Steil geht es oft hinauf, über Felsblöcke und durch Geröllhalden, dann wieder ganz sanft durch Hochtäler an mäandernden Bachläufen entlang. Ohne die alpinen Wege würden uns einige fantastische Ausblicke verwehrt bleiben. Der Klimawandel setzt aber auch ihnen zu: Tauender Permafrost und starke Niederschläge weichen den Untergrund auf. Die Folge sind zum Teil instabile, weggeschwemmte oder verschüttete Wege. Gleichzeitig müssen für die Wegesanierung und den -bau auch Ressourcen aufgewendet werden. Die Balance zwischen dem Ausbaugrad der Wege und Ressourcenschutz ist hier der Schlüssel – und einige DAV-Sektionen haben da bereits viel Erfahrung.
So funktioniert's
DAV Sektion Kiel
Eine der wahrscheinlich längsten Anreisen im DAV hat die Sektion Kiel. Über 1.000 km liegen zwischen Kiel und ihrem Wegegebiet im Verwall. Einmal jährlich wird zum Saisonstart das ca. 18 km lange Wanderwegenetz vom Kieler Wegewart in Augenschein genommen. Kleine Aufgaben werden direkt durchgeführt, größere Aufgaben notiert und anschließend von der Kieler Jugendgruppe erledigt. Für die An- und Abreise nutzt der DAV Kiel die Öffis – entspannt, klimafreundlich und kostengünstig.
Vor Ort werden dann alle benötigten Materialien gekauft und zu Fuß zur Baustelle transportiert. Auch hier wird soweit wie möglich auf Regionalität und Nachhaltigkeit der Ressourcen geachtet. Steht doch eine größere Aktion an, wie beispielsweise der Bau eines Ofens in der Kieler Wetterhütte vor zwei Jahren, werden regionale Arbeitskräfte beschäftigt. Beim Materialtransport musste aufgrund der exponierten Lage leider auf einen Hubschrauber zurückgegriffen werden. Die Gelegenheit wurde aber gleichzeitig genutzt, um die Hütte mit reichlich Kaminholz zu versorgen.
DAV Sektion Mönchengladbach
Die Sektion Mönchengladbach setzt im Wegebau stark auf die Zusammenarbeit mit lokalen Akteur*innen. Vier Mal im Jahr stehen im betreuten Gebiet zwischen Granatspitze und Glocknergruppe Einsätze an. Die Begehung und Inspektion werden durch die Sektion selbst durchgeführt. Der Arbeitseinsatz wird gleichzeitig genutzt, den ehrenamtlichen Helfer*innen die Relevanz des Wegebaus näher zu bringen sowie die lokale Kultur zu erleben – der Einsatz ist meist kombiniert mit einer Veranstaltung wie der Fronleichnamsprozession. Die weiteren Einsätze werden von lokalen Akteuren und Akteurinnen übernommen. Das schont das Klima und stärkt gleichzeitig die lokale Wirtschaft und Integration. Wegen der ungünstigen Verkehrsanbindung werden die rund 1.750 Kilometer für An- und Abreise zwar mit dem Auto bewältigt – dafür ist diese Reise dank der guten Vernetzung vor Ort nur einmal pro Jahr notwendig.
Als Rohstoff werden überwiegend Holz oder andere lokale Ressourcen verwendet. Zur Trockenlegung eines wichtigen Verbindungsweges wurden beispielsweise ausschließlich Naturmaterialen wie Steine aus der direkten Umgebung verbaut [Bild]. Das spart unnötige Transportkosten und -emissionen. Wird doch ein Hubschrauber für den Materialtransport benötigt, wird dies mit den Bauern und Bäuerinnen abgestimmt und der Einsatz gleichzeitig zum Auffüllen von Materialdepots etc. genutzt. Nachhaltiges Handeln, also ökologischen, ökonomischen und sozialen Mehrwert zu schaffen, steht beim Wegebau des DAV Mönchengladbach an vorderer Stelle.
Was wurde erreicht?
Emissionseinsparungen pro Jahr
DAV Kiel: 443,4 kg CO2e durch öffentliche Anreise gegenüber PKW (Berechnung für 2.000 km für An- und Abreise: 8 Personen Fernverkehr & 2 PKW)
DAV Mönchengladbach: 891,98 kg CO2e durch Vermeidung von drei weiteren Einsätzen (Berechnung für 1.750 km für An- und Abreise für 1 PKW)
Synergien schaffen & nutzen
Wegebau & Bildung
Unterstützung lokaler Wirtschaft & Vermeidung von Anreise- und Transportemissionen
Hubschraubereinsätze gemeinsam nutzen: Transport von Materialien für Wegebau, Hütte und Bauern
Klimafreundlicher Wegebau geht Hand in Hand mit nachhaltigem Wegebau. Maßnahmen wie lokale Kooperationen, Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln und Verwendung regionaler Ressourcen spiegeln sich auch in der Emissionsbilanz wieder. Dabei stehen die Wegewart*innen zunehmend vor der Herausforderung, eine Balance zwischen Tourismus, Kultur und Natur zu finden, um auch in Zukunft auf sicherem Wege die Alpenlandschaft erkunden zu können.