit beste Risse auf und toppt auf einer markanten Nadel am Grat aus. Sie nennen die Route "The great Ibex", Ibex bedeutet Steinbock und dieser war sehr oft Thema im Basecamp.  

Bigwall-Klettern Kirgistan Foto: Fabian Hagenauer

Slesova Turm

An den beeindruckenden Turm namens Slesova befindet sich eine äußerst steile und abweisende Westwand, die als Rusian Shield bezeichnet wird. Des Weiteren führt eine Route mit dem Namen "American Way" durch die Wand und weist Schwierigkeiten bis 7c+ auf. Die Absicherung erfolgt zum Teil mit Bohrhaken und größtenteils zum selbst Absichern. Die Tour erinnert an den bekannten Freerider im Yosemite, wobei beim American Way selten zwei Seilschaften aufeinandertreffen. Die Tour begeistert Luis und mich, und nach einem Tag Vorbereitung konnten wir in drei Tagen sturzfrei bis auf den Gipfel klettern und noch am gleichen Tag ins Basecamp abseilen. #

Wir haben wundervolle Erfahrungen mit dem Land und den Menschen gemacht. Aus diesem Grund können wir das Reiseziel von Herzen weiterempfehlen.
- Fabian Hagenauer

Bericht: Fabian Hagenauer