16. November 2024 - Am 15. und 16. November fand die Hauptversammlung des Deutschen Alpenvereins (DAV) im Congress Centrum in Würzburg statt. Inhaltliche Schwerpunkte der Arbeitstagung, zu der etwa 600 Delegierte aus rund 270 Sektionen angereist waren, bildeten die Bereiche Leistungssport, MTB sowie Natur- und Klimaschutz. Zu Beginn der Tagung ging es allerdings zunächst um die Digitalisierung des Verbandes.
Intensive Debatten zur Digitalisierung
2018 hat sich der Deutsche Alpenverein als erster großer Verband auf den Weg in eine flächendeckende Digitalisierung seiner gesamten Strukturen gemacht - seiner Bundesgeschäftsstelle ebenso wie seiner 355 Sektionen. Ziel war und ist es, alle wichtigen Abläufe wie zum Beispiel Mitgliederverwaltung, interne Kommunikation und die Bereitstellung wichtiger Software zentral und aus einer Hand zur Verfügung zu stellen. Rund 15.000 Menschen aus der gesamten Sektionenlandschaft sind inzwischen im System aktiv, allein die schiere Zahl zeigt schon die großen Herausforderungen, die mit diesem IT-Projekt verbunden sind. Ursprünglich war vorgesehen, mit allen Bestandteilen bis Ende 2022 fertig zu sein. Auch jetzt, Ende 2024, ist das allerdings noch nicht der Fall, einige Bausteine fehlen oder sind kurz vor Fertigstellung. Die Debatte um die Digitalisierung nahm daher gleich zu Beginn der Hauptversammlung viel Raum ein. Sie drehte sich vor allem um Fragen nach den Gründen der Verzögerung, die letztlich auch zu deutlichen Kostensteigerungen führen. Präsidium und Projektleitung legten in diesem Zusammenhang einen Fahrplan zur Lösung der aktuellen Probleme vor, der im Saal auf breite Zustimmung traf.
Leistungssport: zielgerichtet in die Zukunft
Auf der Hauptversammlung wurden die Ergebnisse einer umfangreichen Evaluierung des DAV-Leistungssports vorgestellt – nach dem ersten olympischen Zyklus (2018-2021) der Sportart Klettern ein guter Zeitpunkt für eine Bestandsaufnahme und das Ausloten der Perspektiven. Weltklasseleistungen erbringen, professionelle Strukturen ausbauen, für die Werte des DAV einstehen und einen sicheren Leistungssport mit körperlich wie psychisch gesunden Athlet*innen ermöglichen: Für diese zentralen Ziele sind höhere Investitionen notwendig, um den Leistungssport weiterzuentwickeln - Investitionen, die der Verband auf der Hauptversammlung im nächsten Jahr beschließen möchte. In den letzten Jahren hat sich der Leistungssport bereits deutlich professionalisiert: Klettern ist dauerhaft Teil des Olympischen Programms und wird ab 2028 Teil der Paralympics sein. Das Skibergsteigen wird 2026 erstmals olympische Sportart sein, passend dazu verankerten die Delegierten die traditionelle Kernsportart als olympische Wettkampfsportart im DAV: Sie bestätigten die Vereinbarkeit mit Leitbild und Satzung. Damit bleibt der DAV der zuständige Fachverband für das Skibergsteigen mit der sportlichen Kompetenzführerschaft und entsprechender Einflussnahme bei Natur- und Umweltschutzfragen.
MTB: Unterstützung für urbane und wohnortnahe Infrastruktur
Bei der Kernsportart MTB und der entsprechenden Infrastruktur wurde die Grundlage für eine richtungsweisende Entwicklung innerhalb des Verbands geschaffen: Eine neue Richtlinie ermöglicht die Förderung von Trails und MTB-Anlagen im urbanen Raum und wohnortnahen Regionen. Immer mehr Sektionen engagieren sich beim Aufbau und Erhalt von MTB-Infrastruktur auch außerhalb der Alpen und beteiligen sich damit an notwendigen Lenkungskonzepten vor Ort. Sie bieten ihren Mitgliedern außerdem attraktive sportliche Angebote im Nahbereich und leisten einen wertvollen Beitrag zur Kinder- und Jugendförderung und bei der Sensibilisierung für Natur- und Umweltschutz. Neben der finanziellen Unterstützung schafft die neue Förderrichtlinie auch die Grundlage für eine kompetente Beratung der Sektionen und Unterstützung in der Öffentlichkeitsarbeit.
