„Wenn man sich überlegt, dass an einem schönen Winterwochenende viele Tourengeher*innen in sehr ähnliche Regionen aufbrechen, ist es eigentlich nur naheliegend, auf die Idee eines Bergbusses zu kommen.“ Gesagt, getan. Robert Jahn bringt sich schon seit vielen Jahren im Tourenreferat der Rosenheimer Sektion ein und begleitete das Projekt Bergbus von Anfang an bis zur Fahrt in die Alpen.
Die Idee: Fahrten in Skitourengebiete bündeln und so Emissionen einsparen. Mit dem Busunternehmen Strahlhuber war schnell ein guter Kontakt zu einem bergbegeisterten Busfahrer gefunden, der außerdem bereits Erfahrung mit der Projektidee Bergbus mitbrachte: Die Sektion Wasserburg fuhr auch schon mit ihm in die Berge.
So funktioniert's
Von Anfang an standen die geführten Touren von Übungsleiter*innen im Fokus: „Man könnte die Ziele von diesen Touren bündeln und alle in einen Bus setzen“, das war die Ausgangsidee, wie Robert erzählt. Bis Donnerstagabend wurden jeweils Anmeldungen gesammelt und die Wochenendsituation in den Alpen abgeschätzt: Liegt genug Schnee? Wie sieht es mit der Lawinenlage aus? Nach diesen Parametern konnte flexibel entschieden werden, ob und mit einem wie großen Bus (18 oder 32 Plätze) gefahren werden soll.
Im Winter 2021/22 klappte das an vier von fünf geplanten Samstagen. Auch im vergangenen Winter startete der Bergbus Rosenheim mit einigen geführten Gruppen Richtung Berge. Mit dem Bus ging es von Rosenheim aus direkt an den Tourenstart, von wo aus meist zwei geführten Skitouren angeboten wurden. Die restlichen Plätze im Bus konnten als Mitfahrgelegenheit für Individualsportler*innen genutzt werden, aber bisher schlossen sich fast alle Mitfahrer*innen einer Tour mit Tourenführer*in an. In der Gruppe läuft es sich eben am besten – und am sichersten.
Die unbesetzten „ungeführten Plätze“ scheiterten wohl auch am mangelnden Bekanntheitsgrad. Mittlerweile sitzen allerdings bis zu sechs Skitourengeher*innen mit im Bus, die nicht an einer geführten Tour teilnehmen. Natürlich war der bergbegeisterte Busfahrer auch dabei und genoss die Zeit in den Alpen mit der Gruppe, bevor es gemeinsam wieder zurück nach Rosenheim ging.
Was wurde konkret mit dem Bergbus erreicht?
Pro Bustour ca. 4 bis 5 Autos weniger (bei einer durchschnittlichen Autoauslastung von 3 Personen pro PKW)
Insgesamt 4 Busse vs. ungefähr 16 Auto: ca. 1.900km weniger Fahrstrecke und ca. 50% weniger Emissionsausstoß
CO2-Verbrauch der Busfahrten in kg CO2: 650 km (4 Busfahrten) x 16 Liter/100km (Mischkalkulation aus 18er und 32er Bus) x 2,65 kg/l CO2 (Emissionsfaktor Diesel) = 274 kg CO2 (Schätzung)
CO2-Verbrauch eingesparter Autofahrten in kg CO2e: 2.570km (15 Autos) x 7,5 Liter/100km x 2,37 kg/l CO2 (Benzin) = 457kg CO2 (Schätzung)
Einsparung durch den Bergbus: ca. 200kg CO2
Um 200kg CO2 zu binden, braucht eine Durchschnittsfichte etwa 11 Jahre
Gemeinsame Vorfreude auf die Tour
„Das Feedback war durchweg positiv“, erzählt Robert Jahn vom Tourenreferat der Sektion Rosenheim. Das Schönste sei die super Stimmung auf der Fahrt: Man tauscht sich über die Vorfreude auf die kommende Tour aus, lernt sich kennen, teilt vergangene Berggeschichten. „Oder man öffnet nach einer erfolgreichen Bergtour das ein oder andere Kaltgetränk gemeinsam“ – auf der Rückfahrt wurde nämlich manchmal Freibier gestellt. Darüber hinaus wissen die Teilnehmenden den fairen Preis (19€) zu schätzen.
Hinzu kommt natürlich der Komfort; es muss sich niemand um Fahrgemeinschaften kümmern, was besonders die Tourenführer*innen entlastet. „Verspätungen und Parkplatzsuche sind bei der Anfahrt mit mehreren Autos einfach mühsam“, berichtet Robert. Mit dem Bergbus fällt das weg, außerdem muss sich niemand allein in den Stau stellen. Und weil nicht alle einzeln anreisen, werden einige Emissionen reduziert – ganz nach dem DAV Leitsatz Vermeiden vor Reduzieren vor Kompensieren.
Auch in Zukunft mit dem Bus von A bis Berg
Robert Jahn findet, dass solche Pilotprojekte für den ganzen DAV eine wichtige Rolle spielen: Klimaschützendes Handeln ist manchmal so naheliegend – da sind konkret umgesetzte Beispiele die Hauptsache. Sein Traum wäre, solche Bergbusfahrten sektionsübergreifend oder sogar unabhängig von DAV Mitgliedschaften durchzuführen. Denn: „Für die CO2-Bilanz ist es egal, wer dabei ist – Hauptsache, man reist gebündelt an.“ Ob es den Rosenheimer Bergbus wieder geben wird? „Wir sind uns ziemlich sicher“, verkündet Robert Jahn, „und wir freuen uns jetzt schon auf die nächste Saison.“