Selbstsicherungsautomaten: Empfehlungen für Kletterhallen

Selbstsicherungsautomaten in Kletterhallen sind oberhalb der Kletterwand angebracht und ermöglichen das Klettern im Toprope ohne Sicherungspartner*in. Die Ausstattung der Kletteranlagen mit Selbstsicherungsautomaten nimmt weiter zu und damit auch der Bedarf an einheitlichen Sicherheitsstandards. Hinweisschilder und großformatige Einstiegsbarrieren sind ein wichtiger Schritt für mehr Sicherheit in der korrekten Anwendung der Sicherungsautomaten. Ein Video "Selbstsicherungsautomat - So geht's" steht nun auch zur freien Verfügung.

Empfehlungen für Kletterhallen

Der Deutsche Alpenverein empfiehlt, für das Klettern an Selbstsicherungsautomaten in Kletterhallen nur Geräte zu verwenden, die nach EN341 Klasse A sowie nach der zusätzlichen Prüfvorschrift RFU PPE-R/11.128 zertifiziert sind.

  • Hallenbetreiber müssen unbedingt die vom Hersteller angegebene Lebensdauerangabe beachten. Ist diese überschritten, muss das Gerät außer Betrieb genommen werden.

  • Die Geräte müssen in dem vom Hersteller angegebenen Zyklus zur Inspektion an den Hersteller/Vertreiber eingeschickt werden.

  • Die vom Hersteller vorgeschriebenen Funktionsprüfungen müssen in den angegebenen Intervallen durchgeführt werden. Insbesondere das Sicherungsband/-seil unterliegt Verschleiß, der abhängig ist von Nutzung, Umweltbedingungen, Routenführung etc.; daher muss es täglich kontrolliert und rechtzeitig ausgetauscht werden. Auch das Innenleben des Automaten oben an der Decke unterliegt Verschleiß.

  • Karabinerverschluss: Um ein unbeabsichtigtes Aushängen zu vermeiden, sollten zum Anseilen zwei gegenläufig eingehängte Karabiner mit Positionierung, ein Safelock-Karabiner oder ein Trilock mit vorgeschaltetem Drehgelenk (Swivel) verwendet werden. Achtung: Geräte die mit Stahlseil (anstelle von Sicherungsband) ausgestattet sind, sollten nicht mit einem Swivel verwendet werden, da der „Drall“ im Seil erhalten bleiben soll. Bei einem Stahlseil ist es sehr unwahrscheinlich, dass sich dieses ungünstig bewegt, über den Karabiner legt oder hängenbleibt.

  • Am Einstieg der Route sollten möglichst einheitliche Hinweise zur korrekten Bedienung des Geräts gegeben werden. Dazu gehören das korrekte Einhängen, die Beurteilung des Zustands des Seils bzw. Bandes und die korrekte Funktionsweise der Apparatur (insbesondere zur Einzugsgeschwindigkeit). Bei Auffälligkeiten müssen Nutzer*innen dazu aufgefordert werden, diese unverzüglich dem Hallenpersonal zu melden.

  • Zusätzlich empfiehlt es sich, durch technische Lösungen, die Wahrscheinlichkeit des Loskletterns ohne korrektes Einbinden zu verringern (Trapeztuch).

  • Im Routenbau sollten folgende Punkte beachten werden:  Kletterlinien an Selbstsicherungsautomaten sollten von Vorstiegslinien deutlich getrennt werden. Klettergriffe sollten nur in Linie und nicht zu weit seitlich geschraubt sein, um starkes Pendeln zu vermeiden alle Anfangstritte und -griffe sollten durch die Einstiegsbarriere abgedeckt werden. Volumen und große Griffe sollten nicht am Band/Seil des Automaten scheuern können. Griffe sollten rechtzeitige enden damit ein Überklettern des Gerätes nicht möglich ist.

  • Das Erklär-Video zum "Klettern mit Selbstsicherungsautomaten - So geht's!", das auf den Info-Screens der Kletterhallen abgespielt werden kann, unterstützt zusätzlich die Sensibilisierung und Einweisung der Kletterhallenbesucher*innen in die korrekte Nutzung des Selbstsicherungsautomaten.  

Einheitliche Hinweisschilder und Einstiegsbarriere

Das Europäische Komitee für Normung (CEN) unter Federführung des Deutschen Instituts für Normung (DIN) befasst sich mit der Entwicklung einer eigenen Norm für Selbstsicherungsautomaten speziell für die Anforderung in Kletterhallen. Im Rahmen der Normenmitarbeit durch den DAV wurden für die Darstellung der korrekten Anwendung der Automaten bzw. als Gefahrenhinweis Erklärbilder und Icons entwickelt. Ziel soll sein, weltweit verständliche und damit möglichst einheitliche Hinweisschilder in den Kletterhallen zu etablieren. Denn auch die Anwender*innen sollten auf die korrekte Bedienung des Gerätes hingewiesen werden, um Unfälle zu vermeiden.  

Der DAV hat auf Basis dieser Erklärbilder/Icons Hinweisschilder am Einstieg, Plakate und Einstiegsbarrieren entwickelt und produzieren lassen. Alle Kletterhallen haben nun die Möglichkeit, diese Hinweisschilder/Einstiegsbarrieren in der erforderlichen Menge zu erwerben. Die Produkte sind neutral, also nicht mit dem DAV-Logo gebrandet, und werden im Folgenden vorgestellt.