Klima- und Naturschutz: Stärkere Stimme gegenüber Politik
Als größter deutscher Naturschutzverband hat der DAV eine besondere gesellschaftliche Verantwortung und mit seinem Klimaschutzprojekt eine ambitionierte Unternehmung. Der erste große Meilenstein war 2023 mit der Veröffentlichung der ersten verbandsweiten Emissionsbilanzierung erreicht. Im Bilanzjahr 2022 gingen rund 51.000 Tonnen CO2-Äquivalente auf das Alpenvereinskonto, bis 2026 will der DAV 15.300 Tonnen einsparen. Um weitreichendere Veränderungen anzustoßen und öffentliche Debatten aktiv mitzugestalten, muss der Alpenverein allerdings gezielter die Bundes- und Landespolitik adressieren. Darin waren sich die Delegierten einig und beschlossen eine verstärkte Interessenvertretung im politischen Berlin.
Adressieren konnte der DAV einige Punkte dann auch gleich direkt an die Bundes- und Landespolitik. Staatssekretär Hartmut Höppner, der in Vertretung des Bundesministers für Digitales und Verkehr, Volker Wissing, die Hauptversammlung besucht hatte, machte deutlich: Nachhaltige Mobilität und der regionale Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel sind unabdingbar. Vor allem die letzte Meile zum Ausgangsort einer Tour in den Alpen oder in den Mittelgebirgen ist für die klimafreundliche Anreise zu Touren oft noch eine Herausforderung. Der DAV richtete außerdem seine Forderung nach einem Tempolimit von 120 km/h in Richtung Bundesverkehrsministerium.
Joachim Herrmann, der Bayerische Staatsminister des Innern, für Sport und Integration, ging auf die wichtige Präventionsarbeit des DAV in Sachen Sicherheit am Berg ein – auch vor dem Hintergrund, dass es viele Menschen mit wenig Erfahrung in die Berge zieht. Gleichzeitig hob er die Leistungen der Bergwacht hervor. Bei dem für den DAV wichtigen Thema Inklusion unterstrich Herrmann die Bedeutung der staatlichen strukturellen Förderung von Inklusion im Sport. Diese kommt nicht nur im Breitensport Klettern an, sondern bildet auch eine wichtige Grundlage für die Weiterentwicklung des Parakletterns als Leistungssport, das 2028 erstmals Teil der Paralympics sein wird.
Umweltgütesiegel für Alpenvereinshütten
Sechs Hütten des Deutschen Alpenvereins sind bereits im Sommer mit dem Umweltgütesiegel ausgezeichnet worden:
Anhalter Hütte (DAV Oberer Neckar, Lechtaler Alpen)
Berliner Hütte (DAV Berlin, Zillertaler Alpen)
Braunschweiger Hütte (DAV Braunschweig, Ötztaler Alpen)
Gamshütte (DAV Otterfing, Zillertaler Alpen)
Hauerseehütte (Selbstversorgerhütte DAV Ludwigsburg, Ötztaler Alpen)
Heinrich-Schwaiger-Haus (DAV München, Glocknergruppe)
Seit 1996 vergeben die Alpenvereine das Umweltgütesiegel an Schutzhütten, die im Hüttenbetrieb den Umweltgedanken besonders konsequent umsetzen. Insgesamt konnten DAV, ÖAV und AVS bislang 148 Alpenvereinshütten mit dem Umweltgütesiegel auszeichnen, davon 78 DAV-Hütten.
Wahlen zum Verbandsrat
Der DAV-Verbandsrat trifft als Gremium des Bundesverbands Entscheidungen von verbandspolitischer Bedeutung und setzt sich zusammen aus elf Regionenvertreter*innen, einem Mitglied der Bundesjugendleitung und den sieben Präsidiumsmitgliedern. Zur Hauptversammlung 2024 endete die Amtszeit von Jens Fröhlich (DAV Aschaffenburg), der den Nordbayerischen Sektionentag im Verbandsrat vertrat, und dessen langjähriges Engagement die Delegierten würdigten. Zum neuen Regionenvertreter wurde Manfred Endres (DAV Schweinfurt) gewählt.
Bildmaterial für die Presse
Bildmaterial zum Herunterladen zur Hauptversammlung 2024 in Würzburg, zum Sport- und Ehrenamtspreis, zum Grünen Kreuz und den DAV-Umweltgütesiegelhütten gibt es unter folgendem Link zu unserer Bilddatenbank:
Hauptversammlung 2024 | Download Bilder | 1