Gemeinsamkeit macht stark

Das Damenkomitee der Sektion Prag

Frauen spielten in den Publikationen rund um Alpenverein, Bergsteigen und Alpinismus meist eine untergeordnete Rolle. Doch sie waren dabei und übernahmen Verantwortung. Das zeigt beispielhaft dieses Gedenkbild an den Einsatz des Damenkomitees der Sektion Prag.

Gedenkbild. Foto: Alpines Museum/WEST Fotostudio Wörgl

Am 8. und 9. August 1904 versammelte sich eine große Festgesellschaft beim inneren Kesselkogel bei Matrei-Innergschlöss, um die Neue Prager Hütte einzuweihen. Auf Initiative des Vorsitzenden der Sektion Prag, Johann Stüdl, war der Bau schon 1901 geplant und von Architekt Rudolf Schwarz in dreijähriger Bauzeit ausgeführt worden. Nun war es soweit, die Einweihung konnte gefeiert werden. Zu den Ehrengästen der illustren Gesellschaft gehörte als „Repräsentantin der alpinen Damenwelt“ [1] die Hofrätin Hermine Kmoch aus Graz, die erfolgreichste österreichische Bergsteigerin der 1870er Jahre.

Die lange Bauzeit der Hütte und Verzögerungen hatten ihre Ursache nicht nur im schlechten Wetter der Jahre 1902 und 1903, sondern in einem empfindlichen finanziellen Engpass, in den die Sektion geraten war. 1903 stand fest, dass die Mittel für die Innenausstattung der Hütte nicht aufzubringen sein würden. In dieser Situation bewährte sich der für den Alpenverein charakteristische Gemeinschaftssinn. Doch nicht die Herren, die normalerweise im Licht der Öffentlichkeit standen, nahmen sich der Sache an, sondern ein aus 14 Mitgliedern bestehendes „Damenkomitee“. Innerhalb kürzester Zeit gelang es den rührigen Frauen unter ihrer Präsidentin Natalie Umrath nicht nur Bargeld, sondern auch Sachspenden aller Art zur Ausstattung der Hüttenräume zusammen zu bringen. Besonders hilfreich waren Spenden, die es ermöglichten, eine ganze Zimmereinrichtung zu finanzieren. Ebenso konnte die Küche eingerichtet und ausgestattet werden. Insgesamt hatte das Komitee in wenigen Monaten die stattliche Summe von 5129 Kronen und 40 Heller eingeworben.

Die Sektion ehrte die Damen mit ihren Porträtfotos auf dunkelgrünem Samt in einem kunstvoll getriebenen Kupferrahmen, entworfen von Rudolf Schwarz, dem Architekt der Hütte. Der Bericht über die Einweihungsfeierlichkeiten stellt abschließend fest: „Mit vereinten Kräften hat die Sektion Prag nicht nur ein Werk geschaffen, auf welches dieselbe mit Stolz blicken kann, sondern auch dem Touristenverkehre unsrer Alpen einen wesentlichen Dienst erwiesen, zur eigenen Freude und zur Ehre des Gesamtvereins.“ [2]

 

Stephanie Kleidt, freie Ausstellungskuratorin

 

[1] Jahresbericht Sektion Prag 1904, S.6

[2] Jahresbericht Sektion Prag 1904, S.23