11. November 2023 - Am 10. und 11. November fand die Hauptversammlung des Deutschen Alpenvereins (DAV) in Lindau und Bregenz statt. Rund 650 Delegierte aus 250 Sektionen trafen sich im Festspielhaus Bregenz und setzten dort den Weg fort, den sie bereits in den letzten Hauptversammlungen eingeschlagen hatten: In Richtung Klimaschutz und in Richtung eines Bergsports unter den Bedingungen des Klimawandels. Gastgeberin vor Ort war die DAV-Sektion Lindau.
Ein Schwerpunktthema war auch in diesem Jahr der Klimaschutz. Den Einstieg machte der renommierte Klimawissenschaftler Prof. Georg Kaser, Glaziologe und Leitautor zweier IPCC-Berichte, der eindrücklich den aktuellen Stand der globalen Klimaveränderung präsentierte. Seine klare Botschaft: Die Zeit drängt mehr denn je, wenn wir eine lebenswerte Zukunft erhalten wollen. Dass der DAV das Thema sehr ernst nimmt, zeigen die aktuellen Beschlüsse. So ist der Klimaschutz mit überwältigender Mehrheit in die Satzung des DAV aufgenommen worden. Damit untermauert der DAV seine weitreichende, bereits 2021 beschlossene Klimaschutzstrategie. Ein wichtiger Schritt darin ist die Bilanzierung aller CO2-Emissionen im gesamten Verband. Diese Bilanzierung liegt nun für das Jahr 2022 vor, die Ergebnisse wurden auf der Hauptversammlung vorgestellt.
Demnach haben der Bundesverband und die 356 Sektionen den Ausstoß von rund 51.000 Tonnen CO2 im vergangenen Jahr verursacht. Der Großteil dieser Emissionen stammt aus Reisen im Kontext von Veranstaltungen, Kursen und Touren. Diese Erkenntnis bestärkt den DAV, seine Maßnahmen zur Reduktion von Mobilitäts-Emissionen mit unverminderter Kraft fortzuführen. Als Zwischenziel auf dem Weg zur Klimaneutralität im Jahr 2030 hat der DAV bereits vor zwei Jahren beschlossen, 30 Prozent seiner Emissionen von 2022 bis zum Jahr 2026 zu reduzieren. In den Klimaschutzkontext passt eine Entscheidung, die die Hauptversammlung kurz nach dem Emissionsbericht getroffen hat. So will sich der DAV künftig für ein Tempolimit auf Autobahnen von 120 Kilometern pro Stunde einsetzen.
Ein zweiter großer Themenblock auf der Hauptversammlung waren die Folgen der Inflation. Im DAV fallen die Kostensteigerungen überdurchschnittlich hoch aus, weil in den großen Tätigkeitsfeldern Kursbetrieb, Hüttensanierung, Hütten- und Kletterhallenbetrieb erhebliche Energie-, Bau- und Übernachtungskosten enthalten sind, und diese Kosten sind eben besonders stark gestiegen. Deshalb haben die Delegierten einerseits Sparmaßnahmen beschlossen, andererseits eine Erhöhung des Etats beim Bundesverband. Diese Maßnahmen werden 2025 wirksam. Dazu gehört auch eine Reduzierung der Erscheinungsfrequenz des Mitgliedermagazins Panorama von sechs auf vier Ausgaben pro Jahr.
Mountainbiken wird gestärkt
Seit 2017 gehört das Mountainbiken zu den Kernsportarten im DAV, ausgeübt wird es von vielen Alpenvereinsmitgliedern schon lange. In jüngerer Zeit wird immer deutlicher, wie wichtig MTB-Angebote nicht nur in den Alpen und Mittelgebirgen, sondern in und nahe an den Städten sind. Erstens, weil entsprechende Sportstätten immer beliebter werden. Zweitens, weil sich dadurch der Nutzungsdruck auf Natur und Landschaft reduzieren lässt. Und drittens, weil wohnortnaher Bergsport das Klima schützt. Deshalb haben die Delegierten beschlossen, eine Strategie und ein Förderkonzept für MTB-Sportstätten in urbanen und suburbanen Räumen zu entwickeln. Die Aufgabe wird an eine Arbeitsgruppe übergeben, die bei der kommenden Hauptversammlung berichten soll.
Zwei neue und zwei bewährte Präsidiumsmitglieder
Die neu gewählten Vizepräsident*innen heißen Wolfgang Arnoldt und Annika Quantz. Wiedergewählt für die vierjährige Amtszeit wurden Burgi Beste und Jürgen Epple. Ausgeschieden aus dem Amt sind Manfred Sailer und Simon Keller.
Bereits vor einem Monat haben die Delegierten der JDAV-Bundesjugendversammlung Annika Quantz in die Bundesjugendleitung gewählt. Die passionierte Skitourengeherin und Jugendleiterin aus der DAV-Sektion Kaufbeuren-Gablonz vertritt die Jugend als Vizepräsidentin nun auch im DAV.
Neu gewählt ins Vizepräsidentenamt ist Wolfgang Arnoldt. Der Allroundbergsteiger und Diplom-Agraringenieur wechselt sein ehrenamtliches Engagement aus der DAV-Sektion Schwaben, wo er als Naturschutzreferent fungierte, zum Bundesverband.
Mit dem Ehrenamtspreis würdigt der Deutsche Alpenverein herausragende Leistungen im Verband. In diesem Jahr fiel die Wahl auf drei Projekte im Bereich der Inklusion:
Team Inklusion Der DAV-Sektion Hamburg und Niederelbe
"H3 - mit Handicap hoch hinaus" der DAV-Sektion Miesbach
Claudia Bezold für die Gründung der Parasportgruppe der DAV-Sektion Erlangen
In ihrer Laudatio sagte DAV-Vizepräsidentin Melanie Grimm: "Das Präsidium beschließt die Vergabe an die drei Initiativen stellvertretend für alle Inklusionsprojekte in den Sektionen. Also all ihr wunderbaren Menschen, die ihr euch bereits heute und ab morgen engagiert – dieser Preis ist auch für euch!"
Grünes Kreuz geht an Achim Tegethoff
Seit 1922 verleiht der Deutsche Alpenverein das „Grüne Kreuz“ für besondere Verdienste in der Bergrettung – und damit seit 100 Jahren. In diesem Jahr wurde Achim Tegethoff von der Bergwacht Marquartstein geehrt. Seit über 40 Jahren ist er als Bergretter, Ausbilder, Hundeführer, Höhlenretter und Einsatzleiter aktiv. "Wir freuen uns, dass dein Wirken für die Rettung von erkrankten, verletzten und hilflosen Personen, dein Mut und deine gelebte Hilfsbereitschaft und Fürsorge heute gewürdigt werden", sagte Dr. Klaus Burger von der Bergwacht Bayern in seiner Laudatio.
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