Alpin- und Umweltverbände fordern eine ökologische Neuausrichtung der bayerischen Seilbahnförderrichtlinie

Die Seilbahnförderrichtlinie bezuschusst in Bayern Modernisierungsvorhaben mit bis zu 35 Prozent der Kosten. Dabei werden nicht nur die Liftanlagen, sondern auch Nebenbauten wie Beschneiungsanlagen mit Steuergeldern subventioniert. In Zeiten der Klimakrise und zunehmender Wasserknappheit ist das nicht zeitgemäß.

Die unter dem Dach der CIPRA vereinte Alpin- und Umweltverbände, BUND Naturschutz in Bayern (BN), Deutscher Alpenverein (DAV), Gesellschaft für ökologische Forschung, Landesbund für Vogelschutz (LBV), Mountain Wilderness Deutschland, NaturFreunde Deutschlands Landesverband Bayern (NF) und Verein zum Schutz der Bergwelt (VzSB) wenden sich dabei nicht grundsätzlich gegen Förderungen zur Modernisierung bestehender Anlagen.

Geldflüsse sollten allerdings an Nachhaltigkeitskriterien gekoppelt sein:

  • Keine Fördergelder für Beschneiungsanlagen sowie Seilbahnen im Zusammenhang mit FunparkElementen (z.B. Flying Foxes); stattdessen Sanierungen bestehender Anlagen fördern

  • Regionale seilbahntouristische Konzepte sollten u.a. sicherstellen, dass

    • der Skibetrieb auch mittelfristig noch möglich ist,

    • Überlastungen des Naturraums durch Kapazitätserweiterungen ausgeschlossen sind

    • und ein passendes Mobilitätskonzept umgesetzt wird, das auch die Anwohner*innen vor zusätzlichen Belastungen schützt

Beschneiungsanlagen sollten in Zeiten der Klimakrise nicht mehr mit Steuergeldern gefördert werden. Foto: DAV/Thomas Bucher

Seilbahnförderrichtlinie steigert Nutzungsdruck in den Bayerischen Alpen

In der aktuellen Förderrichtlinie fehlen solche Nachhaltigkeitskriterien als Bedingung für Subventionen. „Die meisten Seilbahnerneuerungen sind mit Kapazitätssteigerungen verbunden. Doch die Ruheräume der bayerischen Alpen kommen immer mehr unter Druck. In einigen Regionen droht ein Verkehrskollaps. Daher kann ein quantitatives Wachstum des Tourismus kein Ziel für die bayerischen Alpen mehr sein. Vielmehr ist eine qualitative Weiterentwicklung nötig“, so Richard Mergner, Landesvorsitzender des BUND Naturschutz.

Ein zentraler Kritikpunkt der Verbände ist die Förderung von Beschneiungsanlagen über die aktuelle Richtlinie. Mit dem Bau und dem Betrieb dieser Anlagen gehen große Eingriffe in die Natur einher. Hinzu kommt der große Wasser- und Energieverbrauch. „Die Förderung von Beschneiungsanlagen ist aus der Seilbahnförderrichtlinie zu streichen. Schneekanonen und neue Speicherbecken sollen nicht mehr durch Steuergelder subventioniert werden. Das ist in Zeiten des Klimawandels und der damit verbundenen Neuorientierung des Alpentourismus das falsche Signal“, so DAV-Vizepräsident Manfred Sailer.

Übergreifendes Raumkonzept notwendig

„Die Alpenregion wirtschaftlich und ökologisch zukunftssicher zu machen, bedeutet vor allem, dieses Naturjuwel zu schützen. Der Alpenraum mit seinen einzigartigen Lebensräumen und seiner herausragenden Artenvielfalt ist durch den Klimawandel stärker gefährdet als andere Regionen. Bei allen geplanten Maßnahmen sind daher Belange des Arten- und Biotopschutzes vorrangig vor weiterer touristischer Erschließung zu berücksichtigen und der Alpenplan zwingend einzuhalten“, sagt Dr. Norbert Schäffer, Vorsitzender des LBV. Ein regionales seilbahntouristisches Konzept sollte die Anforderungen an einen naturverträglichen und ökonomisch rentablen Tourismus in Einklang bringen, um die Bayerischen Alpen vor Überlastung zu schützen.

Zudem muss ein solches Konzept in eine Gesamttourismusstrategie für den bayerischen Alpenraum eingebunden sein, in der klar aufgezeigt wird, wie der bayerische Alpentourismus in Übereinstimmung mit den Klimaschutzzielen von Paris gebracht und in eine nachhaltige Gesamtentwicklung eingebunden werden kann. „Ungeregelte Aufrüstungen von Seilbahnanlagen für Winter- und Sommerbetrieb bis hin zur Eventisierung der Berge sollten nicht mit Steuermitteln unterstützt werden“, betont Dr. Sabine Rösler, Erste Vorsitzende des Vereins zum Schutz der Bergwelt.

Die Sanierung bestehender Anlagen sollte nur gefördert werden, wenn ein Skibetrieb auch mittelfristig noch möglich sein wird. Foto: DAV/Steffen Reich

Petition fordert öffentliche Debatte über Seilbahnförderrichtlinie

Zuletzt wurde die Seilbahnförderrichtlinie ohne wesentliche Änderungen fortgeführt. In Zeiten der Klimakrise und dem sich entsprechend wandelnden gesellschaftlichen Diskurs können die Umweltverbände dies nicht mehr akzeptieren und fordern daher eine öffentliche Debatte und eine Neuausrichtung der Seilbahnförderrichtlinie. Die entsprechende Petition wurde am 27. September von Vertreter*innen der Verbände an den Bayerischen Landtag übergeben. Unterstützung fanden die Verbändeforderungen auch im Obersten Naturschutzbeirat des Umweltministeriums, der diese mit einem entsprechenden Beschluss unterstreicht.

Die Übergabe der Petition im Bayerischen Landtag; v.l.n.r. S. Rösler (VzSB), S. Reich (DAV), U. Roth (CIPRA Deutschland), Rosi Steinberger (Umweltausschuss des Bayerischen Landtags), C. Eben (NaturFreunde), T. Frey (BN), M. Schödl (LBV). Foto: DAV

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