Erklärung des DAV-Präsidiums
Januar 2017
Als große zivilgesellschaftliche, unabhängige Organisation nimmt der Deutsche Alpenverein e.V. (DAV) seine gesellschaftliche Verantwortung sehr ernst. Er will seine Position als großer deutscher Sport- und Naturschutzverband nutzen, um einen wesentlichen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten.
Mit Sorge beobachten wir, wie angesichts gesellschaftlicher und sozialer Herausforderungen der Tonfall in den öffentlichen Debatten rauer wird. Wie Ängste und Sorgen vieler Menschen dazu missbraucht werden, Feindseligkeit und Hetze gegen Andersdenkende gesellschaftsfähig zu machen. Wie die freiheitliche demokratische Grundordnung und grundlegende Werte der Mitmenschlichkeit in Frage gestellt oder sogar missachtet werden. Diese Entwicklung in Deutschland, in Europa und in anderen Teilen der Welt ist gefährlich und darf keinesfalls unterschätzt werden.
Im Bewusstsein seiner eigenen Geschichte und seines Verhaltens zu Beginn des letzten Jahrhunderts hat sich der DAV bereits 2001 ausdrücklich gegen Intoleranz und Hass positioniert. Die pauschale Ausgrenzung jüdischer Mitglieder aus dem DAV schon vor der nationalsozialistischen Machtübernahme mahnt uns, gegen jegliche Form von Intoleranz Stellung zu beziehen und sehr wachsam gegenüber populistischen und spaltenden Tendenzen zu sein.
Nur eine weltoffene Gesellschaft, die ihre Kontroversen sachlich, respektvoll und im ehrlichen Bemühen um vertretbare Lösungen für alle Beteiligten führt, wird ihren Mitgliedern eine lebenswerte Zukunft bieten können.
Gerade als Bergsportler*innen erleben wir, wie bereichernd das Kennenlernen und Erleben anderer Kulturen ist. Offenheit, Toleranz und Wertschätzung gegenüber allen Menschen, ungeachtet ihrer Weltanschauung, Religion, Kultur, sexuellen Orientierung oder ethnischen Herkunft, sind dabei selbstverständliche und unentbehrliche Grundlage.
Wir treten ein für Freiheit, Respekt und Verantwortung. Für ein offenes und tolerantes Miteinander aller Menschen. Heute, morgen, hier und überall.
Erklärung "Gegen Intoleranz und Hass"
Beschlossen vom Hauptausschuss des Deutschen Alpenvereins, 16. bis 18. März 2001
"Der Deutsche Alpenverein (DAV) bedauert - im Rückblick auf seine Geschichte - ausdrücklich die Vorgänge im damaligen D.u.Ö.A.V., die 1924 zum Ausschluss der Wiener „Sektion Donauland“ und in dessen Folge zur Gründung des „Deutschen Alpenvereins Berlin e.V.“ geführt haben. In jener Zeit hat der Alpenverein dem Druck nicht widerstanden und sich nicht schützend vor seine jüdischen und die sie unterstützenden nichtjüdischen Mitglieder gestellt. Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor der Geschichte bekundet der DAV seinen Willen alles zu tun, dass der Ungeist von Intoleranz in jeglicher Form in seinen Reihen keinen Platz mehr finden kann. Die damaligen Geschehnisse widersprachen dem Geist der Toleranz und bergsteigerischer Kameradschaft, dem sich der Alpenverein seit seiner Gründung 1869 verpflichtet fühlte. Dass 50 Jahre später einem erheblichen Teil seiner Mitglieder die Bergkameradschaft aus rassischen, religiösen oder weltanschaulichen Gründen aufgekündigt wurde, ist dem DAV heute Mahnung, sich stets für Toleranz einzusetzen und sich gegen jegliche Form von Intoleranz zu wenden.
In einer Zeit, in der in Deutschland wieder Fremdenhass, Gewalt und Intoleranz um sich greifen, gilt es nicht nur den Anfängen zu wehren. Es gilt auch all jener Frauen und Männer des Alpenvereins würdig zu gedenken, die einst Opfer von Ausgrenzung, Intoleranz und Verfolgung geworden sind oder die tatkräftig gegen derartige Entwicklungen angekämpft haben."