Die Tourenverhältnisse zur Faschingszeit
„Im Moment haben wir in den Hochlagen der Ostalpen gute Schneebedingungen", erklärt Stefan Winter. Allerdings, so der Experte, sei nahezu flächendeckend ein sogenanntes Altschneeproblem unter der Schneedecke vorhanden, das sich im schneearmen Frühwinter gebildet habe und bis jetzt konserviert wurde. „Vorsicht ist darum am Übergang von viel Schnee zu wenig Schnee geboten, zum Beispiel bei der Einfahrt in Rinnen und Mulden." Im freien Gelände abseits der gesicherten Skipisten oder geräumten Wanderwege sollten Wintersportler*innen nur mit vollständiger Notfallausrüstung (LVS, Sonde, Schaufel, Erste-Hilfe-Set und Biwaksack) unterwegs sein.
Auf die Schneesituation wirkt sich auch das für die Jahreszeit viel zu warme Wetter aus: Der Schnee wird im Tal in den nächsten Tagen sehr schnell schmelzen, beschleunigt auch durch den Regen am kommenden Wochenende. „Dadurch empfehlen sich besonders Touren mit einem Startpunkt jenseits der 1000-Meter-Marke", so Winter. Doch auch in den höheren Lagen ist es deutlich zu warm, was die Lawinensituation positiv und negativ beeinflusst: Gut ist, dass die Wärme zu einer Setzung der Schneedecke führt, aber: In den nächsten Tagen wird die Lawinenwarnstufe im Tagesverlauf zunehmen, bedingt durch die steigende Gefahr von Nassschneelawinen. „Solche Situationen lassen sich aber zum Glück relativ einfach entschärfen", weiß Winter: Früh aufbrechen, vor Mittag die gefährdeten Bereiche verlassen und bei Regen besser umkehren.
Wer sich lieber im gesicherten Skiraum bewegt, der wird sich über gut präparierte Pisten freuen können. Doch auch hier gilt: Mit zunehmender Erwärmung wird der Schnee schwerer – die besten Bedingungen herrschen darum morgens bis zur Mittagszeit. Bereits wenige Meter neben der Piste kann sich die Schneesituation jedoch schnell verändern: "Durch den Wind der letzten Wochen und einer generell unterdurchschnittlich hohen Schneedecke, können neben der Piste auch noch Steine aus dem Schnee herausragen oder nur oberflächlich bedeckt sein. Ein Sturz mit Steinkontakt erhöht die Verletzungsgefahr deutlich!"
Die Lawinenlageberichte für die Alpen gibt es unter lawinen.report. Praktisch für Bergsportler*innen ist darüber hinaus der Bergbericht des DAV. Er erscheint jeden Donnerstag und fasst die Verhältnisse und das Wetter in den Alpen und den deutschen Mittelgebirgen zusammen.
Tourentipps: Ski- und Schneeschuhtouren, Winterwanderungen
Rodelspaß und Hüttengaudi
Wer seine Wintertour mit einer Einkehr am Berg krönen möchte, findet zwischen Berchtesgaden und Silvretta viele geöffnete Hütten. „Dennoch sollte man sich vorab auf der Webseite der Hütte oder bei den Hüttenwirtsleuten über die aktuellen Öffnungszeiten erkundigen, da nicht alle Hütten zu dieser Jahreszeit durchgehend bewirtschaftet sind", rät Miriam Roth, Hüttenexpertin beim Deutschen Alpenverein.
Es müssen aber nicht immer die Ski sein: Spaß, Naturgenuss und Bewegung an der frischen Luft gibt es auch beim Rodeln: Viele Zufahrtsstraßen von Alpenvereinshütten eignen sich perfekt für eine Abfahrt auf zwei Kufen nach der Einkehr. Roth: „Dadurch, dass diese Forststraßen häufig benutzt werden, entsteht eine feste Schneedecke wie auf einer Piste. Der Schnee kann sich dort auch dann noch halten, wenn es ringsum schon taut." Infos zur Schneesituation vor Ort findet man in der Regel auf der Webseite der Hütte oder bei den Hüttenwirtsleuten.
Schneearmer Winter – alles nur Wetter?
Leider nicht: „Natürlich stehen die aktuellen Bedingungen – milde Temperaturen, wenig Schnee – im direkten Zusammenhang mit dem Klimawandel", erklärt Dr. Tobias Hipp, Experte für Klimawandel und Gletscher beim DAV. „Aktuell liegen zum Beispiel in der Schweiz 40 bis 70 Prozent weniger Schnee als im dreißigjährigen Mittel. Das bedeutet nicht, dass ab sofort jeder Winter so wird, aber das wird immer häufiger vorkommen."
Nicht nur für Wintersportbegeisterte ist das ein Problem. Ein schneearmer Winter in den Alpen ist auch im darauffolgenden Sommer deutlich zu spüren. Hipp: „Das letzte Jahr hat uns allen deutlich gezeigt, was passiert, wenn auf einen schneearmen Winter auch noch ein trockener Sommer folgt: Größere Risiken beim Bergsport, Wassermangel auf den Hütten, Wassermangel und Nutzungskonflikte in von Haus aus niederschlagsarmen Alpenregionen. Dabei gehen die Folgen schon jetzt über den Alpenraum hinaus, wie beispielsweise die Trockenheit der Poebene gezeigt hat". Sollten die kommenden Wochen ähnlich schneearm bleiben, kann sich diese Konstellation im Sommer 2023 wiederholen.
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