Hinweisschild für Kletterhallen. Foto: DAV

Hinweisschild am Einstieg

Das Hinweisschild am Einstieg zeigt die im Rahmen der DAV-Normenmitarbeit entwickelten Erklärbilder ohne Text. Anhand dieser Bilder wird die korrekte Anwendung des Sicherungsautomaten, also das Einhängen, der Selbstcheck, die Bandeinzugsprüfung und das Klettern in der Linie erläutert. Für die gerätetypische Gewichtsangabe sind freie Felder vorgesehen, in die per Hand das zulässige Mindest- und Höchstgewicht eingetragen werden kann. Auch enthalten ist der Gefahrenhinweis auf die mögliche Kollision der sich ablassenden Person mit am Wandfuß stehenden Personen.

Diese Wandtafel besteht aus 2mm-Aluminium-Verbundmaterial in DIN A4 Höhe mit vorgesehener Lochung zur Montage mittels Holzschrauben. Das Material ist abwischbar, so dass Spuren von Kletterschuhen entfernt werden können. Vorgesehen ist die Montage direkt an der Kletterwand am Einstieg der Kletterroute. Der Blick sollte vor dem Einhängen des Karabiners darauf fallen können.

Hinweisplakat

In Ergänzung zur Wandtafel gibt das Plakat die Erklärbilder mit einem erläuternden Kurztext im größeren DIN A2 Format wieder.

Bestellung

Hinweisschild (9,80 € brutto) und Hinweisplakat (4,30 € brutto) je zzgl. Versand können von Kletterhallen beim DAV bestellt werden.

DAV-Sektionen bestellen die Schilder und Plakate bitte über den Sektionen-Shop im DAV-Shop. Zum DAV-Shop.

Andere Kletterhallen, Schulen und Einrichtungen verwenden bitte das Bestellformular.

Unten am Seitenende steht auch das jeweilige PDF zum Download zur Verfügung, so dass Plakat und Tafel auch selbst ausgedruckt werden können.

Einstiegsbarriere von Bänfer. Foto: Bänfer

Einstiegsbarriere

Als Einstiegsbarriere wurde ein großflächiges Trapezprofil mit den Maßen 1,5 m Höhe und 1,4 m Breite am Boden entworfen. Mit dieser Fläche werden möglichst alle Einstiegstritte der Routen abgedeckt, um ein Vorbeiklettern an der Route zu verhindern. Die Routensetzer*innen sollten ebenfalls darauf achten, die Einstiegstritte entsprechend zu platzieren.

 Statt einem Tuch hat sich eine 1 cm dünne Matte als wertiger und stabiler erwiesen. Damit bleibt die Trapezmatte automatisch während des Kletterns sauber auf dem Boden liegen und kann nicht so leicht aus Versehen zusammengeschoben werden.

 Auf der Vorderseite der Einstiegsbarriere weist ein Erklärbild auf den Selbstcheck "Korrekt Eingehängt?" hin. Hier ist auch eine Lasche für die Befestigung des Karabiners des Automaten angebracht. Auf der Rückseite, also wenn die Trapezmatte auf dem Boden liegt, ist das Piktogramm "Achtung Kollisionsgefahr!" als der Gefahrenhinweis zu sehen. Die ausgebreitete Matte und der auf der Rückseite angebrachte Gefahrenhinweis signalisieren Personen am Wandfuß anschaulich, sich nicht im Nahbereich der Trapezmatte aufzuhalten.

Bestellung

Die Einstiegsbarriere wird von Bänfer produziert und kann nur über Bänfer bezogen werden. Die Kosten pro Einstiegsbarriere liegen bei ca. 200 EUR plus Versandkosten. Ansprechpartnerin für Rückfragen und Bestellungen ist Andrea Rothe, E-Mail an bouldern@baenfer.de, Stichwort "Auto-Belay Segel".

Erklär-Video "Klettern mit Selbstsicherungsautomaten - So geht's!"

Das von der DAV-Sicherheitsforschung gedrehte Video zu "Klettern mit Selbstsicherungsautomaten - So geht's" steht allen Kletterhallen unentgeltlich zur Nutzung zur Verfügung. Sie können entweder mittels Youtube auf das Video verweisen oder es bei Vimeo downloaden. Auf Skyfish steht das Video in der deutschen und englischen Variante zum Download zur Verfügung.

Hintergrundinformationen

Bisher wurden diese Selbstsicherungsautomaten nach der Europäischen Norm EN 341 als Rückhaltesysteme zertifiziert. Diese Norm ist jedoch nicht für die Prüfung von Auffanggeräten konzipiert, sondern für „Abseilgeräte zum Retten“. Nach EN 341 gibt es vier verschiedene Geräteklassen: A, B, C und D. Die höchsten Anforderungen erfüllt die Klasse A. Geräte der Kategorie D sind beispielsweise für nur einen einzigen Ablassvorgang zertifiziert. Modelle, die nach EN 341 zertifiziert wurden, sind daher nicht automatisch für die Anwendung in Kletterhallen geeignet, wo täglich sehr viele Ablassvorgänge vorkommen können.

Zusätzliche Prüfvorschrift

Damit Geräte für die Anwendung in Kletterhallen und Hochseilgärten auch nach einem einheitlichen Sicherheitsstandard getestet werden, haben die europäischen Zertifizierer eine zusätzliche Prüfvorschrift (RFU PPE-R/11.128) entwickelt. Demnach müssen Geräte für den Klettersport und für Hochseilgärten die 10-fachen Anforderungen der EN 341 Klasse A erfüllen. Geräte für die Anwendung im Klettersport werden seit 2020 europaweit in der Regel nach diesen Anforderungen zertifiziert.