Wer zum Wandern ins Karwendel möchte, ganz speziell an den Ahornboden, hat seit 2020 keine Ausrede mehr, nicht öffentlich dorthin zu fahren. Vor drei Jahren hat nämlich der Bergbus Eng buchstäblich Fahrt aufgenommen: vom Bahnhof Lenggries bringt er Bergsportler*innen bis zu den Engalmen am Großen Ahornboden. Der Bundesverband hat zusammen mit den Sektionen München/Oberland, Lenggries und Bad Tölz eine Förderung für die bestehende Buslinie eingerichtet, damit der Bus auch am Wochenende früh morgens und abends, also zu bergsporttauglichen Zeiten, fährt. Erst mit der Bahn nach Lenggries und dann mit dem Bus weiter an den Tourenstart – so geht klimafreundliches Bergsteigen.
Entspannt und klimafreundlich in die Berge – mit dem Bergbus Eng ist das seit 2020 möglich. Der rundherum mit DAV-Motiven beklebte Bergbus fährt am Wochenende sieben Mal täglich vom Bahnhof Lenggries bis zu den Engalmen am Großen Ahornboden und zurück. Im Gegensatz zu den drei täglichen Fahrten unter der Woche ist das eine erhebliche Verbesserung, die der DAV-Bundesverband zusammen mit den Sektionen München/Oberland, Bad Tölz und Lenggries initiiert hat. Die Tour ins Karwendel kann mit dem Bergbus nämlich schon um 8:20 Uhr starten und wer den letzten Bus um 18:35 Uhr zurück zum Bahnhof Lenggries nimmt, kann fast 10 Stunden am Berg verbringen – ganz ohne Auto.
Kurz & knackig: der Bergbus Eng
RVO-Buslinie 9569 vom Bahnhof Lenggries bis zu den Engalmen ( Bergbus Eng Fahrplan 2022 [45 kb])
7 Fahrten pro Tag am Wochenende zwischen 7:18 Uhr (Abfahrt Bahnhof Lenggries) und 18:35 Uhr (Abfahrt Endstation Eng/Tirol Gasthaus)
nutzbar mit Karwendelticket, 9-Euro-Ticket und Bayernticket bis zum letzten Halt in Deutschland (Oswaldhütte, danach 6,50€ pro einfacher Fahrt)
Gefördert durch den DAV Bundesverband und die Sektionen München/Oberland, Bad Tölz und Lenggries mit insgesamt rund 10.000€ pro Jahr zwischen 2020 und einschließlich 2022
CO2-Ersparnis gegenüber PKW: 6,5 kg CO2
Ausbauen statt neu Bauen
Die Idee hinter dem Bergbus ist denkbar einfach: die Buslinie in die Eng hat das örtliche Nahverkehrsunternehmen RVO schon betrieben, allerdings nicht zu Zeiten, die für Bergsportler*innen attraktiv sind. Der DAV Bundesverband ist deshalb auf die RVO mit der Anfrage zugegangen, den Takt der Buslinie am Wochenende auf früh morgens und abends zu erweitern. Rund 10.000€ pro Jahr haben der Bundesverband und die Sektionen insgesamt dafür locker gemacht, um der RVO mit dem Bergbus Eng Starthilfe zu geben. Denn solche Takterweiterungen sind sowohl logistisch als auch finanziell eine Herausforderung: es werden mehr Busfahrer*innen und unter Umständen auch mehr Busse gebraucht.
Der Bergbus Eng: Klima- und bergsportfreundlich
Lohnen tut sich das trotzdem: wer von München aus mit Bahn und Bus in die Eng fährt, kann gegenüber der Anfahrt mit dem Auto rund 6,5 kg CO2 sparen. Eine Durchschnittsfichte von 80 Jahren und ca. 40 Metern Höhe braucht gut vier Monate, um diese Emissionen zu binden – weit länger als die vier Stunden Autofahrt von München an den Großen Ahornboden und zurück. Die Anfahrt mit den Öffis schont dabei nicht nur das Klima, auch die Einheimischen und die rund 3300 Tierarten vor Ort freuen sich über geringere Lärm- und Abgasbelastung durch weniger Individualverkehr.
Im Schnitt sind während der Sommermonate zwischen 120.000 und 150.000 Besucher*innen mit PKW oder Motorrad auf der Mautstraße zum Großen Ahornboden unterwegs, obwohl der Naturparkt Karwendel als Natur- und Landschaftsschutzgebiet, sowie Natura-2000-Gebiet eigentlich unter besonderem Schutz steht. Als Bergsportler*innen können wir zumindest einen Teil der Verantwortung übernehmen und die öffentlichen Angebote wie den Bergbus Eng nutzen.
Die schönsten Tourenziele im Karwendel bleiben einem nämlich auch mit dem Bergbus Eng nicht verwehrt. Auf Alpenvereinaktiv haben wir euch eine Tourenliste zusammengestellt, bei der euch bestimmt den ganzen Sommer nicht langweilig wird und die ihr komplett mit dem Bergbus Eng erreichen könnt. Der Große Ahornboden ist außerdem ein idealer Ausgangspunkt für Mehrtagestouren zum Beispiel mit einer Übernachtung auf dem Karwendelhaus – und mit dem Karwendelticket lohnt sich auf da die öffentliche Anreise. Das ist nämlich fünf Tage lang gültig und bringt euch in Zügen der Bayerischen Regionalbahn (BRB) sowie im Bergbus Eng bis zu den Engalmen und wieder zurück. Wer von dort aus über das Lamsenjoch Richtung Pertisau weiterwandert, kann mit dem Karwendelticket auch von dort aus den Bus 9550 Richtung Tegernsee nutzen.
Die RVO bietet außerdem ein Sonderrückfahrticket an, das sogar sieben Tage lang zwischen dem Bahnhof Lenggries und der Endstation am Großen Ahornboden gültig ist. Das Bayernticket und auch das 9€-Ticket gilt bis zur Haltestelle Oswaldhütte, dem letzten Halt in Deutschland. Von dort bis zu den Engalmen kostet ein Ticket für die einfache Strecke noch 6,50 €. Wer reserviert, kann im Bergbus Eng sogar das Fahrrad mitnehmen. Mehr Infos zu den Tickets und den jeweiligen Geltungsbereichen gibt’s auf bahn.de.
Nutzen was da ist - zum Beispiel mit dem 9-Euro-Ticket
Der Bergbus Eng ist ein gutes Beispiel für eine besonders klimafreundliche Anreise: wer zum Beispiel von München aus anreist, kann für jeden Streckenabschnitt das Verkehrsmittel nutzen, das am wenigsten CO2-Emissionen vor Ort verursacht, also bis nach Lenggries den Zug und in die Eng dann den Bergbus Eng. Dafür muss keine zusätzliche Strecke eingerichtet oder neue Bahntrassen verlegt werden – die Infrastruktur ist schon da, wir müssen sie nur nutzen.
Die Förderung durch den DAV ist als Pilotprojekt gedacht, um die Buslinie bei Bergsportler*innen zu etablieren. Sie läuft deshalb 2022 aus – der bergsporttaugliche Takt soll aber bleiben. Allerdings ist auch am Bergbus Eng die Pandemie nicht spurlos vorbeigegangen: die Strecke ist bisher noch nicht annähernd ausgelastet. Das 9-Euro-Ticket ist die ideale Gelegenheit, den Bergbus Eng mal auszutesten und die Vorteile selbst zu erleben, die eine Anreise mit den Öffis hat – kein Stau, keine Parkplatzsuche und das gute Gefühl, Klima und Natur einen Gefallen zu tun.